"Das ist nicht ernsthaft Eure Frage? - ARD-Frau greift ZDF wegen Beitrag über gescheiterten Ukraine-Frieden an
Ein ZDF-"Background-Check" zu den gescheiterten Friedensverhandlungen von 2022 hat bei X eine Kontroverse ausgelöst. ARD-Korrespondentin Annette Dittert wetterte, es würden „simple Realitäten in Frage“ gestellt. Die Öffentlich-Rechtlichen würden sich durch ein solches „Framing“ überflüssig machen.
Es gibt politische Akteure, die nahelegen, Russlands Krieg in der Ukraine hätte schon 2022 beendet werden können - hätten westliche Staats- und Regierungschefs nicht interveniert. Dabei wird sich in der Regel auf Verhandlungen in Istanbul bezogen, die zwischen den Kriegsparteien ergebnislos endeten.
Anlässlich der Ukraine-Konferenz in der Schweiz Mitte Juni dieses Jahres ist das ZDF in einem „Backgroundcheck“ dieser unter anderem von Sahra Wagenknecht (BSW) geteilten Behauptung nachgegangen. Ungewohnt scharfe Kritik für den Beitrag bekam die „Heute“-Redaktion von einer ARD-Kollegin.
Beim Kurznachrichtendienst X teilte Annette Dittert einen Screenshot des entsprechenden Informationsangebots. Darauf zu sehen: eine Fotomontage mit den Präsidenten Putin und Selenskyj sowie einem Panzer. Dazu der Teasertext: „Gescheiterte Verhandlung 2022: Wer hat den Frieden in der Ukraine verhindert?“
„Dann wird man uns Öffentlich-Rechtliche bald wirklich nicht mehr brauchen“
ARD-London-Korrespondentin Dittert kritisierte die Aufmachung scharf: „Das ist nicht ernsthaft Eure Frage? @ZDFheute? - Wenn wir öffentlich-rechtlichen mit solchen Fragen simple Realitäten in Frage stellen, dann wird man uns bald wirklich nicht mehr brauchen.“
„Der Artikel erklärt doch schlüssig, warum es nicht zu einem Abkommen kam. Lesen Sie auch nur Überschriften?“, wandte ein X-User ein, woraufhin Dittert klarstellte, es gehe ihr „um das Framing des Titels“ und nicht „darum, dass der Text das dann wieder richtig stellt“.
Widerspruch kam von einem weiteren Nutzer: „Ein Faktencheck darf auch mal provokative Titel haben. So holt man Leute ab. Ist halt so. Auch die Öffis müssen da mitspielen. Ich würde mich nicht so aufregen.“ Dittert beharrte auf ihrem Standpunkt: „Sehe ich komplett anders.“
Sahra Wagenknecht greift Narrativ immer wieder auf
Die Kommentarspalte zählt inzwischen über 300 kontroverse Wortmeldungen zum Post der Journalistin. Darunter auch eine sarkastisch-ironische Bemerkung der Kolumnistin Marie von den Benken: „Ja gut, Russland hat angegriffen, aber hatte die Ukraine nicht auch irgendwie ein ziemlich kurzes Kleid an?“
Der „Backgroundcheck“ des ZDF informiert ausführlich über die Umstände der Verhandlungen von 2022 - auch darüber, dass die Behauptung, „der Westen“ habe eine Einigung verhindert, von Wladimir Putin stammt.
Unter anderem die ehemalige Linken-Politikerin Sahra Wagenknecht, inzwischen Parteigründerin (BSW), hat dieses Narrativ in Talkshows und Interviews immer wieder aufgegriffen.
Im Artikel werden verschiedene Punkte aufgeführt und erläutert, die wirklich zum Scheitern der Verhandlungen vor gut zwei Jahren geführt hätten, nämlich: „Ukrainische Erfolge auf dem Schlachtfeld“, „Das Massaker von Butscha“, „Grundlegende Probleme mit dem Istanbuler Kommuniqué“ und „Mangelndes Vertrauen der Ukraine“. Weiter heißt es: „Der finale Bruch kam im September 2022, nachdem Russland vier besetzte ukrainische Gebiete völkerrechtswidrig zu russischem Staatsgebiet erklärte.“