Ernährungsexperte klärt auf - Marketing oder Mehrwert? Wie sinnvoll Kinderlebensmittel wirklich sind

Die Auswahl an Lebensmitteln für unsere Jüngsten ist riesig, doch was steckt wirklich dahinter?<span class="copyright">Getty Images/PixelsEffect</span>
Die Auswahl an Lebensmitteln für unsere Jüngsten ist riesig, doch was steckt wirklich dahinter?Getty Images/PixelsEffect

Brauchen Kinder wirklich spezielle Lebensmittel, oder reicht das, was die Familie isst? Ernährungswissenschaftler Uwe Knop erklärt, wie Marketing den Quengel-Faktor ausnutzt und warum entspannte Eltern der Schlüssel zu gesunder Kinderernährung sind.

Brauchen Kinder spezielle 'Kinderlebensmittel' für eine ausgewogene Ernährung?

Sobald Kinder Zähne haben und kauen können, brauchen Sie keine speziellen 'Kinderlebensmittel' mehr. Sie können und sollten all das essen, was wir Erwachsene auch essen - und zwar nur die Lebensmittel und Mahlzeiten, auf die sich freuen, weil sie sie gerne essen, weil sie ihnen schmecken und weil sie die Kinder richtig zufrieden satt machen. Kinderlebensmittel sind eine Erfindung der Marketingabteilungen von Lebensmittelherstellern.

Welche Rolle spielt Marketing bei Kinderlebensmitteln und wie beeinflusst das die Kaufentscheidungen der Eltern?

Marketing spielt bei der Gestaltung und Vermarktung vermeintlicher Kinderlebensmittel die zentrale Rolle. Denn es geht dabei weniger um das Lebensmittel an sich, sondern um die Verpackung, die Geschichte, die putzigen Namen und besonders darum, ein Bedürfnis zu wecken. Und das geht am besten über die emotionale Bindung und/oder über Zusatzgeschenke in Form von Spielzeug oder Ähnlichem.

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Im Kind soll einerseits das Gefühl des „Haben-Wollens“ ausgelöst werden, weil es sich mit der Aufmachung, Präsentation, den Werbefiguren und -sprüchen emotional verbunden fühlt - und andererseits durch den „Wunschbooster Spielzeug“ dieser Wille noch weiter verstärkt wird. Diese „Doppel-Quengel-Phänomen“ kennen sicher alle Eltern.

Was sind gesündere Alternativen zu den gängigen Kinderlebensmitteln, die im Supermarkt erhältlich sind?

Grundsätzlich ist eine Einteilung in gesunde und ungesunde Lebensmittel aus wissenschaftlicher Sicht weder möglich noch empfehlenswert. Daher lehnen auch die sieben großen ernährungswissenschaftlichen Fachorganisationen im deutschen Sprachraum DACH diese kategorische „Einteilung in gesund und ungesund“ unisono ab.

Eltern sollten Kinder daher ruhig alles anbieten, auch mal ein Kinderlebensmittel. Die Basis einer gesunden Kinderernährung bilden jedoch frische Lebensmittel von hoher Qualität - und zwar innerhalb eines vielfältigen, abwechslungsreichen und ausgewogenen Speiseplans, der Mahlzeiten enthält, die den Kindern schmecken und die sie gerne essen.

Wie sollte man Kinder generell gesund ernähren?

Die Grundprinzipien richtiger Ernährung von Kindern sind schnell und einfach erklärt: Merken Sie sich dazu einfach die 3V: Vorleben, Vielfalt, Verfügbarkeit. Eltern sollten Vorleben, dass Essen etwas sehr Schönes ist. Darüber hinaus bieten Mama, Papa, Oma und Opa idealerweise immer Vielfalt zum Essen an - das heißt, im Haushalt ist immer abwechslungsreiches, gutes, frisches Essen verfügbar.

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Auch sollte man Kinder immer Neues probieren lassen und sich freimachen vom schlechten Gewissen. Geben Sie Ihren Kindern, worauf sie Lust haben, was ihnen gut schmeckt und was sie gut vertragen. Seien Sie entspannt, wenn es ums Essen geht. Wenn Sie darüber hinaus noch diese fünf „Eckpfeiler“ richtiger Ernährung von Kindern beherzigen, dann basiert das Essverhalten Ihres Kindes auf einem soliden Fundament und es entwickelt ein natürlich-gesundes Essverhalten.

Muss ich mir Sorgen machen, wenn mein Kind plötzlich nur noch ganz spezielle Mahlzeiten essen will?

Nein. Diese sogenannte „Picky-Eater-Phase“ oder „Food Fussiness“ beschreibt eine ganz normale biologische Entwicklungsphase bei Kindern, in der sie sehr wählerisch beim Essen sind. Sie essen dann über Tage bis Wochen nur ganz bestimmte Lebensmittel und Mahlzeiten, die sie sehr gut kennen und vor allem, die sie wirklich mögen und gerne essen - alles andere wird rigoros und konsequent abgelehnt.

Immer wieder und nur noch Schnitzel mit Kartoffeln, Pommes mit Ketchup oder Spaghetti mit Streukäse oder Nudeln pur - welche Eltern kennen das nicht. Diese Phase tritt bei fast allen Kindern irgendwann vom Kleinkindalter bis zur frühen Jugend auf und wiederholt sich vielleicht. Das wählerische Essverhalten ist bei Kindern also weit verbreitet und ganz normal. Trotzdem ist diese Zeit für manche Eltern herausfordernd und beunruhigt sie - doch das muss nicht sein (mehr dazu lesen Sie hier).