Erschöpfung, Schlafstörung, Einsamkeit: Deutschen Schulkindern geht es immer schlechter

Immer mehr Schulkinder in Deutschland leiden körperlichen und psychischen Beschwerden.  (Bild: iStock/bodnarchuk)
Immer mehr Schulkinder in Deutschland leiden körperlichen und psychischen Beschwerden. (Bild: iStock/bodnarchuk)

In Deutschland leiden immer mehr Schulkinder unter körperlichen und psychischen Beschwerden, wie eine aktuelle Untersuchung der DAK-Gesundheit zeigt. Auch Krisenängste sind weit verbreitet.

Das körperliche und psychische Wohlbefinden der Schülerinnen und Schüler in Deutschland verschlechtert sich. Das zeigt der aktuelle Präventionsradar der DAK-Gesundheit. Laut der Erhebung steigt die Zahl der Jungen und Mädchen, die unter Erschöpfung, Einsamkeit und körperlichen Beschwerden leiden, deutlich. Auch Krisenängste seien unter den Kindern weit verbreitet.

Die DAK-Gesundheit führt seit 2016 in Zusammenarbeit mit dem Institut für Therapie- und Gesundheitsforschung (ITF-Nord) jedes Jahr eine Untersuchung zum Wohlbefinden und gesundheitlichen Zustand von Schülerinnen und Schülern der Klassen 5 bis 10 durch. Für den Präventionsradar wurden im Schuljahr 2023/2024 rund 26.000 Kinder und Jugendliche aus 1.449 Klassen befragt.

Über die Hälfte der Schulkinder leiden an Erschöpfung

Mehr als die Hälfte der Jungen und Mädchen gab an, erschöpft zu sein (55 Prozent). Ein Drittel aller Befragten leidet unter Schlafstörungen (37 Prozent). Hinzu kommt, dass fast ebenso viele Schüler und Schülerinnen angaben, schon einmal das Gefühl erhöhter Einsamkeit erfahren zu haben (31 Prozent). Sie fühlten sich alleine und ausgeschlossen und es mangle ihnen an Freundschaften. Acht Prozent gaben an, dass sie sich oft einsam fühlen. Bei Kindern aus sozial benachteiligten Familien waren es mit 19 Prozent fast doppelt so viele.

Ein Viertel der befragten Kinder leidet zudem einmal oder mehrmals die Woche unter Rückenschmerzen (27 Prozent), genauso viele Klagen über häufige Kopfschmerzen, knapp ein Fünftel hat Bauchschmerzen.

Parallel dazu sehen sich die Kinder- und Jugendarztpraxen mit einer steigenden Belastung konfrontiert. Dr. Michael Hubmann, Präsident des Berufsverbands der Kinder- und Jugentärzt:innen, bestätigt die Ergebnisse aus der DAK-Untersuchung: "Die Ergebnisse des DAK-Präventionsradars decken sich mit den Beschwerden, die wir täglich in unseren Praxen sehen. Unsere Arbeitsbelastung hat spürbar zugenommen, da immer mehr Kinder und Jugendliche unter vielfältigen Symptomen wie Erschöpfung, Schlafstörungen und Schmerzen leiden."

Krisenbezogene Ängste weit verbreitet

Rund drei Viertel der Schülerinnen und Schüler leiden unter Krisenängsten, die etwa durch den Ukrainekrieg, den Klimawandel oder die soziale Situation der Eltern geschürt werden. Sechs Prozent gaben an, oft solche Krisenängste zu haben. Laut Studie treten bei Kindern, die häufiger krisenbezogene Ängste haben, auch depressive Symptome öfter auf. Zu solchen Symptomen gehören etwa, sich unglücklich und niedergeschlagen zu fühlen und häufiger weinen zu müssen.

Die Zahl der Kinder, die wöchentlich unter zwei oder mehr gesundheitlichen Beschwerden leiden, steigt deutlich. Gegenüber der zweiten Erhebung aus dem Schuljahr 2017/2018 werden von den Befragten deutlich häufiger multiple Beschwerden angegeben. Waren vor sechs Jahren noch 36 Prozent davon betroffen, so ist der Anteil um fast ein Viertel auf 46 Prozent gestiegen. Bei den Mädchen wuchs der Anteil sogar um ein Drittel.

DAK-Vorstandschef Andreas Storm fordert in diesem Zusammenhang mehr Prävention: "Wir müssen verhindern, dass eine verlorene Generation mit Gesundheitsproblemen und seelischen Leiden heranwächst. Wir müssen offen über Probleme reden und mit verstärkenden Präventionsinitiativen antworten und Hilfsangebote liefern."