Epidemiologe warnt - Bekannte Mpox-Fälle sind nur „die Spitze des Eisbergs“
Wegen einer neuen Variante der Affenpocken hat die WHO die höchste Alarmstufe ausgerufen. Die Krankheit verbreitet sich vor allem in Afrika. Die dort gemeldeten Fälle sind jedoch nur die „Spitze des Eisbergs“, vermutet Epidemiologe Timo Ulrichs.
Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) ist in Alarmbereitschaft. Wegen mehrerer Ausbrüche einer neuen Variante der Affenpocken (Mpox) hat sie am Mittwoch die höchste Alarmstufe ausgerufen. Wir haben also einen „globalen Gesundheitsnotfall“, wie Epidemiologe Timo Ulrichs FOCUS online erklärt. Das bedeute, „dass die Staatengemeinschaft alle Anstrengungen unternehmen soll, eine sich ausbreitende Infektionskrankheit schnell unter Kontrolle zu bringen“.
Es werde Mithilfe von anderen Ländern erwartet – auch von denen, die gar nicht betroffen sind. In Deutschland sind bislang keine Fälle mit der neuen Virusvariante bekannt. Dennoch gebe es Handlungsbedarf, auch hierzulande. „Alle Länder sollen sich vorbereiten, Fälle im eigenen Land zu erkennen und zu behandeln“, erklärt der Experte.
Kommt die neue Mpox-Variante auch nach Deutschland?
Die Sorge der WHO bezieht sich vor allem auf eine neue Virus-Variante, die Ende 2023 im Osten der Demokratischen Republik Kongo entdeckt worden ist. Es handelt sich um eine Sublinie der Mpox-Klade I (römisch eins), namens Ib. Sie könnte ansteckender sein als bisherige Varianten und schwerere Krankheitsverläufe auslösen. Detaillierte Studien dazu stehen noch aus. Mpox der Klade I wurden in den vergangenen Wochen erstmals auch in
Uganda
Ruanda
Burundi sowie
Kenia
entdeckt. Neu ist ein Fall in Europa, in Schweden .
Ob sich die neue Variante auch in Deutschland verbreitet, hängt laut Ulrichs davon ab, wie effektiv die Eindämmung in Afrika erfolgt. „Das Hauptverbreitungsgebiet liegt im Kongo, einem Land mit prekärer Sicherheitslage – da könnten die nun zu ergreifenden Maßnahmen der Eindämmung schwer umzusetzen sein“, gibt er zu Bedenken. Umso wichtiger sei es, dass die Nachbarländer das Land dabei unterstützten.
Denn: Ulrichs geht von einer hohen Dunkelziffer aus. „Die im Kongo diagnostizierten Fälle sind sicher nur die Spitze des Eisberges“, erklärt er. Die Fälle der neuen Variante des Virus stiegen aktuell bei gleicher Detektion an, das rechtfertige das Ausrufen des Gesundheitsnotfalles.
Es könnte demnach gut sein, dass „vereinzelt Fälle mit dem neuen Virus in Deutschland auftauchen“. Dann sollte eine weitere Übertragung „unbedingt unterbunden werden“. Ähnlich wie im Jahr 2022, als sich eine frühere Mpox-Variante verbreitete, sollte möglichst umfassend getestet werden. Allerdings werde das Risiko einer größeren Verbreitung in Europa von den Behörden aktuell „zurecht als gering eingeschätzt“.
Was sind Affenpocken und wie werden sie genau übertragen?
Bei Affenpocken handelt es sich um eine sogenannte Zoonose. Das heißt, das Virus wird vom Tier auf den Menschen übertragen. Allerdings sind bei engem Kontakt dann auch Ansteckungen zwischen Mensch und Mensch möglich. In diesem Fall erfolgt die Übertragung wohl über eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion bei Kontakt mit Körperflüssigkeiten oder Krusten. Zudem sei eine sexuelle Übertragung der Pockenviren möglich, schreibt das Robert-Koch-Institut (RKI) . Im Vergleich zu Grippeviren sind Affenpocken jedoch weniger infektiös.
Anders als der Name vermuten lässt, werden Affenpocken nicht nur vom Primaten übertragen, sondern hauptsächlich von Nagetieren wie Ratten, welche den Erreger in sich tragen. Experten vermuten, dass der Erreger der Affenpocken in Nagetieren zirkuliert, Affen seien hingegen sogenannte Fehlwirte. Fehlwirte sind ein suboptimaler Wirtsorganismus für das Virus. Der Fehlwirt kann zwar befallen werden, in ihm kann sich das Virus aber nicht weiterentwickeln.
Welche Symptome gibt es bei der Erkrankung?
Die Viruserkrankung ruft meist nur milde Symptome hervor, kann aber auch schwere Verläufe nach sich ziehen. Im Fall der neuen Variante kommt letzteres wohl häufiger vor. Die Infektion beginnt zunächst oft mit einem Ausschlag. Kurz darauf bilden sich rote Flecken, die sich vom Gesicht aus über den gesamten Körper ausbreiten und zu roten, mit Flüssigkeit gefüllten Beulen werden können. Der Ausschlag kann je nach Krankheitsphase unterschiedlich aussehen und Windpocken oder Syphilis ähneln.
Nach Angaben der UK Health Security Agency (UKHSA) äußert sich die Krankheit zudem durch folgende Begleiterscheinungen:
Fieber
Kopfschmerzen
Muskel- und Rückenschmerzen
geschwollene Lymphknoten
Schüttelfrost
Erschöpfung
Wie kann ich mich schützen?
Die Infektionswahrscheinlichkeit bei Mpox gilt generell als eher gering. Üblicherweise wird das Virus nur durch direkten Kontakt vom Tier zum Menschen übertragen. Auch bei den neu beobachteten Mensch-zu-Mensch-Übertragungen erfolgt die Übertragung Experten nach über eine Tröpfchen- oder Schmierinfektion.
Das Virus ist mit dem klassischen Pockenvirus (Variola-Virus) verwandt. Er löst vor allem Hautausschlag, aber auch Fieber aus und kann vor allem für Kinder tödlich sein. Der Impfstoff gegen das Pockenvirus schützt auch vor einer Infektion mit dem Mpox-Virus.
Laut RKI sollten sich ungeimpfte Personen mit Infektionsrisiken impfen lassen. Das sind laut „Aidshilfe“ vor allem Männer, die häufig Sex mit wechselnden männlichen Partnern haben. Eine Impfung ist auch nach Kontakt mit einer infizierten Person noch möglich.