Einwegbecher wegretuschiert: Fotomanipulation bei kanadischer Grünen-Politikerin

Einwegbecher sind schlecht für die Umwelt, kein Wunder, dass die kanadische Grünen-Politikerin Elizabeth May lieber nicht mit einem in der Hand abgebildet zu sehen sein sollte. (REUTERS/Simon Dawson)
Einwegbecher sind schlecht für die Umwelt, kein Wunder, dass die kanadische Grünen-Politikerin Elizabeth May lieber nicht mit einem in der Hand abgebildet zu sehen sein sollte. (REUTERS/Simon Dawson)

So schnell kann es gehen: Eben noch ein Einwegbecher, plötzlich nachhaltig und umweltfreundlich. Ausgerechnet bei einem Foto der kanadischen Grünen-Chefin Elizabeth May wurde jetzt eine Manipulation entdeckt.

Es ist ein bisschen wie bei einem dieser Rätselheft-Suchbilder: Was ist auf dem rechten Bild anders? Auf beiden ist Elizabeth May zu sehen, die 65-jährige ist nicht nur als Umwelt-Aktivistin in Kanada bekannt, sie ist auch Chefin der kanadischen Grünen. Beim Gespräch mit Bürgern in der Stadt Sidney auf Vancouver Island war im vergangenen Jahr das Foto links entstanden. Das Bild wurde damals bereits im Original im Internet veröffentlicht, ohne große Wellen zu schlagen.

Für die aktuelle Onlinekampagne zur Wahl der Grünen im Oktober sollte das Foto wiederverwendet werden. Allerdings offensichtlich lieber in einer beschönigten Form. Und so nahm das photoshoptechnische Schicksal seinen Lauf. Der umweltverschmutzende Einwegbecher verschwand, stattdessen hatte May urplötzlich einen wiederverwendbaren Kaffeebecher mit einem Metallstrohhalm in der Hand. Jemand hatte sich sogar die Mühe gemacht, den Ersatzbecher mit dem Logo der Grünen Partei zu versehen.

“Cup-Gate” für die Grünen

Vielleicht war das einen Hauch übertrieben oder die kanadischen Grünen haben den Online-Knigge nicht gründlich gelesen. Denn Regel Nummer eins ist: Das Internet vergisst nie. Und so dauerte es nicht lange, bis das veränderte Foto auch den kanadischen Medien in die Hände fiel und zuerst die National Post darüber berichtete. May gab umgehend zu, dass das Foto bearbeitet worden sei. Allerdings stellte sie auch klar, daran nicht beteiligt gewesen zu sein und gab einem ihrer Mitarbeiter die Schuld.

Sie selbst habe von dessen Vorhaben nichts gewusst. Sie sei davon “total schockiert” gewesen. “Der Mitarbeiter, der das gemacht hat, tut mir leid,” so May in ihrer ausführlichen Erklärung gegenüber Reportern. “Ich werde die Person nicht im Fernsehen als dumm bezeichnen, aber es gab nichts zu verstecken. Warum also Photoshop benutzen? Ich hab keine Ahnung.”

In den sozialen Medien kam die Fälschung nicht gut an. Viele User sahen darin einen weiteren Beweis politischer Manipulation. Auch die politische Konkurrenz sprang auf das Thema an. So schrieb der Abgeordnete Maxime Bernier, Gründer der rechts-konservativen “People’s Party of Canada” auf seinem Twitter-Account: “Aber wenn sie sagt, der Himmel bricht über uns zusammen und wir müssen unsere Wirtschaft zerstören, um das zu verhindern, sollen wir das glauben?”

Andere User hingegen lobten eher anerkennend das technische Geschick der Fälschung: “Photoshop Level: Über 9000” kommentierte einer.

Plastikvermeidung ist ein großes Thema der kanadischen Umweltpolitik. Erst im Juni hatte die liberale Regierung sich darauf geeinigt, Einwegplastik womöglich schon bis 2021 komplett zu verbieten. Kurz darauf entstand ein Foto von Premierminister Justin Trudeau mit einem Tisch voller Einweggegenstände. Seitdem sind kanadische Politiker etwas vorsichtig geworden.

May nahm den “Becher-Skandal” mit Humor. In ihrer Erklärung dazu schrieb sie: “Wenn sie schon Photoshop benutzen, hätten sie dann nicht auch was mit meinem Gesicht machen können, damit ich ein bisschen jünger aussehe?”