Ernährungswissenschaftler Uwe Knop - Von Brottrunk bis Kaulquappen-Wasser: Das können die neuen viralen Abnehm-Trends
Die Jagd nach dem schnellen Gewichtsverlust führt zu immer absurderen Diätmethoden. Ernährungswissenschaftler Uwe Knop nimmt die neuesten Trends unter die Lupe.
Die Quelle absurder Abnehmtrends sprudelt unaufhörlich - derzeit werden Lemon Bottle, Kaulquappen-Wasser und Borttrunk als Schlankmacher gehypt.
Was sind das für Methoden?
Zum derzeit neuesten Hype Lemon Bottle, bestehend aus Ananas und Vitaminen, fragt die Website Telepolis : „Der neue Star unter dubiosen Abnehmmitteln?“
Den zweiten Abnehm-Trend sieht das Portal fitbook von TikTok im wahrsten Sinne angeschwappt: das Kaulquappen-Wasser . Viele Content Creator auf der Plattform schwören darauf, dass das Trendgetränk aus Chiasamen, Zitronensaft und Wasser, welcher optisch an Froschlaich erinnert, die Kilos mühelos purzeln lassen soll.
Die Augsburger Allgemeine wirft die Frage auf, ob der dritte Hype Brottrunk, der seit einer Weile als Geheimtipp für eine gesunde Darmflora gilt und beim Abnehmen helfen soll, wirklich etwas bringt. Brottrunk ist eine Flüssigkeit, die aus vergorenem Brot hergestellt wird.
Wirken diese Methoden, also machen sie nachgewiesen schlank?
Nein. Das ist ja immer wieder das absolut unglaubliche, dass so viele Menschen auf so viel Nonsens reinfallen. Es gibt keine wissenschaftlichen Belege für die Wirksamkeit zur nachhaltigen Gewichtsreduktion - weder für die drei aktuellen Hypes noch für den zahlreichen Unsinn zuvor (zum Beispiel Apfelessig oder Bulletproof-Coffee).
Es sind ja auch alles keine Arzneimittel, sondern nur Lebensmittel, dazu gehören auch Nahrungsergänzungsmittel, oder selbst kreierte Hexenküchedrinks: Manche der Mittelchen sind einfach nur lächerlich harmlos, andere jedoch können die Gesundheit gefährden. So warnen aktuell sowohl die Stiftung Warentest als auch die Schweizer Arzneimittelbehörde Swissmedic vor der dubiosen Mischung Lemon Bottle.
Gibt es denn wirksame Abnehmhelfer, die einem das Abnehmen abnehmen?
Ja, die gibt es inzwischen tatsächlich. In Deutschland sind derzeit zwei „Abnehmspritzen“ als Arzneimittel zugelassen: Zuerst kam 2023 die Abnehmspritze „ Wegovy “ (Wirkstoff: Semaglutid) auf den Markt - sie hat inzwischen einen sehr hohen Bekanntheitsgrad, weil angeblich viele Promis wie Elon Musk und Robin Williams das Mittel verwenden, um abzunehmen (zumindest behaupten sie dies öffentlichkeitswirksam).
Diese Substanz ist für Erwachsene mit einem Body-Mass-Index (BMI) ab 30 (Adipositas=Fettleibigkeit) zugelassen - sowie für die nicht ganz so schweren Übergewichtigen (BMI ab 27), die noch an bestimmten Begleiterkrankungen leiden.
Die zweite Abnehmspritze heißt „ Mounjaro “ (Wirkstoff: Tirzepatid) - sie ist für die gleichen vorgenannten Anwendungsgebiete zugelassen. Beide Wirkstoffe sind nicht neu, sie werden bereits seit vielen Jahren zur Behandlung von Typ-2-Diabetes ("Zuckerkrankheit") eingesetzt und seit 2023 können sie nun auch ganz gezielt nur bei Übergewichtigen oder Fettleibigen verordnet werden, die keinen Diabetes haben.
Dabei ist wichtig, dass alle Verwender nicht nur spritzen müssen, sondern auch unbedingt ihre Ernährung umstellen und sich mehr bewegen sollen. Beide Spritzen kann nur ein Arzt auf Rezept verschreiben, aber die Kosten müssen die Patienten selbst tragen, die Krankenkassen bezahlen diese sogenannten Lifestyle-Arzneimittel nicht. Und das ist nicht günstig: Eine Monatsration kostet etwa 300 Euro. Beide Wirkstoffe haben aber viele Nebenwirkungen und die Langzeiteffekte sind unbekannt - mehr dazu erfahren Sie hier.
Kann man auch alleine nachhaltig abnehmen und das neue Schlankgewicht langfristig halten?
Ja, natürlich. Und das sollte aufgrund der vielen Nebenwirkungen und unbekannten Langzeiteffekten der Abnehmspritzen auch unbedingt der erste Weg der Wahl sein. Wie das geht, ist relativ einfach erklärt: Bei der langfristigen Gewichtsreduktion und vor allem beim anschließenden „Gewicht halten“ kommt es auf einen zentralen Faktor an - und der heißt individuelle Ernährungs- und Lebensstilumstellung, die lebenslang zu mir und meinem Charakter passt.
Mit dieser persönlichkeitsaffinen Intervention, also einer Maßnahme, die ich gerne umsetze, lassen sich etwa zwei Kilogramm pro Monat gesund abnehmen. Dazu muss man auch nicht zwangsläufig Kalorien zählen. Wenn Sie das Projekt Gewichtsreduktion starten möchten, hier finden Sie alles, was Sie wissen müssen.