Werbung

Erst Agenda, dann Anteilnahme: Kritik an Trump-Tweets zum Zugunglück in Washington

Donald Trump hat mal wieder getwittert. (Bild: AP Photo)
Donald Trump hat mal wieder getwittert. (Bild: AP Photo)

Die Prioritäten von US-Präsident Donald Trump sorgen immer wieder für Kritik. So auch bei dem Zugunglück im US-Bundesstaat Washington. Der Republikaner nutzte den Unfall, um bei Twitter für seine Infrastrukturpläne zu werben. Erst dann wandte sich Trump an die Betroffenen.

Die Ursache für das Entgleisen eines Zugs in DuPont mit drei Toten und mehr als 100 Verletzten steht noch gar nicht fest. Das hielt US-Präsident Donald Trump aber mitnichten davon ab, den Unfall für seine Zwecke zu instrumentalisieren. Der Vorfall „unterstreicht, warum unser anstehender Infrastrukturplan rasch verabschiedet werden muss“, forderte der Regierungschef auf Twitter. Die Vereinigten Staaten würden im Nahen Osten sieben Billionen Dollar ausgeben, „während unsere Straßen, Brücken, Tunnel, Bahnstrecken (und mehr) verfallen! Nicht mehr lange!“

Erst zehn Minuten später gab es eine Botschaft für die Opfer und Helfer. „Meine Gedanken und Gebete sind bei den Betroffenen des Zugunglücks in DuPont, Washington“, twitterte Trump. Er dankte den „wundervollen“ Rettungskräften und fügte hinzu: „Wir kontrollieren (das Geschehen) gerade im Weißen Haus.“

Die Kritik an der scheinbaren Prioritätensetzung im Weißen Haus ließ nicht lange auf sich warten. „Wow! Nicht mal Gedanken und Gebete für die Menschen im Zug oder auf der Autobahn?“, monierte ein Fan-Account des Baseball-Teams Los Angeles Angels Trumps ersten Tweet. Diese Kritik wurde mehr als 3.500 Mal geliket.

Ein anderer Nutzer wies auf Trumps zweite Kurznachricht hin: „Hat er“. „Ja, zehn Minuten später“, erwiderte der Sportfan in einer immerhin noch 2900 Mal mit „Gefällt mir“ markierten Botschaft. Diverse Nutzer wiesen – angesichts von Trumps Hinweis auf marode Schienen – darauf hin, dass der Unglückszug auf einem neuen Streckenabschnitt unterwegs gewesen war.

Auch Jim Acosta, Korrespondent für das Weiße Haus des Senders CNN, griff den Präsidenten der Vereinigten Staaten (englische Abkürzung: POTUS) an. „POTUS’ erster Tweet zu Zugunglück erwähnt nicht die Toten … nur Werbung für den Infrastrukturplan.“

Eine Anti-Waffen-Aktivistin erklärte Trumps Verhalten damit, dass die Einwohner des Bundesstaats Washington mehrheitlich die Demokraten (blau) und nicht die Republikaner (rot) wählen. Sie zog eine Parallele zu den verheerenden Waldbränden in Kalifornien. „Wir sind ein blauer Staat … Wie Kalifornien, es gibt Tote zu beklagen, kein Piep ist zu hören.“

Der Zug war bei seiner Jungfernfahrt entgleist und teilweise von einer Brücke auf eine Autobahn gestürzt. Die Waggons fielen auf mindestens fünf Fahrzeuge. Die Auswertung des Datenschreibers ergab, dass der Zug statt der erlaubten rund 48 Kilometern pro Stunde mit knapp 129 Stundenkilometern unterwegs war. Der Grund für die Geschwindigkeitsüberschreitung ist bisher unklar.

Lesen Sie auch: Kostenfrage – Empörung über Gedenkfeier am Breitscheidplatz

Im Video: USA machen Nordkorea für WannaCry verantwortlich