Ernüchternde Zahlen zu Corona-TV-Talks: Wo sind die Frauen?

Eine Analyse des "Spiegel" offenbart: In den Corona-TV-Talks, die seit dem Ausbruch des Virus monothematisch verlaufen, sind viele Bevölkerungsgruppen unterrepräsentiert.

Außergewöhnliche Zeiten - außergewöhnlich wenig Vielfalt in den deutschen TV-Talk-Formaten. Bei Anne Will, Markus Lanz und Co. geht es seit Wochen nur um eines: um Corona - selbstverständlich ohne Publikum und mit viel Abstand zwischen den Stühlen der geladenen Gäste. Die Monotonie erkennen nicht nur viele Fernsehzuschauer, sie wird nun auch durch eine Datenanalyse des Magazins "Spiegel" belegt.

Dabei fällt allerdings nicht nur der monothematische Inhalt fällt auf, auch die Auswertung der Gäste bringt Erstaunliches zutage. In der Analyse wurde in den fünf Talkformaten "hart aber fair", "Maischberger", "Maybrit Illner", "Markus Lanz" und "Anne Will" besonderes Augenmerk darauf geworfen, wie gut die Sendungen die Lebenswirklichkeit unserer Gesellschaft abbilden. Das Fazit ist ernüchternd: Es gelingt den Sendungen eher schlecht. Seit Jahresbeginn ging es laut "Spiegel" in 70 Sendungen mit 348 Gästen um die Corona-Pandemie. Unter den zahlreichen Gästen fanden sich allerdings vergleichsweise wenige Frauen, sowie kaum junge Menschen und Ostdeutsche, Migranten und Menschen aus den unteren sozialen Schichten.

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Lauterbach ganz vorne

Beim Geschlechterverhältnis in den Corona-Talkshows landet Sandra Maischberger auf dem letzten Platz. Nur 24 Prozent ihrer Gäste waren weiblich. "hart aber fair" indes hatte 44 Prozent Frauen in der Runde.

Ein Blick auf die Altersverteilung der Gäste legt offen: Der Großteil war zwischen 45 und 64 Jahre alt. Lediglich 23 der 348 Gäste waren unter 40 Jahre. Erstaunlich ist auch die Erkenntnis, dass Frauen ab 50 immer seltener eingeladen werden, je älter sie sind. Bei Männern hingegen sind die meisten Gesprächsteilnehmer zwischen 60 und 64 Jahre alt. Erst ab 65 Jahren nimmt ihr Anteil deutlich ab. Wegen ihres höheren Alters haben die meisten Gäste zudem bereits erwachsene Kinder. Nur 15 der 348 Gäste waren Mutter oder Vater von Kindern im Kita-Alter. Ähnlich ungleich verteilt sind Ostdeutsche (24 von 348), Menschen mit Migrationshintergrund (20 von 348) und solche mit niedrigem sozialem Status - wie etwas Pfleger oder Erzieher (9 von 348).

Am häufigsten war übrigens Karl Lauterbach zu Gast in den TV-Talks der öffentlich-rechtlichen Sender. Insgesamt 14-mal nahm er in einer Talkrunde Platz und sprach sowohl als Politiker als auch als studierter Epidemiologe. Neunmal trat die Virologin Melanie Brinkmann auf. Platz drei teilen sich drei Gäste mit je acht Auftritten: Virologe Alexander S. Kekulé, Bundesfinanzminister Olaf Scholz und Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier.

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