Enthält viel Eisen und macht stark - Ernährungsprofi: Wer Spinat essen sollte - und wer die Finger davon lassen muss
Lange galt Spinat als Inbegriff der Eisenquelle – doch stimmt das wirklich? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop räumt mit einem Doppel-Mythos auf - und erklärt, warum die meisten Menschen Spinat trotzdem weiter essen sollten.
Woher stammt der Mythos: „Spinat enthält viel Eisen“?
Der Mythos, dass Spinat viel Eisen enthält, stammt aus einem banalen Kommafehler, der bei der Erstveröffentlichung von Daten über den Eisengehalt von Spinat gemacht wurde. Ende des 19. Jahrhunderts wurden Daten zum Eisengehalt von Spinat und anderen Gemüsesorten erhoben und veröffentlicht. Dabei unterlief den Forschern ein Dezimalfehler: Statt den tatsächlichen Eisengehalt von etwa 3,5 Milligramm pro 100 Gramm Spinat anzugeben, „verschwand“ das Komma und so wurden fälschlicherweise 35 Milligramm pro 100 Gramm daraus.
Dieser Fehler wurde jahrzehntelang nicht korrigiert und führte dazu, dass Spinat als besonders eisenreiches Gemüse galt. Erst später, im 20. Jahrhundert, wurde der Fehler entdeckt und korrigiert. Trotzdem hält sich der Mythos hartnäckig.
Tatsächlich enthält Spinat Eisen, aber nicht in außergewöhnlich hohen Mengen – und das pflanzliche Eisen ist nicht so leicht vom Körper aufzunehmen wie aus tierischen Quellen. Zu allem Übel liefert das grüne Blattgemüse auch noch Oxalsäure, die die Eisenaufnahme zusätzlich im Körper behindert.
Fazit: Obwohl Spinat ein empfehlenswertes Lebensmittel ist, so ist er definitiv keine „Eisenbombe“, ganz im Gegenteil. Es gibt viele andere Lebensmittel, die reich an Eisen sind und deren Eisen besser vom Körper aufgenommen wird – dazu gehören insbesondere Hülsenfrüchte (wie Linsen) und tierische Erzeugnisse (rotes Fleisch).
Warum denkt man, Spinat macht stark? Auch wegen des enthaltenen Eisens?
Ja, der Irrglaube „Spinat macht stark“ ist tatsächlich eng mit dem Mythos über seinen hohen Eisengehalt verbunden. Dieser Mythos entstand durch den bereits erwähnten Dezimalfehler, der den falschen Eindruck erweckte, dass Spinat eine außergewöhnlich reichhaltige Eisenquelle sei. Und da schließt sich der Kreis: Eisen ist ein wichtiger Bestandteil des Hämoglobins, das für den Sauerstofftransport im Blut verantwortlich ist. Viel Sauerstoff im Blut wird oft mit körperlicher Stärke und Energie in Verbindung gebracht. Aufbauend auf dem Eisenmythos wurde so ebenfalls angenommen, dass Spinat aufgrund seines angeblich hohen Eisengehalts besonders gut für die Stärkung des Körpers sei – de facto ein doppelter Mythos.
Ein weiterer wichtiger Faktor, der zur Popularisierung dieses Doppel-Mythos beitrug, war und ist die Comicfigur Popeye – denn dieser fiktive Seemann mit den keulendicken Unterarmen erhielt immer übermenschliche Stärke, nachdem er Dosen voll Spinat verschlang. Diese Darstellung verstärkte die Verbindung zwischen Spinat und körperlicher Stärke in der populären Kultur erheblich. Popeye also gab dem Mythos des außergewöhnlichen Kräftespenders Spinat nochmal ordentlich Schub - und das weit über die ursprüngliche wissenschaftliche Fehlinterpretation hinaus.
Soll man denn trotzdem Spinat essen und warum?
Definitiv ja - wem Spinat gut schmeckt, der kann und sollte ihn bedenkenlos weiterhin genießen. Auch wenn der Mythos vom übermäßig hohen Eisengehalt widerlegt wurde, hat Spinat viele andere wertvolle Nährstoffe zu bieten, die für eine ausgewogene Ernährung wichtig sind – dazu gehören Vitamine, Mineral- und Ballaststoffe. Darüber hinaus ist Spinat für Freunde der schlanken Linie ein kalorienarmer Freund auf dem Teller.
Zu guter Letzt sind die Blätter ein absoluter Küchenallrounder: Spinat ist vielseitig einsetzbar und kann roh in Salaten, gekocht und gewürzt als Beilage, in Suppen, Eintöpfen, Omeletts und vielen anderen Gerichten verwendet werden.
Wer sollte Spinat auf keinen Fall essen?
Menschen mit Nierensteinen sollten das Gemüse meiden. Denn Spinat enthält Oxalate, die zur Bildung von Nierensteinen beitragen können. Personen, die zu Nierensteinen neigen oder in der Vergangenheit welche hatten, sollten auf den Konsum oxalatreicher Lebensmittel - wie Spinat - verzichten.