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Eine Frau erhält eine Spenderniere von einer Fremden, nachdem sie auf Facebook auf ihre Lage aufmerksam gemacht hatte

Yogalehrerin Christi Nolan, links, – eine vollkommen Fremde – spendete der Mutter Jennen Johnson ihre Niere, nachdem sie ihre verzweifelte Faceook-Anzeige gesehen hatte. (Bild: Go Fund Me)
Yogalehrerin Christi Nolan, links, – eine vollkommen Fremde – spendete der Mutter Jennen Johnson ihre Niere, nachdem sie ihre verzweifelte Faceook-Anzeige gesehen hatte. (Bild: Go Fund Me)

Eine Frau aus Toronto erhält ein lebensrettendes Nierentransplantat von einer Fremden und hilft jetzt anderen Patienten – alles dank der Macht der sozialen Medien.

Jennen Johnson, 42, eine Mutter aus Toronto, leidet unter akutem Nierenversagen, das Ergebnis ihres jahrzehntelangen Kampfes mit Lupus, einer Autoimmunerkrankung, die die Organe des Körpers angreift und Brustschmerzen, erschwerte Atmung, Hautläsionen, Hautausschläge im Gesicht und Versteifung der Gelenke verursacht. Bei 1,5 Millionen Amerikanern, die an Lupus leiden, ist die Erkrankung genetisch bedingt und wird häufig von Sonnenlicht, unterschiedlichen Infektionen oder Medikamenten ausgelöst.

Als Johnson Mitte 20 war, wurde bei ihr Lupus festgestellt und lange hatte sie die Krankheit mit dem hochdosierten Immunsuppressivum Prednison sowie weiteren Medikamenten im Griff. Aber vor zwei Jahren wurden bei einer Routineuntersuchung in Johnsons Urin erhöhte Eiweißwerte nachgewiesen und nach einem Ultraschall und einer Biopsie erhielt die Mutter die schlechte Nachricht. „Die Ärzte sagten mir, der Lupus greife meine Nieren an“, erzählt Johnson Yahoo Lifestyle.

Laut der Urology Care Foundation tritt eine Nierenerkrankung auf, wenn die Nieren nicht mehr richtig arbeiten, was dazu führt, dass sich Abfallstoffe im Körper ansammeln und das kann tödlich sein.

Die Ärzte verschrieben Johnson Medikamente, um die Freisetzung von Eiweiß in ihrem Körper zu verlangsamen und ihren Blutdruck zu regulieren. Sie durfte nur mehr wenig Salz zu sich nehmen und musste zur Therapie gehen, um die bevorstehenden Veränderungen besser verarbeiten zu können.

Sie wurde auf eine Warteliste für verstorbene Spender gesetzt, bei der die Wartezeit sechs bis acht Jahre beträgt, sowie auf eine Liste für Lebendspender, bei der die Wartezeit noch länger war. Falls beide Nieren von Johnson versagten, war der Plan, ihr eine dritte Spenderniere zu implantieren, die übernehmen kann, wenn die schwächere völlig versagt.

Letztendlich began Johnson mit der Dialyse, eine zeitaufwendige und unangenehme wiederkehrende Prozedur, bei der die Abfallprodukte aus dem Körper gefiltert werden – ein Job, den sonst die funktionierenden Nieren übernehmen. „Einmal hörte ich im Krankenhaus wie ein Arzt seinen Medizinstudenten erzählte, ich hätte nur noch vier Jahre zu leben“, sagt sie.

Christi Nolan spendete eine ihrer Nieren der ihr völlig unbekannten Jennen Johnson und die beiden sind jetzt für immer Freundinnen. (Bild: Courtesy of Christi Nolan)
Christi Nolan spendete eine ihrer Nieren der ihr völlig unbekannten Jennen Johnson und die beiden sind jetzt für immer Freundinnen. (Bild: Courtesy of Christi Nolan)

Ende September verschlechterte sich Johnsons Gesundheitszustand und sie musste sich nach jeder Mahlzeit übergeben. „Mein Arzt sagte: ‚Es muss etwas geschehen. Sie brauchen jetzt einen Spender‘“, sagt sie.

Johnson begann Freunde und Familienmitglieder zu fragen, ob jemand zu einer Spende bereit sei, aber niemand hatte Blutgruppe 0. „Ich dachte, okay, muss ich meine Verwandten in Trinidad kontaktieren oder alte Highschool-Freunde.“

Eines Tages hatte Johnsons Mutter eine Offenbarung. „Während sie unter der Dusche stand, sagte Gott ihr angeblich, sie solle eine persönliche Anzeige in der Zeitung schalten und fragen, ob jemand seine Niere spenden wolle“, sagt Johnson. „Ich dachte nur: ‚Was redest du da?‘“

Skeptisch fragte Johnson bei drei großen Tageszeitungen in Toronto an, aber keine wollte das Thema Organhandel anschneiden. Letztendlich fand sie die kostenlose, alternative Wochenzeitung „Now“, wo sie eine Anzeige schalten konnte, aber da sie sich die beinahe 2.500 Euro für eine zweiwöchige Anzeige nicht leisten konnte, wandte sie sich an Facebook, um Spenden zu sammeln.

Bild: Courtesy of Jennen Johnson
Bild: Courtesy of Jennen Johnson

„Mutter einer zwölfjährigen Tochter sucht dringend nach einem großzügigen Spender mit Blutgruppe 0, der bereit ist, untersucht zu werden und eventuell eine Niere zu spenden, um mein Leben zu retten“, stand in Johnsons Anzeige. „Wer ernsthaft daran interessiert ist, mir dabei zu helfen, in den kommenden Jahren weiterhin eine Mutter für meine Tochter sein zu können, bitte kontaktiere mich.“

„Die Anzeige ging viral und wurde in drei Wochen über 100.000 Mal geteilt“, sagt Johnson und fügt hinzu, dass sie Anrufe und Nachrichten von überall aus den Vereinigten Staaten erhielt und von einem potentiellen Spender aus Indonesien, der bereit war, die fast 15.000 Kilometer-Reise nach Toronto auf sich zu nehmen.

Aber die Frau, die Johnson das Leben rettete, lebt nur eine Stunde von ihr entfernt.

Christi Nolan, 37, eine Yogalehrerin in Hamilton, Ontario, sah die Facebook-Anzeige und brauchte “nur drei Sekunden”, um das Telefon in die Hand zu nehmen und Johnson anzurufen.

„Als ich Jennens Anzeige sah, wusste ich mit Sicherheit, dass ich meine Niere spenden muss“, erzählt Nolan Yahoo Lifestyle. „Dies war keine schnelle, impulsive Entscheidung und ich dachte nie darüber nach, einen Rückzieher zu machen, vor allem wenn man bedenkt, wie viel Ablehnung Jennen erlebt haben muss.“

Nachdem die beiden Frauen sich kurz über Facebook ausgetauscht hatten, lud Nolan ein Formular des Toronto General Hospital herunter und beantragte eine Untersuchung. Einen Monat später begann die notwendige Untersuchung des Blutes und Urins und sie musste eine psychologische Untersuchung machen, um die mentale und körperliche Übereinstimmung herauszufinden. Letztere wurde mit 91 Prozent Übereinstimmung diagnostiziert – ein Wert, den normalerweise nur Familienmitglieder erreichen – und somit konnte die Operation für den 27. März terminisiert werden.

„Christi ist mein Spender-Engel“, sagt Johnson. „Sie ist so selbstlos und ein Segen und sie weiß das nicht einmal. Sie war an diesem schicksalhaften Tag zufällig auf Facebook unterwegs.“

Christi Nolan, eine Nierenspenderin, traf Jennen Johnson, die Spenderempfängerin, bei einem emotionalen Familientreffen. (Bild: Courtesy of Christi Nolan)
Christi Nolan, eine Nierenspenderin, traf Jennen Johnson, die Spenderempfängerin, bei einem emotionalen Familientreffen. (Bild: Courtesy of Christi Nolan)

Die glückliche Verbindung überrascht Jen Martin, Vizepräsidentin der National Kidney Foundation, die das „Big Ask: Big Give“ der Organisation betreut, wenig. Dieses Programm ermutigt Patienten dazu, ihre Geschichten in den sozialen Netzwerken zu teilen, in der Hoffnung, Nierenspender zu finden. „Wir möchten, dass Leute die sozialen Medien als weitere Möglichkeit ansehen, zusätzlich zum Eintrag auf der Spenderliste“, erklärt Martin Yahoo Lifestyle.

Es gibt viele Statistiken, die die Erfolgsrate der Nieren-Spendersuche über soziale Medien belegen. Eine Studie der Loyola University von 2011 ergab laut HuffPost, dass von 91 untersuchten Facebook-Seiten zwölf Prozent eine Spenderniere erhalten hatten und 30 Prozent berichteten, dass potenzielle Spender sich zu Untersuchungen bereit erklärt hatten. „Was ich sagen kann, ist, dass soziale Medien eindeutig von Personen dazu verwendet werden, nach Nierenspendern zu suchen. Somit muss sich die Transplantations-Fachwelt auf diese Tatsache einstellen, insbesondere auf die spezifischen Probleme, die damit verbunden sein können“, erklärte der Studienautor Alexander Chang „Scientific American“. „Menschen aller Schichten und jedes Alters nutzen die sozialen Medien dafür.“

Das „Big Ask: Big Give“-Programm bietet Workshops und eine Hilfenummer an, worüber sich Patienten Hilfe dazu holen können, wie sie die sozialen Medien für ihre Suche einsetzen können und sie erhalten Feedback von Menschen, die dies bereits gemacht haben. „Wir raten den Patienten, ihre Geschichten in den sozialen Medien zu teilen, beginnend bei ihren direkten Netzwerken und von dort können sie dann expandieren“, sagt Martin und fügt hinzu, dass Facebook effektiver sein kann als beispielsweise eine Plakatwerbung, die die Krankenhäuser mit Anrufen von Freiwilligen überschwemmen kann.

Für diejenigen, die sich unwohl dabei fühlen, online um Spender zu bitten, funktioniert Feingefühl, sagt Martin. „Man muss nicht sagen: ‚Kannst du eine Niere spenden?‘ Man kann fragen, ob jemand sich vorstellen könnte, zu spenden oder helfen kann, den Post zu verbreiten“, sagt sie. „Alles hilft“.

Es gibt keine Entschädigung für eine Organspende, weder ethisch noch finanziell, da ansonsten Personen mit geringem Einkommen zum Beispiel zu einer Spende genötigt werden könnten. Laut Martin ist der durchschnittliche Spender entweder eine Person mit persönlicher Verbindung zum Fall oder mit einer altruistischen Einstellung. „Wir wissen von einer Frau, die ihre Niere und ihre Bauchspeicheldrüse spendete, weil ihr Ehemann das Gleiche durchgemacht hatte und sie etwas zurückgeben wollte“, sagt Martin.

Für Nolan war ihre Tat göttlich: „Ich glaube, wir sind alle auf einer grundlegenden Ebene verbunden und ich habe nicht das Recht, zu bestimmen, wer es verdient hat, zu leben. Meine Niere zu geben, ist ein erweiterter Ausdruck dessen, was ich in Bezug auf die Menschheit fühle.“

Die Frauen trafen sich kurz im Januar, als Johnson zur Dialyse war, aber am Samstag besuchte Nolan Johnson zu Hause zum Mittagessen und um die gesamte Familie zu treffen, der sie hilft, zusammenzuhalten.

Johnson sagte, ihre Nierenerkrankung habe einen tieferen Sinn und sie ist fest entschlossen, anderen Patienten zu helfen. Als sie einen Spender suchte, hat sie eine eigene „Transplantationsliste“ erstellt, die aus 13 Personen besteht, die die Voruntersuchungen machten. „Ich habe bereits ein kleines Mädchen mit jemandem von der Liste verbunden“, sagt sie. „Früher fragte ich Gott immer: ‚Warum ich?‘ Aber jetzt sage ich: ‚Warum nicht ich?‘“