Eklat bei Schwimm-WM: Horton verweigert Siegerfoto

Der geschlagene Australier Mack Horton hat bei der Schwimm-WM für einen Eklat gesorgt und seinen Protest gegen den höchst umstrittenen Weltmeister Sun Yang verschärft.

Bei der Siegerehrung nach dem Freistilfinale über 400 m verweigerte der Olympiasieger dem dopingvorbelasteten Chinesen den Handschlag und das obligatorische Foto der Medaillengewinner. Während der Italiener Gabriele Detti auf dem Podest zu Sun hochstieg, blieb Horton stehen und blickte starr geradeaus.

Sun kritisiert Horton

"Es ist okay, wenn man mich persönlich nicht respektiert. Aber bei der Siegerehrung sollte man mein Land respektieren", kritisierte Sun hinterher. Doch Horton, der seinen Rivalen bei Olympia 2016 schon als "Doping-Betrüger" an den Pranger gestellt hatte, konnte einfach nicht anders: "Frust ist wahrscheinlich das richtige Wort. Ich denke, ihr wisst warum. Ihr wisst, wie unser Verhältnis ist. Seine Taten und wie mit ihnen umgegangen wird, sprechen lauter als alles, was ich es je sagen würde."

Dem dreimaligen Olympiasieger Sun droht im September vor dem Internationalen Sportgerichtshof CAS wegen einer womöglich mit dem Hammer zerstörten Probe eine nachträgliche Sperre. Vom Weltverband FINA, der Sun bei einem positiven Dopingtest 2014 mit einer Drei-Monats-Sperre äußerst milde hatte davonkommen lassen, sprach den knapp zwei Meter großen Athleten frei. Dagegen hatte die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA ("unglaublich und inakzeptabel") vor dem CAS Einspruch eingelegt.

Berkhahn zeigt Verständnis

Der deutsche Teamchef Bernd Berkhahn konnte Hortons Verhalten "verstehen und nachvollziehen", so der Heimtrainer von Freiwasser-Weltmeister Florian Wellbrock: "Das fand ich nicht unfair oder unsportlich." Wellbrock, der im 800-m-Rennen am Dienstag auf Sun trifft, will das Thema ausblenden: "Da ist er für mich ein Wettkampfsportler wie jeder andere auch."

Dass Sun im Nambu University Municipal Aquatics Centre von vielen Zuschauern frenetisch gefeiert wurde, wollte Berkhahn nicht überbewerten: "Es sind viele chinesische Fans da, die sind sicher voreingenommen und sehen das etwas kritikfreier. Alle anderen waren sehr reserviert." Den Schwimm-"Bösewicht" Sun störte das nicht: "Nicht jeder mag mich, das ist mir egal."

Horton steht mit seiner Meinung zu Sun längst nicht alleine da. "Ich will nicht sehen, dass dieser Typ gegen meine Teamkollegen antritt, die extrem hart arbeiten, um hier zu sein", sagte der britische Weltrekordler Adam Peaty: "Ich bin mir ziemlich sicher, dass das auch kein anderer will." Die amerikanische Olympiasiegerin Lilly King nannte den FINA-Freispruch "verrückt".