Erinnerung an Warschauer Aufstand - «Lektion über das Leben»

Mit Kranzniederlegungen und Gedenkveranstaltungen ist in Polen an den Beginn des Warschauer Aufstands gegen die deutsche Besatzung vor 71 Jahren erinnert worden. Um 17.00 Uhr - der Stunde der ersten Kämpfe des Aufstands - schrillten in ganz Warschau die Sirenen.

Tausende Menschen standen schweigend auf den Plätzen und großen Verkehrskreuzungen der polnischen Hauptstadt sowie vor den Gräbern und Denkmälern der Aufständischen. Busse und Straßenbahnen unterbrachen die Fahrt. Auf dem Open Air-Festival «Przystanek Woodstock» im westpolnischen Kostrzyn wurde vor mehr als 500 000 Besuchern das Bühnenprogramm unterbrochen. Jugendliche verharrten minutenlang schweigend.

Die Untergrundkämpfer hätten auch den heutigen Polen eine «Lektion über das Leben» gegeben, sagte Parlamentspräsidentin Malgorzata Kidawa-Blonska bei einer Gedenkveranstaltung in Warschau. Freiheit und Demokratie seien nicht selbstverständlich, man müsse «bereit sein, sich zu ihrer Verteidigung zu erheben», sagte sie. Regierungschefin Ewa Kopacz erklärte, die Aufständischen hätten gezeigt, «dass der Kampf um Freiheit wichtiger ist als das Leben».

Der Aufstand der Untergrundarmee «Heimatarmee» scheiterte im Oktober 1944 tragisch. Mehr als 180 000 Menschen kamen ums Leben, die meisten von ihnen Zivilisten. Während der Kämpfe verübten die Deutschen Massaker an der Zivilbevölkerung; nach der blutigen Niederschlagung wurde Warschau systematisch zerstört. Die Rote Armee, die bereits die Stadtteile am östlichen Weichselufer erreicht hatte, griff nicht ein.

Die Bewertung des Aufstands spaltet Polen bis heute: Für die einen ist er Ausdruck von Heldentum, für die anderen sinnloses Blutvergießen.