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Erste Bundesländer öffnen sich für Tourismus - Warnungen vor Übermut

Touristen im September 2020 an einer Aussichtsplattform unterhalb des Schlosses Neuschwanstein (Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)
Touristen im September 2020 an einer Aussichtsplattform unterhalb des Schlosses Neuschwanstein (Bild: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Im Zuge der Erleichterungen für Geimpfte und Genesene öffnen sich mehrere Bundesländer wieder für den Tourismus.

Mecklenburg-Vorpommern erlaubt vollständig geimpften Tagesausflüglern und Zweitwohnungsbesitzern aus anderen Bundesländern wieder die Einreise. Mehrere andere Bundesländer kündigten eine vorsichtige Öffnung auch für ungeimpfte Touristen an. So sollen in Bayern Hotels, Ferienwohnungen und Campingplätze in Kreisen mit einer stabilen Sieben-Tage-Inzidenz von unter 100 ab dem 21. Mai öffnen dürfen. Zudem dürfen in diesen Landkreisen ab Montag die Außengastronomie, Theater, Konzert- und Opernhäuser sowie Kinos unter Auflagen öffnen.

Auch Niedersachsen kündigte an, den Handel, die Gastronomie und den Tourismus in Regionen mit niedrigen Infektionszahlen unter Auflagen zu öffnen. Der Tourismus werde für voraussichtlich drei Wochen zunächst nur für Einwohner Niedersachsens geöffnet, sagte Ministerpräsident Stephan Weil (SPD). Die Gastronomie soll zunächst draußen und zwei Wochen später mit einer Sperrstunde auch drinnen wieder öffnen können.

Die Grünen kritisieren die nicht abgestimmten Alleingänge der Länder. "Für die Tourismusbranche müssten entsprechende Stufen bundesweit einheitlich festgelegt und kommuniziert werden", sagte der tourismuspolitische Sprecher Markus Tressel der "Welt". "Das größte Problem ist die fehlende Planbarkeit und die Zersplitterung der Regeln."

Warnungen vor übereilten Lockerungen

Berlins Regierungschef Michael Müller (SPD) forderte eine bundesweite Absprache über die Sommerferien. "Das geht auch nur in einer Verständigung zwischen den Bundesländern, wie wir mit dem ganzen Thema Reiseverkehr, Inland, Ausland, Städtetourismus umgehen", sagte er und warnte zugleich vor Übermut. Wenn alles gut laufe, spielten touristische Angebote auch in Berlin zum Sommer hin wieder eine Rolle. "Wir freuen uns auch darauf, wenn Berlin wieder besucht werden kann. Aber wir werden auch da sehr genau auf Regeln achten, damit wir nicht zurückfallen in die hohen Zahlen."

Auch Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) mahnte trotz erster Anzeichen für eine allmähliche Entspannung der Corona-Lage weiter zur Vorsicht. "Die Zahlen sinken, das ist ermutigend", sagte er. Das Reduzieren von Kontakten bewähre sich, es sei aber zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen. Kanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte nach Informationen der dpa bei Beratungen der Unionsfraktion, je sorgsamer man jetzt vorgehe, umso schneller würden alle von Lockerungen profitieren können.

Spahn verwies auf das deutlich höhere Impftempo und konkretisierte die Aussicht auf Impfmöglichkeiten für alle Bürger dank erwartungsgemäß wachsender Impfstoffmengen. "Das macht es uns möglich, in der ersten Hälfte des Junis die Priorisierung aufzugeben." Es werde aber natürlich auch noch Wartezeiten geben, sagte Spahn.

Der SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach warnte vor einer schnellen Öffnung von Gastronomie und Hotels. Zwar sei es "eine notwendige und gute Entscheidung", die Grundrechtseinschränkungen für Geimpfte zurückzunehmen. "Was nicht geht, ist, dass Geschäfte oder Restaurants geöffnet werden nur für diejenigen, die geimpft sind. Das würde zu Spannungen führen, die man kaum ertragen könnte", sagte Lauterbach im Deutschlandfunk. Eine flächendeckende Kontrolle bei Öffnungen sei schwierig und es gelte jetzt, den ausgewiesenen Erfolg bei der Bekämpfung der Pandemie zu sichern. "Wir dürfen nicht den Fehler machen, jetzt einen schnellen, frühen Rückfall zu riskieren", betonte Lauterbach. "Wir sind noch sehr weit von der Herdenimmunität entfernt."

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