Erkenntnisse aus Wolfsburg - Zittersieg als böses Erwachen: So gewinnt der FC Bayern auch dieses Jahr keine Titel

Zittersieg als böses Erwachen: So gewinnt der FC Bayern auch dieses Jahr keine Titel<span class="copyright">IMAGO/RHR-Foto</span>
Zittersieg als böses Erwachen: So gewinnt der FC Bayern auch dieses Jahr keine TitelIMAGO/RHR-Foto

Der FC Bayern gewinnt das erste Saisonspiel gegen den VfL Wolfsburg. Doch die drei Punkte sind hart erarbeitet, weil es sich der Rekordmeister selbst schwer macht. Besonders die Abwehr sorgt dabei für ein böses Erwachen. Erkenntnisse aus dem Bayern-Spiel in Wolfsburg.

90 Minuten ist die neue Saison alt und schon lässt sich eine vor wenigen Wochen noch undenkbare Aussage mit großer Gewissheit treffen: Mit dieser Abwehr gewinnt der FC Bayern auch in diesem Jahr keinen Titel.

Was die Münchner Defensive beim Saisonauftakt in Wolfsburg gezeigt hat, muss sämtliche Alarmglocken bei den Vereinsbossen aktiviert haben. Klingelte bereits während des Spiels irgendwo in Leverkusen das Telefon (Stichwort Jonathan Tah)?

Neu-Trainer Vincent Kompany baute in seiner ersten Bundesliga-Partie auf eine Viererkette aus Sacha Boey, Minjae Kim, Dayot Upamecano und Alphonso Davies. Keiner aus dem Quartett zeigte ansatzweise eine meisterliche Leistung. Besonders das Innenverteidiger-Duo aus Kim und Upamecano wankte mehr als ein Boot auf hoher See.

Kim und Upamecano wackeln gehörig

Dabei stellte sich der VfL noch in Halbzeit eins nicht gerade als offensivstarker Gegner heraus. Domestizierte Wölfe, zahnlos. Blindlings lange Bälle nach vorne, sonst nichts.

Trotzdem war Torwart Manuel Neuer im Dauerstress, weil die Gefahr von seinen eigenen Vorderleuten ausging. Hier ein fahrlässiges Dribbling im eigenen Sechzehner, da ein halbhoher Rückpass. Beides absolute No-Go’s für Abwehrspieler!

Das Passspiel von Kim und Upamecano war katastrophal. Kim hatte zwischenzeitliche eine Passquote von unter 75 Prozent – für einen Innenverteidiger ein mieser Wert.

Bayern-Abwehr lädt Wolfsburg ein

Der Südkoreaner war bis zu seinem kapitalen Aussetzer nach der Pause, der die Wolfsburger Führung bedeutete, schon der schwächste Mann auf dem Feld.

In dieser Phase schlief aber nahezu die gesamte Bayern-Mannschaft. Es dauerte keine 15 Sekunden nach dem Seitenwechsel, da taucht Tiago Tomas alleine vor Neuer auf und wird von Boey zu Fall gebracht. Elfer und Ausgleich, plötzlich waren die Hausherren wieder im Spiel. Acht Minuten später vertändelt Kim leichtfertig den Ball, Partie gedreht. Was für ein Bock.

Minjae Kim (l.) zeigt in Wolfsburg ein ganz schwaches Spiel<span class="copyright">Getty Images</span>
Minjae Kim (l.) zeigt in Wolfsburg ein ganz schwaches SpielGetty Images

 

Die Bayern müssen sich am ersten Spieltag ordentlich strecken für die drei Punkte. Mit der Hereinnahme von Thomas Müller (für Boey) schaltete der Rekordmeister ein paar Gänge höher, Harry Kane erzielte sofort den erneuten Ausgleich.

Als später Kim ausgewechselt, beziehungsweise erlöst wurde, schlug Serge Gnabry zum 3:2-Endstand zu. Zufällig, aber bezeichnend.

Entschieden war die Partie aber immer noch nicht, weil Bayern defensiv trotz mehrmaligen Umstellens von Kompany keine Stabilität finden konnte. Bei einem gefährlichen Angriff der Wolfsburger fanden sich plötzlich Davies und Aleksandar Pavlovic als Duo vor dem Tor wieder. Ein Chaos. Der Schlusspfiff als Erlösung.

Kompany kann Abwehrprobleme noch nicht lösen - kommt Tah jetzt doch?

Das Problem aus der Vorsaison konnte Kompany, wenig verwunderlich, noch nicht lösen. Schon da waren besonders Kim und Upamecano stete Unsicherheitsfaktoren. Personell ist über den Sommer gerade in der Innenverteidigung wenig geschehen.

Matthijs De Ligt wurde gegen den Willen vieler Fans nach Manchester United geschickt. Geholt wurde einzig Hiroki Ito vom VfB Stuttgart, der sich aber gleich den Mittelfuß gebrochen hat. Auf der Außenverteidigerposition ersetzt Leihrückehrer Josip Stanisic (auch verletzt) den ebenfalls nach Manchester abgewanderten Noussair Mazraoui. Weder in der Quantität noch in der Qualität ist das ein Upgrade.

Der Transfer von Jonathan Tah ist trotz zwischenzeitlich gemeldeter Einigung mit dem Spieler gescheitert. Spätestens nach dieser Partie sollten die Münchner Bosse um Sportvorstand Max Eberl nochmal zum Hörer greifen. Sonst wird das nichts mit der Zurückeroberung des Bundesliga-Throns.