Israel bombardiert südlichen Gazastreifen

Israels Luftwaffe hat in der Nacht seine Luftangriffe auf den Gazastreifen fortgesetzt. Von dort wurden Raketen abgefeuert, die Jerusalem und Tel Aviv erreichten.

Aus dem Gazasteifen berichten die Menschen am frühen Dienstag von heftigen Bombardierungen in der Nähe der südlichen Städte Khan Younis und Rafah, dort, wo Israel die Zivilbevölkerung aufgefordert hatte, Zuflucht zu suchen. Einzelheiten zu den Todesopfern waren nicht unmittelbar verfügbar.

Örtlichen Berichten zufolge trafen israelische Bomben Gebiete westlich und südöstlich von Khan Younis und westlich von Rafah. Tausende von Menschen, die aus dem Gazastreifen zu fliehen versuchen, haben sich in Rafah versammelt, wo sich der einzige Grenzübergang des Gebiets nach Ägypten befindet, während internationale Vermittler auf eine Einigung drängen, um Hilfsgüter ins Land und Flüchtlinge mit ausländischen Pässen ins Ausland zu lassen.

Für Mittwoch hat US-Außenminister Antony Blinken einen Überraschungsbesuch von US-Präsident Joe Biden angekündigt:

"Am Mittwoch wird Präsident Joe Biden Israel besuchen. Präsident Biden wird unsere kristallklare Botschaft an jeden staatlichen oder nichtstaatlichen Akteur unterstreichen, der versucht, diese Krise zu nutzen, um Israel anzugreifen. Tun Sie es nicht."

Am Dienstag reist bereits der deutsche Bundeskanzler Olaf Scholz nach Israel. In Tel Aviv wird er den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu treffen und mit Angehörigen von Geiseln der von der EU und den USA als Terrororganisation eingestuften Hamas sprechen, bevor er nach Ägypten weiterreist.

Der Grenzübergang Rafah zwischen dem Gazastreifen und Ägypten wurde von einem Luftangriff getroffen - von dort sollen dringend benötigte Hilfsgüter der Weltgesundheitsorganisation in die abgeschnittene Enklave gebracht werden. Alle anderen Grenzübergänge zu dem von der Hamas kontrollierten Gebiet werden von Israel blockiert.

Die Hamas hat unterdessen ein erstes Video einer mutmaßlichen Geisel veröffentlicht. Darin ist eine junge Frau zu sehen, die auf Hebräisch von sich erzählt. Sie heiße Maya Shem und sei 21 Jahre alt. Sie sei in einem Krankenhaus im Gazastreifen behandelt worden. Medienberichten zufolge handelt es sich um eine Israelin, die auch französische Staatsbürgerschaft habe. Israel hat inzwischen die Entführung von 199 Menschen in den Gazastreifen bestätigt. Die Hamas spricht von 250 Geiseln in ihrer Gewalt.

Im Gazastreifen sind derweil eine Million Menschen auf der Flucht in den südlichen Teil der Enklave. Israel hatte die Räumung angeordnet, um die Zivilbevölkerung vor einer groß angelegten Bodenoffensive gegen die Hamas zu schützen.