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"Erst mal die Quellen prüfen!": Kritik an "Markus Lanz" nach voreiliger Diskussion

Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zeigte wenig Verständnis für die Versäumnisse von Talkmaster Markus Lanz. (Bild: ZDF)
Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann zeigte wenig Verständnis für die Versäumnisse von Talkmaster Markus Lanz. (Bild: ZDF)

Die vorab aufgezeichnete Talksendung "Markus Lanz" wurde am Dienstag von der Wirklichkeit überholt: Während die Gäste im ZDF-Studio über eine Kampfjet-Lieferung Polens an die USA diskutierten, war der Stand der Dinge bereits ein anderer.

Seit knapp zwei Wochen wütet der Krieg in der Ukraine, und noch immer gibt es Tage, an denen sich die Nachrichten zum aktuellen Stand zu überschlagen scheinen. Dass es in einer solchen Situation nicht leicht ist, eine aktuelle Talkshow vorab aufzuzeichnen, zeigte die Ausgabe von "Markus Lanz" am Dienstagabend im ZDF.

Mit der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann, dem Journalisten Robin Alexander, der Politikwissenschaftlerin Claudia Major und der Ökonomin Karen Pittel diskutierte der ZDF-Moderator unter anderem über ein im Raum stehendes Dreiecksgeschäft: Polen wolle MiG-Kampfjets an die USA liefern, woraufhin die Amerikaner sie im im Tausch für US-Jets über den deutschen Stützpunkt Ramstein in die Ukraine schicken können. Eine der zentralen Fragen war: Könnte der russische Präsident Wladimir Putin eine derartige Mission bereits als Kriegseintritt der NATO interpretieren?

Markus Lanz (links) diskutierte am Dienstag mit der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (zweite von links), der Politikwissenschaftlerin Claudia Major (Mitte), der Ökonomin Karen Pittel und dem Journalisten Robin Alexander. (Bild: ZDF)
Markus Lanz (links) diskutierte am Dienstag mit der FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann (zweite von links), der Politikwissenschaftlerin Claudia Major (Mitte), der Ökonomin Karen Pittel und dem Journalisten Robin Alexander. (Bild: ZDF)

Lanz bemerkt spät den Fehler der Redaktion

Als die Sendung ab 23.20 Uhr ausgestrahlt wurde, war der Stand der Lage allerdings bereits ein anderer: In den ab 22.40 Uhr im Ersten ausgestrahlten "Tagesthemen" hatte der Brüssel-Korrespondent Markus Preiß bereits gesagt, dass Polen diesen Schritt nur bei einstimmiger Entscheidung der gesamten NATO unternehmen wolle. Und auch Lanz schien den Fehler seiner Redaktion, wenn auch spät, zu bemerken: "Der Staatssekretär im Außenministerium meldet sich gerade zu Wort - die Amerikaner wussten offenbar auch nichts von dieser Entscheidung."

Robin Alexander zeigte sich verwirrt: "Wer wusste nicht von der Entscheidung?" - "Die Amerikaner", antwortete Lanz ein wenig kleinlaut. "Dann kann das nicht funktionieren", erwiderte der "Welt"-Journalist. Die FDP-Politikerin Marie-Agnes Strack-Zimmermann wiederum bemerkte: "Was heißt, dass man erst mal die Quellen prüfen muss, bevor man darüber diskutiert."

Armin Laschet twittert: "Besonnenheit ist in diesen Tagen ein hohes Gut"

Am Ende war es Claudia Major, die versuchte, die Lage zu retten: "Das ist vielleicht ein schöner Abschluss für diese Debatte, dass nämlich dieser gesamte Konflikt unheimlich im Informationsraum stattfindet, dass alle versuchen, die Narrative zu kontrollieren, die Bilder zu kontrollieren, und wir sowohl mit den Informationen aufpassen müssen, als auch welche Worte wir benutzen."

Im Internet wurde vielfach über die Sendung diskutiert: "Bei #lanz reden sie die Hälfte der Sendung über eine Sache, die schon längst abgeräumt wurde (nach Aufzeichnung)", twitterte ein Nutzer. Selbst der ehemalige CDU-Chef Armin Laschet sah sich zu einem Statement bewogen: "Polnische MiG-Kampfflugzeuge über Ramstein in die Ukraine", twitterte er: "Pentagon-Sprecher sagt: 'It is simply not clear to us that there is a substantive rationale for it.' #Lanz diskutiert so, als sei es ein Faktum. Besonnenheit ist in diesen Tagen ein hohes Gut. #respicefinem".

lanz