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"Die einfachste Antwort auf eine komplexe Welt": Das halten Die Ärzte von Verschwörungstheorien

Manchmal sind Verschwörungstheorien einfach nur lustig, manchmal aber auch brandgefährlich. Im Interview mit der Nachrichtenagentur teleschau äußerten sich Farin Urlaub und Bela B von den Ärzten nun über Anknüpfungspunkte zwischen Nazis und Esoterikern.

Das erste neue Album seit acht Jahren ("Hell"), dazu ein spektakulärer Auftritt in den ARD-"Tagesthemen": Die Ärzte sind gerade zweifellos die angesagteste und gefragteste Band Deutschlands. Im Interview mit mit der Nachrichtenagentur teleschau äußern die Berliner Punkrocker sich nun auch zu einem derzeit vieldiskutierten Thema: zu Verschwörungstheorien und den Menschen, die sie verbreiten. "Alle haben gemeinsam, dass sie in einer komplexen Welt, die sie völlig überfordert, die einfachste Antwort haben. Und dann sind sie auch noch froh, wenn sie diese einfache Antwort für sich alleine haben", analysiert Farin Urlaub.

Er prangert unter anderem an, dass Verschwörungstheoretiker vermeintlich auf alles eine Antwort haben und sich nicht belehren lassen: "Wenn ich dann ankomme und sage "Aber das ist doch gar nicht so", heißt es: 'Du weißt es nur nicht. Ich habe esoterisches Wissen und einen Vorsprung vor dir.'" Das sei nicht die Welt der Ärzte, deren neuer Song "Fexxo Cigol" sich kritisch mit dem Thema auseinandersetzt. Wobei ein Bandmitglied durchaus ein Faible für Verschwörungstheorien hat: Bela B gab im Interview zu: "Früher liebte ich Verschwörungstheorien." Allerdings wusste offenbar bereits der junge Bela, diese Geschichten einzuordnen: "Ich las die Illuminaten als 18- oder 19-Jähriger, eine LSD-getränkte Quatschliteratur." Wie Bela weiter erzählt, sei er auch Mitglied in zwei Spaß-Sekten, unter anderem in der Kirche des fliegenden Spaghettimonsters. "Das ist aber sehr weit davon, plötzlich jegliche Logik abzulehnen", stellt er scherzhaft klar.

Mit Sorge beobachten die Berliner auch eine zunehmende Vermischung von Verschwörungstheorien und rechter Esoterik, überrascht sind sie von dieser Entwicklung aber nicht: "Es wird oft vergessen, dass die Nazis extreme Esoteriker waren", erinnert Farin im Interview. Nicht alle Esoteriker seien automatisch Rassisten und Faschisten, "aber da gibt es offenbar mehr Berührungspunkte, als man annehmen möchte." Bela ergänzt, dass die Nazis einst esoterische Heilpraktik gefördert und vermeintlich "jüdische Schulmedizin" diskreditiert hätten. "Und die Verschwörungstheorien, die sich ums Impfen drehen, finden direkt den Weg hinein in die rechten Ideologien."