Wie Erdogan den Horror-Tod eines Journalisten für seine eigenen Machtfantasien nutzt

Recep Tayyip Erdogan unterstellt Saudi-Arabien, die Tötung des Journalisten Khashoggi geplant zu haben.
Recep Tayyip Erdogan unterstellt Saudi-Arabien, die Tötung des Journalisten Khashoggi geplant zu haben.
Kommentar
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Gerade machte Recep Tayyip Erdogan noch als wirtschaftspolitischer Geisterfahrer von sich reden, da hängt ihm die Welt plötzlich aus ganz anderem Grund an den Lippen. Vorhang auf für Erdogan, den Chefermittler im Fall Jamal Khashoggi. Die Welt will wissen: Wie wurde der Journalist im saudischen Konsulat nun wirklich getötet? Erdogan, der harte Hund von Ankara, deckt auf.

Großspurig hat der eigenwillige türkische Präsident angekündigt, nicht weniger als die „nackte Wahrheit“ darzulegen. Doch Erdogan liefert an diesem Dienstagvormittag, in der Fraktionssitzung seiner islamisch-konservativen Regierungspartei AKP, nur scheibchenweise. Ja, harte Worte wählt er durchaus. Er redet von „starken Beweisen“, von „geplantem“, ja „politischem Mord“. Doch Beweise, ein Video etwa oder Tonbandaufnahmen, zeigt er dann doch nicht. Einen der Hauptverdächtigen, den saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman, nennt er auch nicht. Es bleibt dabei: Wer die türkische Version glauben will, wer glauben will, dass Khashoggi nicht in einem Faustkampf umgekommen sei, sondern kaltblütig ermordet und zerstückelt worden sei, der hat bislang nur eine Wahl: Er muss Erdogan und seinen Geheimdiensten vertrauen.

Ganz uneigennützig agiert Erdogan wohl nicht

So mysteriös der Tod Khashoggis auch sein mag, so klar hat sich der türkische Präsident positioniert. Er drängt Saudi-Arabien in die Ecke, stellt das Königreich vor aller Welt bloß und verpasst sich selbst das Image eines Moralapostels. Kurze Zeit mag man da tatsächlich glauben, dass hier ein Verfechter von Menschenrechten spricht und nicht einer, der selbst etliche Kritiker unter fragwürdigen Umständen ins Gefängnis werfen ließ.

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