Erholung am Dienstag - Das Börsenbeben macht Pause: So reagieren Anleger jetzt richtig
Der Nikkei ist am Dienstag sieben Prozent nach oben gesprungen, der Dax startet erholt. Pausiert das Börsen-Beben nur oder ist es vorbei? Schnäppchenjäger mit sollten jetzt genau hinschauen: Gewinne werden beim Kaufen und mit starken Nerven gemacht, sagt eine alte Börsenweisheit.
Die Woche war schlimm, aber nicht katastrophal
Wer nach hektischen Börsenwochen mit klarem Kopf auf die Kurse blickt, stellt fest: Anleger haben durchaus schon Schlimmeres erlebt.
An der Börse Tokio hat sich der Nikkei-Index nach dem massiven Kursverlust vom Montag am Dienstag deutlich erholt. Gegen Mittag japanischer Zeit stand er 9,4 Prozent im Plus, zum Handelsschluss noch knapp acht Prozent. Damit lag der japanische Leitindex allerdings immer noch mehr als 15 Prozent unter dem Wert der Vorwoche .
Der Dax##chartIcon startet am Dienstag leicht erholt in den Handel. Er bewegt sich rund sechs Prozent unter den Werten der Vorwoche .
Die US-Börsenindizes liegen im Wochenvergleich vier bis sieben Prozent im Minus .
Der Langfristvergleich zeigt aber: Börsenbeben sehen anders aus. Der Dax verlor oft an einzelnen Tagen mehr als in der gesamten vergangenen Woche. Trotzdem hat sich die Börse bislang jedes Mal erholt. Und Japan kämpft mit seinen eigenen Problemen. Der dortige Verlust lässt nicht auf andere Börsen übertragen.
Dass die Woche dennoch schlimm war, zeigt der Blick auf die schlechtesten Monate im Dax: Im September 2002 verlor der Index 25 Prozent. Das entspricht rund sechs Prozent pro Woche, also recht genau dem Verlust der vergangenen sieben Tage.
Ob wir gerade den Anfang eines schwarzen Augusts erleben oder einen bald vergessenen Mini-Durchhänger, hängt also vor allem davon ab, wie sich die kommenden Wochen entwickeln.
Stehen wir vor einem vorübergehenden, aber monatelangen Beben?
Die Anlässe des jüngsten Kursrutsches lassen eher auf Entspannung hoffen: alles nicht neu, alles nicht überraschend.
Die Begeisterung für das Thema Künstliche Intelligenz (KI) ist abgeflaut. Anleger haben festgestellt, dass Konkurrenz und Entwicklungsdruck Fabelgewinne verhindern.
Die Notenbanken haben ihre Leitzinsen angehoben. Investitionen sowie Kredite kosten mehr, was das Wirtschaftswachstum drosselt. Überraschend schwache Arbeitsmarkt- und Stimmungsdaten aus den USA entfachen Sorgen, die Notenbanken könnten es übertrieben und eine Wirtschaftskrise ausgelöst haben.
Der Nahost-Konflikt droht sich auszuweiten. Weil die Weltwirtschaft das Erdöl der Region braucht, hätte ein Flächenbrand schwere Folgen.
Teils hatten Anleger die Realität ausgeblendet, etwa beim KI-Boom. Derartige Kaufräusche erlebt die Börse von Zeit zu Zeit. Korrekturen sind danach unausweichlich. Größtenteils hat die Börse diese Ereignisse aber wohl eingepreist.
Teils können die Verursacher recht leicht Gegensteuern: Die Zentralbanken können ihre Leitzinsen senken. Die Europäische Zentralbank hat dies bereits. Die amerikanische Federal Reserve lässt durchblicken, im September nachzuziehen. Die Kurse könnten dümpeln, bis die Fed die Zinsen tatsächlich senkt und die US-Wirtschaft anzieht. Ein Mega-Crash sehen Experten deswegen aber nicht kommen.
Einen weiteren, massiven Kurseinbruch könnte eine Eskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran auslösen. Experten glauben aber selbst in diesem Falle eher an einen vorübergehend Rücksetzer, wie bei bislang allen Kriegen in Nahost.
Tech-Aktien sind nach dem Rücksetzer günstiger, aber nicht schlechter
Technologiefirmen hatten zuletzt Börsenbewertungen erreicht, die sich nur im Idealfall rechtfertigen ließen. Jetzt handelt die Nvidia##chartIcon -Aktie trotz des jüngsten Rücksetzers noch bei einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von fast 60. Das entspricht dem vier- bis zehnfachen vieler anderer Werte.
Sinn macht diese Bewertung nur, wenn sich die Gewinne bei Nvidia fabelhaft besser entwickeln als bei anderen Unternehmen. Das ist möglich. Aber schon kleinste Zweifel lösen in diesen Situationen massive Rücksetzer aus. Viele Experten halten den Technologie-Sektor daher für überteuert.
Die Folgen sind derzeit zu beobachten: Der amerikanische Technologie-Index Nasdaq verlor mit rund sieben Prozent deutlich mehr als die breiter gestreuten anderen Indizes. Für die Branche hat sich aber wenig geändert: Konkurrenz- und Entwicklungsdruck begleiten sie seit Jahrzehnten.
Wer die Tech-Werte vergangene Woche mochte, bekommt sie derzeit also vor allem günstiger. Schnäppchenjäger werden hier am ehesten fündig. Wer sichere Anlagen mag, sollte bedenken, wie schnell kleine Stolpersteine die Kurse beeinflussen. Weiter Schwankungen bleiben wahrscheinlich.
Für alle Anleger gilt, was Aktienstratege Markus Reinwand von der Landesbank Hessen-Thüringen schreibt: „Erst einmal scheinen starke Nerven gefragt zu sein. Vielleicht hilft es da, sich zu vergegenwärtigen, dass Aktien ein mittel- bis langfristiges Anlageinstrument sind.“ Schließlich hatte der Dax im Jahr 2009 zeitweise unter 3600 Punkten notiert. Damals erlebten die Anleger am Aktienmarkt den Tiefpunkt der Finanzkrise - seitdem hat sich das Börsenbarometer fast verfünffacht.