„Electoral College“ - Wahlmänner in den USA: Das ist ihre Rolle bei der Präsidentschaftswahl
Bei den Präsidentschaftswahlen in den USA stimmen die Wähler nicht direkt über ihr zukünftiges Staatsoberhaupt und dessen Stellvertreter ab. Stattdessen wählen sie ein Wahlmännerkollegium („Electoral College“), welches den Präsidenten und seinen Vize zum Sieger kürt. Was Sie über die Rolle dieser Wahlmänner wissen sollten, erfahren Sie hier.
Dem Kollegium, das den US-Präsidenten wählt („Electoral College“), gehören 538 Wahlleute an. Wie viele Wahlleute ein Staat hat, hängt von der Bevölkerungsstärke ab. Dabei gilt in den meisten Bundesstaaten das Mehrheitswahlrecht: Sämtliche Plätze des Staates im „Electoral College“ gehen also an die Wahlleute jenes Kandidaten, der in diesem Staat die Mehrheit errungen hat – egal, wie knapp die Mehrheit ausgefallen ist. Insgesamt braucht ein Kandidat mindestens 270 Wahlmänner-Stimmen, um Präsident zu werden.
Das Mehrheitswahlsystem kann im Extremfall dazu führen, dass ein Kandidat, der landesweit die meisten Wählerstimmen erreicht hat, trotzdem nicht Präsident wird. Nämlich dann, wenn der andere Kandidat viele bevölkerungsreiche Bundesstaaten gewonnen und damit alle Wahlleute dieses Staates für sich beanspruchen kann.
Wahlleute machten Bush zum Präsidenten - obwohl er weniger Stimmen hatte
Das war zum Beispiel bei der Präsidentschaftswahl im Jahr 2000 der Fall: George W. Bush vereinigte sechs Wahlmänner-Stimmen mehr auf sich als sein demokratischer Konkurrent Al Gore und gewann damit die Wahl – obwohl Gore insgesamt über eine halbe Million mehr Stimmen als Bush eingefahren hatte.
Ausnahmen vom Mehrheitswahlsystem bilden nur Maine und Nebraska, wo die Wahlmänner proportional zum Ergebnis verteilt werden. Dies fällt aber kaum ins Gewicht, denn mit jeweils unter zwei Millionen Einwohnern entsenden diese beiden Staaten weit weniger Wahlleuten als zum Beispiel der bevölkerungsreichste Bundesstaat Kalifornien, der allein 55 Wahlmänner entsendet.
Das war auch bei der Präsidentschaftswahl 2016 der Fall. Hillary Clinton trat gegen Donald Trump an. Trump erkämpfte 2,8 Millionen, das entspricht 2,09 Prozent, weniger Stimmen als Clinton. Im „Electoral College“ stimmten aber 306 zu 232 Wahlmänner für Trump. Er konnte vor allem die bevölkerungsreichen und damit die mit der größten Zahl an Wahlmännern ausgestatteten Staaten für sich entscheiden.
Präsidentschaftswahl in den USA: So stimmen die Wahlmänner ab
Rund sechs Wochen nach der Wahl kommen die Wahlleute in den 50 US-Bundesstaaten und in der Hauptstadt Washington zusammen und geben ihre Stimmen in versiegelten Umschlägen ab, die anschließend an den Kongress weitergeleitet werden. Das Votum des „Electoral College“ ist in diesem Jahr für den 17. Dezember angesetzt.
Am 6. Januar kommen dann in Washington das Repräsentantenhaus und der Senat zu einer gemeinsamen Sitzung zusammen, um die Stimmen des Wahlkollegiums auszuzählen. Der Vizepräsident als Senatsvorsitzender gibt das Ergebnis bekannt. Der Präsident wird am 20. Januar vereidigt.
Sind die Wahlleute an das Wahlergebnis gebunden?
Die Wahlmänner sind in der Regel nicht verpflichtet, so zu wählen, wie die Wähler in ihrem Bundesstaat abgestimmt haben – die überwältigende Mehrheit der Wahlleute tut dies aber. Die US-Verfassung schreibt den Mitgliedern des Wahlkollegiums dies nicht vor. Es gibt allerdings einzelne Bundesstaaten, die ihre Wahlleute per Gesetz dazu verpflichten, dem Wahlausgang im Staat entsprechend abzustimmen. In der Praxis ist es extrem selten, dass ein Wahlmann oder eine Wahlfrau anders abstimmt als das Wahlergebnis vorgibt. Im Verlauf der US-Geschichte haben nach offiziellen Angaben mehr als 99 Prozent der Wahlleute so votiert, wie es dem Ergebnis in ihrem Bundesstaat entsprach.
Wegen der extrem hohen Zahl an Briefwählern und einer damit verbundenen längeren Auszählung ist es unsicher, ob der Sieger der Präsidentschaftswahl noch in der Wahlnacht feststeht. In einigen Bundesstaaten werden noch per Post verschickte Stimmzettel berücksichtigt, wenn sie mehrere Tage nach dem Wahltermin eintreffen. Manche befürchten eine Hängepartie über mehrere Tage oder sogar Wochen hinweg, wenn es kein klares Ergebnis gibt. Die Amtseinführung ist für den 20. Januar 2025 angesetzt.
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