Ermittlungen zu mutmaßlichem Missbrauch hunderter Kinder in malaysischen Heimen ausgeweitet

Nach der mutmaßlichen Befreiung hunderter Kinder von sexuellem Missbrauch aus muslimischen Heimen hat die Polizei in Malaysia ihre Ermittlungen ausgeweitet. (Mohd RASFAN)
Nach der mutmaßlichen Befreiung hunderter Kinder von sexuellem Missbrauch aus muslimischen Heimen hat die Polizei in Malaysia ihre Ermittlungen ausgeweitet. (Mohd RASFAN)

Nach der mutmaßlichen Befreiung hunderter Kinder von sexuellem Missbrauch aus muslimischen Heimen hat die Polizei in Malaysia ihre Ermittlungen ausgeweitet. Derzeit werde auf weitere Razzien und Festnahmen "hingearbeitet", sagte Polizei-Chef Razarudin Husain am Freitag bei einer Pressekonferenz. Im Visier haben die Ermittler ein islamisches Unternehmen namens Global Ikhwan Services and Business (GISB).

Die Polizei hatte am Mittwoch bei Razzien in 20 Heimen in zwei malaysischen Bundesstaaten 171 Verdächtige festgenommen, darunter Islam-Lehrer und Betreuer. Etwa 400 Kinder und Jugendliche wurden in Sicherheit gebracht. Die Polizei geht davon aus, dass in den Einrichtungen Kinder im Alter von einem bis 17 Jahren körperliche und sexualisierte Gewalt erlitten. Berichten zufolge wurden sie von der Belegschaft der Heime außerdem dazu gezwungen, sich gegenseitig aneinander zu vergehen.

Die Kinder wurden übergangsweise in einem Ausbildungszentrum der Polizei in Kuala Lumpur und anderen Gebäuden untergebracht. Nach Angaben des Polizeichefs werden die Kinder derzeit medizinisch untersucht. Bislang sei bei mindestens 13 Minderjährigen sexueller Missbrauch festgestellt worden.

Am Mittwoch hatte Razarudin gesagt, Kinder ab einem Alter von fünf Jahren seien mit heißen Löffeln Brandwunden zugefügt worden. Kranken Kindern in den Heimen sei medizinische Behandlung so lange verwehrt worden, bis ihr Zustand lebensbedrohlich geworden sei. "Die Betreuer haben auch den Körper der Kinder berührt, als würden sie medizinische Untersuchungen vornehmen", schilderte der Polizeichef.

Der Vertreter des UN-Kinderhilfswerks Unicef, Robert Gass, hatte dazu erklärt: "Diese Kinder haben alle unvorstellbare Schrecken erlebt und werden langfristige professionelle medizinische und psychosoziale Unterstützung benötigen."

GISB hat die Missbrauchsvorwürfe zurückgewiesen und versichert, dass das Unternehmen nicht der Betreiber der Kinderheime sei. "Es entspricht nicht unserer Politik, Dinge zu tun, die gegen den Islam und die Gesetze verstoßen", erklärte das Unternehmen diese Woche.

GISB ist bereits seit langem wegen seiner Verbindungen zu der mittlerweile nicht mehr existierenden Al-Arqam-Sekte umstritten. Die Sekte war 1994 wegen vom Islam abweichender Lehren verboten worden. GISB war zudem 2001 in den Blickpunkt geraten, als in seinen Reihen ein "Gehorsamer-Ehefrauen-Club" gegründet wurde. Dieser rief Ehefrauen dazu auf, "im Bett Huren" zu sein, um ihre Männer vom Fremdgehen abzuhalten.

Laut der Unternehmenswebsite betreibt GISB Geschäfte wie Supermärkte und Restaurants und ist auch außerhalb von Malaysia, etwa in Indonesien, Frankreich und Großbritannien, aktiv. Die Polizei geht davon aus, dass die Kinder in den nun geschlossenen Heimen alle Kinder von GISB-Mitarbeitern waren. Dies soll nun mit DNA-Untersuchungen überprüft werden.

yb/cp