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Epidemie und Covid-19: Welche Darmerkrankung ist in Nordkorea ausgebrochen?

Epidemie und Covid-19: Welche Darmerkrankung ist in Nordkorea ausgebrochen?

Inmitten der Covid-19-Pandemie und anhaltender wirtschaftlicher Schwierigkeiten hat Nordkorea die Ausbreitung einer nicht näher benannten Darmerkrankung gemeldet. Die Nachricht gilt als ungewöhnliche Meldung aus dem nach außen abgeschotteten, diktatorisch geführten Land.

Zunächst war unklar, wie viele Menschen an an der Erkankung litten. Nach den Angaben aus Nordkorea machte sich die als Epidemie bezeichnete Ausbreitung mit akuten Fällen zunächst in der südwestlich gelegenenen Stadt Haeju bermerkbar.

Durchfallerkankungen nicht ungewöhnlich

Eine nordkoreanische Nachrichtenangentur nannte den Namen der Krankheit nicht. In Nordkorea aber treten Krankheiten wie Typhus, Ruhr und Cholera immer wieder auf, bedingt durch fehlende Wasseraufbereitungsanlagen. Das öffentliche Gesundheitssystem war bereits vor Jahrzehnten weitgehend zusammengebrochen.

Beobachtern zufolge besteht der Zweck der Ankündigung weniger darin, über die Infektionen selbst zu berichten. Vielmehr habe verbreitet werden sollen, Staatschef Kim Jong Un habe Medikamente aus seinem persönlichen Vorrat gespendet. Dies könne als offensichtlicher Versuch gelten, sein Image in einem Moment äußerster Not aufzupolieren.

Ankündigung als Imagekampagne für Diktator

Nordkorea nutzt dies als Gelegenheit, um zu betonen, dass Kim sich um sein Volk kümmert.

"Der Ausbruch von Masern oder Typhus ist in Nordkorea keine Seltenheit. Ich denke, es stimmt, dass es dort einen Ausbruch einer Infektionskrankheit gibt, aber Nordkorea nutzt dies als Gelegenheit, um zu betonen, dass Kim sich um sein Volk kümmert", sagte Ahn Kyung-su, Leiter von dprkhealth.org, einer Website, die sich auf Gesundheitsfragen in Nordkorea konzentriert. "Es ist also eher eine politische Botschaft als eine medizinische".

Die wichtigste koreanische Zeitung Rodong Sinmun brachte ein Foto auf der Titelseite, das Kim und seine Frau Ri Sol Ju beim Betrachten von Kochsalzlösungen und Medikamenten zeigt, die sie laut Zeitung gespendet haben sollen.

In den Krankenhäusern Nordkoreas gilt selbst die Grundversorgung von Patientinnen und Patienten als nicht gesichert. Das haben Menschen berichtet, denen es gelungen ist, das Land zu verlassen. Die nun verteilten Medikamente sollen demnach aus staatlichen und nicht aus privaten Beständen der Herrscherfamilie stammen.

Covid-19 in Nordkorea

Im vergangenen Monat hatte Nordkorea eine steigende Zahl von Patienten mit Fieber gemeldet. Damals erklärte die südkoreanische Spionagebehörde, dass unter den Fällen "eine beträchtliche Anzahl" von Menschen an Masern, Typhus und Keuchhusten erkrankt sei.

Nach Angaben der staatlichen KCNA vom Donnerstag sind mehr als 4,5 Millionen der 26 Millionen Einwohner des Landes an einem nicht identifizierten Fieber erkrankt und 73 gestorben. Das Land, in dem es offenbar keine Coronavirus-Testausrüstung gibt, hat nur einen Bruchteil der Fälle als bestätigte COVID-19-Infektionen identifiziert. Viele ausländische Experten stellen die Zahl der Todesfälle in Nordkorea in Frage und meinen, dass diese wahrscheinlich zu niedrig angegeben wurde, um Kim vor politischem Schaden zu bewahren.

Pjöngjang behauptete vor kurzem, die Ausbreitung von COVID-19 in der nicht geimpften Bevölkerung verlangsamt zu haben, obwohl ein hochrangiger Beamter der Weltgesundheitsorganisation in diesem Monat sagte, die Organisation gehe davon aus, dass sich der Ausbruch der Krankheit verschlimmert.

Am späten Donnerstag erneuerte das südkoreanische Vereinigungsministerium sein Angebot, in Gesundheitsfragen zu helfen. Nachdem der Norden den Ausbruch von COVID-19 bekannt gegeben hatte, boten Südkorea und die Vereinigten Staaten an, Impfstoffe und andere medizinische Hilfsgüter zu liefern, aber der Norden hat nicht darauf reagiert.