Erdbeben erschüttert Zentralitalien - Dutzende Tote


Die Menschen werden von einem starken Beben in Italien aus den Betten gerissen. Gebäude stürzen ein, zahlreiche Menschen werden getötet und verletzt.

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  • Mindestens 73 Menschen sind ums Leben gekommen.

  • Zahlreiche Gebäude stürzten ein.

  • Erdstoß mit einer Stärke von 6,1 hatte sein Zentrum in der Provinz Rieti.

  • Betroffene Region liegt ungefähr 150 Kilometer nordöstlich von Rom.

Bei einem schweren Erdbeben in Italien sind mindestens 73 Menschen ums Leben gekommen. Das geht aus einer vorläufigen Bilanz des Zivilschutzes am Mittwoch hervor. Dabei seien 53 Menschen in den Orten Amatrice und Accumoli umgekommen, 20 in der Gemeinde Arquata in den Marken.

“Viele sind noch unter den Trümmern. Wir bereiten einen Ort für die Leichen vor”, sagte Nachrichtenagentur Ansa zufolge der Bürgermeister der besonders stark betroffenen Gemeinde Amatrice, Sergio Pirozzi. Helfer suchten in den Trümmern völlig zerstörter Häuser nach Überlebenden und Toten. Ganze Familien wurden ausgelöscht, einige Kinder konnten aus den Trümmern gezogen werden, erlagen dann aber später ihren Verletzungen.

Tausende Menschen obdachlos

Für die Menschen ohne Obdach sollen laut RaiNews24 möglicherweise Zelte in Amatrice und Accumoli aufgebaut werden. Nach ersten Schätzungen sind wahrscheinlich mehrere tausend Menschen ohne Unterkunft. In der Region hielten sich auch zahlreiche Urlauber auf.

Allein der Bürgermeister des Ortes Accumoli, Stefano Petrucci, sprach von 2500 Menschen ohne Dach über dem Kopf. Unter ihnen seien allerdings auch etwa 2000 Menschen, die in dem Ort in den Abruzzen Urlaub machten. Es sei kein einziges Haus mehr bewohnbar, sagte Petrucci. “Wir müssen eine Zeltstadt für die gesamte Bevölkerung organisieren.” Obwohl August ist, herrschten nachts nur zehn Grad.

Hintergrund: Erdbebenland Italien

Der Erdstoß mit einer Stärke von 6,1 hatte sein Zentrum in der Provinz Rieti, er ließ Gebäude einstürzen, Menschen wurden unter Trümmern begraben. Unter den Verschütteten waren auch Kinder. Die Erdstöße waren in der Nacht zu Mittwoch in den Regionen Latium, Umbrien, in den Marken und bis in die Hauptstadt Rom und an der Adria-Küste zu spüren. Menschen liefen panisch auf die Straßen. Besonders betroffen war die Gebirgsregion Appennin. Zudem hielten mehrere starke Nachbeben die Region in Atem.

“Die Hälfte des Ortes gibt es nicht mehr“

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Um 3.30 Uhr in der Nacht fing die Erde an zu beben. Vor allem die kleineren Ortschaften Amatrice und Accumoli wurden getroffen. “Die Hälfte des Ortes gibt es nicht mehr. Die Menschen sind unter den Trümmern”, sagte der Bürgermeister von Amatrice dem Nachrichtensender RaiNews24. Straßen seien blockiert, der Strom sei ausgefallen. Er forderte Hilfe per Hubschrauber. Ein Einwohner sagte dem Sender: “Alles ist kaputt.” Auch das Militär wurde zum Hilfseinsatz mobilisiert.

Ein verschütteter Junge konnte am Mittwoch lebend im Ort Pescara del Tronto gerettet werden. Um andere Verschüttete kämpften die Helfer verzweifelt. In Amatrice, dem mit am stärksten betroffenen Ort, halfen Ärzte einem verletzten sechsjährigen Zwilling aus den Trümmern. Der Bruder des Jungen sei noch nicht geborgen, berichtete Ansa.

Das Beben hatte nach Angaben des Geophysischen Instituts Potsdam eine Stärke von 6,1 und lag in zehn Kilometern Tiefe. Die italienische Erdbebenwarte gab eine Stärke von 6 und eine Tiefe von etwa 4 Kilometern an. Das US-Erdbebeninstitut sprach von der Stärke 6,2. Die betroffene Region liegt ungefähr 150 Kilometer nordöstlich von Rom.

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Städte wie Perugia und Assisi sind nicht weit entfernt. Auch Touristen an der Adria-Küste meldeten sich besorgt bei den Feuerwehren. An der berühmten Basilika San Francesco in Assisi, die bei einem schweren Erdbeben 1997 beschädigt wurde, gab es dieses Mal nach ersten Angaben keine Schäden.

Der Chef des Zivilschutzes, Fabrizio Curcio, rief ein Notfall-Komitee ein. Er sprach von einem “schweren” Beben, es sei vergleichbar mit dem in der Stadt L'Aquila im Jahr 2009. Damals kamen mehr als 300 Menschen ums Leben, vor allem weil das Beben direkt die Stadt mit Zehntausenden Einwohnern traf. Das jetzige Beben sei vermutlich weniger fatal, weil die Gegend nicht so stark bevölkert ist. L'Aquila ist die Hauptstadt der Abruzzen und liegt nicht allzuweit von der nun betroffenen Region entfernt.

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Mehrere Nachbeben folgten in der Nacht, auch in Rom schwankte gegen 4.30 Uhr erneut der Boden. Laut US-Erdbebenwarte hatte eines der Nachbeben die Stärke 5,5.

Italien wird auf Grund seiner geografischen Lage immer wieder von Erdbeben erschüttert, oft auch von schwerwiegenden.

Steinmeier sagt Hilfe zu

Deutschlands Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) sagte Hilfe zu. "Die Nachrichten aus Italien über das nächtliche Erdbeben habe ich mit Erschrecken aufgenommen”, teilte er mit. “Wenn gewünscht, stehen wir natürlich bereit, Unterstützung zu leisten.”

Merkel und Gauck sprechen Betroffenen des Erdbebens in Italien Anteilnahme aus

Das Technische Hilfswerk (THW) sieht Chancen auf Überlebende in den Trümmern. “In Altbauten gibt es immer die Chance, in irgendwelchen Hohlräumen zu überleben”, sagte THW-Präsident Albrecht Broemme dem Nachrichtensender N24. “Es ist allerdings schwierig, denn diese Gebäude sind nicht nach modernen Aspekten erdbebensicher gebaut.” Im Zentrum des stark betroffenen Ortes Amatrice gebe es dreigeschossige Altbaugebäude, die recht stark zerstört seien. Die Straßen seien eng und oft durch Erdrutsche beschädigt. Es werde erfahrungsgemäß einige Tage dauern, bis die Trinkwasserversorgung wieder hergestellt sei, sagte Broemme.

Auch Papst Franziskus zeigte sich tief betroffen. Er finde kaum Worte, seinen großen Schmerz auszudrücken, sagte der Papst zu Beginn der wöchentlichen Generalaudienz auf dem Petersplatz in Rom. “Den Bürgermeister von Amatrice sagen zu hören, dass der ganze Ort nicht mehr existiert, und zu wissen, dass unter den Opfern Kinder sind, hat mich sehr berührt.”

Quelle & Bilder: dpa