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Ein Pilot erklärt, warum wir nach dem Southwest Airlines Unfall keine Angst vor dem Fliegen haben sollten

Der Tod einer Passagierin auf einem Southwest Airlines Flug hat bei Social Media Usern Flugängste verursacht. (Bild: Getty Images)
Der Tod einer Passagierin auf einem Southwest Airlines Flug hat bei Social Media Usern Flugängste verursacht. (Bild: Getty Images)

Der Tod eines Menschen auf einem Southwest Airlines Flug hat viele User dazu veranlasst, in den sozialen Medien über ihre Flugängste zu sprechen.

Am Dienstag kam es bei Flug 1380 auf dem Weg von New York City nach Dallas, Texas, mit 144 Passagieren und fünf Crewmitgliedern zu einem Triebwerksaufall, was dazu führte, dass das Flugzeug in Philadelphia notlanden musste.

Der Passgier Matt Tranchin erzählte dem Nachrichtensender „WPVI” aus Philadelphia: „Es gab eine riesige Explosion und drei Reihen vor mir zerbrach Glas“, und weiter: „Flugbegleiter eilten herbei. Es gab kurzfristig Chaos. Alle bewegten sich in Richtung des Lochs. Als Passagiere waren wir nicht sicher, ob sie versuchten, das Loch zu schließen, aber es roch im Flugzeug nach Rauch. Aus der Lüftung kam Asche. Wir begannen zu sinken. Manche Crewmitglieder konnten ihre Panik nicht verbergen. Und manche weinten, als sie durch das offene Fenster auf das Triebwerk blickten.“

Flug 1380 aus New York City nach Dallas notlandete in Philadelphia. Triebwerk explodierte in der Luft und zertrümmerte ein Fenster drei Sitze entfernt von…

Cassie Adams, eine weitere Passagierin, erzählte „ABC News”, dass ein Fenster explodierte und „eine Frau hinausgesaugt wurde” und „zwei mutige Männer reagierten umgehend und halfen, sie zu fassen und wieder hineinzuziehen.”

„Dies ist ein trauriger Tag und ich möchte der Familie und allen Angehörigen unserer verstorbenen Kundin unser tiefstes Mitglied aussprechen“, sagte Gary Kelly, CEO von Southwest Airlines lait „CNN“. „Wir kennen den Grund für den Vorfall nicht.“ Kelly fügte hinzu, dass das Flugzeug am 15. April zuletzt inspiziert wurde und der Vorsitzende des National Transportation Safety Board, Robert Sumwalt, sagte den Reportern, dass der Vorfall als „Triebwerksausfall“ eingestuft werde.

Ein Passagier namens Marty Martinez begann, den Vorfall per Facebook live zu übertragen. „Etwas stimmt mit unserem Flugzeug nicht!“, schrieb er, während er eine Atemmaske trug. „Es scheint, als würden wir sinken! Notlandung!! Southwest Flug von New York City nach Dallas!!“

Martinez fügte hinzu: „Triebwerk ist explodiert (nehmen wir an) und brach ein Fenster, wodurch eine Passagierin getötet wurde. Flugbegleiter kamen angerannt und baten Passagiere um Hilfe, um das Loch zu schließen, während sie zusammenbrachen und unkontrolliert zu weinen anfingen und panisch aussahen, als sie nach draußen blickten. Flugzeug sank dramatisch und es roch nach Feuer und auf alle fiel Asche während des Vorfalls. Völlig furchterregend, aber es geht uns gut.“

Und als die Fotos und Berichte der Reisenden online die Runde machten, äußerten sich immer mehr zu ihrer Flugangst.

Meine Angst vor dem Fliegen ist gerade größer geworden… sie wurde WAS?!!

Dieses Bild und diese Beschreibung sind genau das, wie ich mir vorstelle, wie jeder einzelne Flug, den ich nehme, endet.

Ich werde nie wieder fliegen können #fearofflying

Die heutigen Nachrichten helfen nicht wirklich mit meiner Flugangst.

Jetzt habe ich Angst zurückzufliegen, besonders weil ich schon so oft Southwest von LGA geflogen bin.

Die Vorfälle sind absolut unvorstellbar, alerdings ist es der erste tödliche Unfall auf einem US-amerikanischen Passagierflug seit 2009, als Colgan Air 3407 in der Nähe von Buffalo, New York abstürzte und dabei 49 Menschen an Bord sowie eine Person am Boden starben, berichtet „CNN“. Und es ist der erste Todesfall einer großen US Airline seit 2001, als der American Airlines Flug 587 auf dem Weg von New York in die Dominikanische Republik kurz nach dem Start abstürzte, wobei laut den „New York Daily News“ 260 Menschen ums Leben kamen.

„Wir wissen, dass rund 33 Prozent der Menschen Flugangst haben und von diesen die Hälfte Probleme mit dem Fliegen hat und die andere Hälfte gar nicht fliegt“, erklärt Kapitän Tom Bunn, pensionierter Airline Pilot nach über 30 Jahren und Autor der Buches „Soar: The Breakthrough Treatment for Fear Of Flying“ gegenüber Yahoo Lifestyle.

Es gibt keinen allgemeinen Grund für Flugangst, aber Bunn sagt, die Bewältigungsmechanismen haben mit der Geburt zu tun. „Wenn ein Baby weint, dann wird seine Amygdala, also der Teil des Gehirns, der Stress bewältigt, aktiviert und es wird nur durch das Gesicht, die Stimme oder die Berührung der Bezugsperson beruhigt“, sagt er. „Mit der Zeit lernen Babys, sich zu beruhigen, indem sie die Reaktion ihrer Eltern antizipieren und das ist ähnlich der Erleichterung, die viele erleben, wenn das Flugzeug Richtung Boden sinkt. Die sogenannte Gefahr ist noch immer da, denn das Flugzeug bewegt sich, aber die Erwartung der Landung fühlt sich beruhigend an.“

Der Auslöser von Angst ist häufig die fehlende Kontrolle oder die Unfähigkeit, einer Gefahr entkommen zu können, zwei Faktoren, die man akzeptieren muss, wenn man in ein Flugzeug einsteigt. Interessanterweise entwickeln viele Menschen eine Flugangst, wenn sie ungefähr 27 sind, wenn das Gehirn vollständig entwickelt ist und die jugendliche Annahme, dass man unverwundbar ist, dahinschwindet.

Bunn kann nur vermuten, was beim Southwest Flug 1380 passierte, aber eine Möglichkeit ist, dass das Triebwerksgehäuse (die Verkleidung) sich gelöst hat. „Während einer Triebswerksreparatur wird das Gehäuse gelockert und wenn die Arbeiten abgeschlossen sind, wird es geschlossen“, sagt er. „Aber wenn jemand es nicht richtig geschlossen hat oder der Verschluss des Gehäuses abgenutzt ist, kann es davonfliegen. Dies ist schon Hunderte Male passiert, aber bisher gab es keine Toten.“ Bunn mutmaßt, wenn das Gehäuse davonflog und das Plexiglasfenster des Flugzeuges traf, dann habe der entstandene Sog die Luft aus dem Fenster hinausgesaugt – und jeden, der im Weg war.

Verbreitete Flugmythen zu entlarven, kann die Ängste mindern. „Tubulenzen zum Beispiel verursachen keinen Absturz und sind nur ein winziger Teil dessen, was Flugzeuge aushalten können“, sagt er.

Auch wackelnde Flügel während des Fluges sind völlig normal. Laut „CBS Money Wach“ können „die Flügel eines Flugzeugs Turbulenzen aushalten, die 50 Prozent stärker sind als das Schlimmste, was je erlebt wurde, bevor sie auseinanderbrechen. Um all dieser Kraft widerstehen zu können, sind die Flügel wie riesige Federn gebaut. Wenn Sie fest und unnachgiebig wären, bräuchte es sehr viel weniger Windkraft, um sie abzubrechen – etwas, das man in 9.000 Meter Höhe nicht erleben möchte.“

Und Bunn fügt hinzu: „Wenn man auf einer Trittleiter stehen würde, könnte man die Flügel eines Flugzeugs mit den bloßen Händen verbiegen.”

Das Ersuchen, den Piloten vor dem Start kennenzulernen oder den Flugbegleitern seine Ängste mitzuteilen, kann auch ein Hilfssystem aufbauen, bevor die Angst überwältigend wird und in der Nähe der Flügel zu sitzen, kann die Auswirkungen von Turbulenzen reduzieren.

„In den meisen Fällen, wenn Passagiere nervös sind”, so Bunn, „fliegt der Pilot ungerührt das Flugzeug. Der Job kann ziemlich ereignislos sein.“

Elise Solé