Erdogans Prestige-Projekt: Der neue milliardenschwere Flughafen in Istanbul hat eine Schattenseite
Fünf Wochen vor der geplanten Eröffnung des neuen Flughafens in Istanbul geht die türkische Polizei weiter hart gegen Proteste von Arbeitern vor. Sicherheitskräfte nahmen in der vergangenen Woche nach Gewerkschaftsangaben mehr als 500 Menschen fest, die gegen die Arbeitsbedingungen auf der Großbaustelle protestiert hatten.
Der neue Istanbuler Flughafen, der bisher etwa elf Milliarden Euro gekostet hat, ist ein Prestigeprojekt von Staatschef Recep Tayyip Erdogan. Der Airport soll am 29. Oktober eröffnet werden. Nach dem Willen Erdogans soll er zum weltgrößten Drehkreuz werden. Deshalb wird mit Hochdruck Tag und Nacht an der Fertigstellung gearbeitet — auf massive Kosten der Arbeitsbedingungen während der Bauzeit.
Amnesty zu Todesfällen: „Es gibt sicherlich eine sehr hohe Dunkelziffer“
Das türkische Arbeitsministerium berichtete Anfang dieses Jahres von bislang 27 tödlichen Unfällen, Gewerkschafter verbreiten wesentlich höhere Zahlen. Nach Gewerkschaftsangaben sind seit dem Baubeginn vor etwa vier Jahren mindestens 37 Menschen auf der Baustelle ums Leben gekommen. In einem Bericht der türkischen Zeitung „Cumhuriyet“ aus dem Februar ist sogar von 400 Arbeitern die Rede, die durch Unfälle auf der Baustelle ums Leben gekommen seien.
Amke Dietert von Amnesty International vermutet, die Zahl der auf der Baustelle ums Leben gekommenen könnte in die Hunderte gehen. „Es gibt sicherlich eine sehr hohe Dunkelziffer“, sagt die Türkei-Expertin gegenüber Business Insider. „Die größte Oppositionspartei CHP hat im Parlament die Einrichtung eines Untersuchungsausschusses beantragt – ob es dazu kommen wird, ist fraglich.“