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Erschreckende Quoten-Analyse alarmiert WWE

Die Corona-Pandemie und ihre Folgen haben WWE schmerzhaft erwischt, das hat sich herumgesprochen.

Seitdem die wöchentlichen Shows Monday Night RAW und Friday Night SmackDown ohne echte Fans und die von ihnen kreierte Atmosphäre auskommen müssen, hat sich der ohnehin negative Rating-Trend in den USA noch einmal massiv verschärft.

Die Unruhe hinter den Kulissen der weltgrößten Showkampf-Liga dürfte sich in den vergangenen Tagen nun vergrößert haben: Eine Aufsehen erregende Analyse der Einschaltquoten in den vergangenen Monaten hat ein tiefergehendes Problem offensichtlich gemacht, das WWE auch nach dem Ende der Corona-Zeit noch Kopfzerbrechen bereiten wird.

Den TV-Hauptshows von WWE laufen die jüngeren Zuschauer in Scharen davon - während dieser Trend beim 2019 gegründeten Konkurrenten AEW nicht zu beobachten ist. Der Report liefert klare Hinweise, dass eine bis vor kurzem undenkbare Machtverschiebung in Gang ist, die die Marktführerschaft des Imperiums von Vince McMahon ernsthaft gefährdet.

WWE verliert rund 50 Prozent in Kernzielgruppen

In seinem Ende vergangener Woche veröffentlichten Newsletter hat das Branchen-Leitmedium Wrestling Observer die Quotenentwicklung von WWE und AEW zwischen Februar - bevor die Corona-Folgen durchschlugen - und Juli systematisch ausgewertet.

In diesem Zeitraum hat das einstige WWE-Flaggschiff RAW 29,1 Prozent seiner Zuschauer verloren (Durchschnittsquote Februar: 2,228 Mio. - Juli: 1,623) und SmackDown - zusätzlich geschwächt durch den Langzeit-Ausfall von Topstar Roman Reigns - 26,1 (2,542 - 1,878).

Der genauere Blick auf die Montagsshow RAW, zu der es detailliertere Statistiken gibt, verdeutlicht noch Schlimmeres: Der Einbruch ist am heftigsten in der werberelevanten Zielgruppe der unter 49-Jährigen, die für WWE letztlich wichtiger ist als die Gesamtquoten: 28,1 Prozent bei den 35- bis 49-Jährigen. 50,9 Prozent (!) bei den 18- bis 34-Jährigen. 47,5 Prozent bei den Jugendlichen zwischen 12 und 17.

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AEW bricht trotz Corona nicht ein

Dass diese desaströs anmutende Entwicklung nicht zwangsläufig war, zeigt der Vergleich mit der AEW-Show Dynamite: Diese hat im selben Zeitraum - von einem deutlich niedrigeren Startpunkt - 11,6 Prozent der Zuschauer verloren (876.000 - 774.000).

In der werberelevanten Zielgruppe hielt sich AEW aber weit schadloser (minus 6,7 Prozent) und konnte bei den Teenagern unter 18 sogar um 16,7 Prozent zulegen, bei den weiblichen Jugendlichen um 54,2 Prozent.

NXT, die WWE-Show, die in direkter Konkurrenz zu Dynamite läuft, verlor derweil 25 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe. Insgesamt hat sich NXT am besten gehalten (minus 7,8), aber nur, weil ihr die Zuschauer über 50 am treuesten geblieben sind. Die loyalen WWE-Fans in diesem Alter kaschieren auch den Verfall von RAW und SmackDown etwas.

Dynamite wird zur Bedrohung für RAW und SmackDown

In der Gesamtabrechnung liegen RAW und SmackDown zwar auch in der entscheidenden Zielgruppe der 18- bis 49-Jährigen weiter klar vor Dynamite (0,48 / 0,46 zu 0,28), aber das für WWE Alarmierende ist der Trend, der sichtbar wird und so von kaum jemandem erwartet worden war: AEW erschließt und hält die jungen Fans, die das Interesse an WWE rapide verloren haben und kann daher auf eine rosige Zukunft hoffen.

Sollte WWE diesen Trend nicht drehen, wird AEW im Lauf der nächsten Jahre zu einer realen Bedrohung. Der Observer spekuliert gar, dass Dynamite zumindest RAW schon jetzt angreifen könnte, wenn WWE AEW nicht mit dem Gegenprogramm NXT geschwächt hätte.

Umso bemerkenswerter, dass AEW schon jetzt Teilsiege gegen RAW gelingen, vergangene Woche etwa hatte Dynamite bei den 18- bis 34-Jährigen eine bessere Quote als RAW. Und das obwohl WWE in der Woche mit dem neuen Showkonzept RAW Underground und vielen sonstigen "Hot Shots" viel dafür tat, den Negativtrend zu bremsen.

In dieser Woche gab es für RAW trotz erneut großer Story-Entwicklungen um Dominik Mysterio und Ric Flair dann wieder eher schlechte Nachrichten: Zwar stieg die Gesamtquote wieder leicht auf 1,72 Millionen - bei den 18- bis 49-Jährigen gab es jedoch ein Minus von 8 Prozent im Vergleich zur Vorwoche und den drittschlechtesten Wert aller Zeiten.

Vince McMahon unter erhöhtem Druck

Die Zahlen unterstreichen den Eindruck, dass AEW in weniger als einem Jahr eine solide Fanbase aufgebaut hat, die mit dem Produkt, das die Liga von Tony Khan liefert, zufrieden ist und auf der sich aufbauen lässt.

Unter WWE-Fans wird derweil seit Jahren über die kreative Qualität der Shows diskutiert und dass in der Hinsicht etwas im Argen liegt, legen auch diverse von WWE ausgerufene "Neustarts" und Umwälzungen hinter den Kulissen nahe, die es zuletzt gab: Man denke vor allem an die Einstellung von Paul Heyman mit dem Auftrag RAW neu aufzubauen 2019 - und dessen Entlassung weniger als ein Jahr später.

Geholfen hat alles nicht: Die Pandemie und ihre Folgen waren für viele Zuschauer nun offensichtlich der Anlass, sich komplett vom TV-Programm von WWE abzuwenden. Ob sie danach wiederkommen, wenn WWE weitermacht wie bisher, ist ungewiss.

WWE-Boss McMahon - der in einem Investoren-Rundruf zuletzt zahlreiche unangenehme Fragen beantworten musste - wäre wohl gut beraten, eingehender und gründlicher als bisher zu analysieren und aufzuarbeiten, was aus Sicht ihrer Fans anders laufen sollte.