"Ich bin die erste schwarze, titelgebende Kommissarin im deutschen Fernsehen"

Thelma Buabeng
Thelma Buabeng | Marc Pfitzenreuter/Getty Images

Von Georg Seitz

Wenn Thelma Buabeng (43) den Raum betritt, wird das Licht um 1.000 Watt heller. Die Schauspielerin (u.a. Gorki Theater, Berlin) und Entertainerin (u.a. "Tell Me Nothing From The Horse", YouTube) hat eine Präsenz, die alles überstrahlt. Mit vier Jahren kam sie mit ihren Eltern und zwei Geschwistern aus Ghana ins rheinische Meckenheim, wo sie aufwuchs. Jetzt wird sie Titelheldin der neuen Krimireihe "Die Polizistin" im ZDF.

Thelma Buabeng: "Man wächst mit einem Schutzmechanismus auf"

Sie klagten in BUNTE vor zwei Jahren, dass Sie vor allem Rollen von Putzfrauen, Prostituierten und Sklavinnen angeboten bekämen. Nun sind Sie Fernsehkommissarin, ein Triumph? 

Das ist schon richtig krass. Ich glaube, ich bin die erste schwarze, titelgebende Kommissarin im deutschen Fernsehen.

Diese Polizistin trifft, wohin sie auch geht, auf Vorbehalte, weil sie schwarz ist. Ist das realistisch, kennen Sie das? 

Ja klar, regelmäßig und überall. Vor Kurzem kam ich im Zug aus Köln zurück und hatte einen Sitzplatz in der ersten Klasse. Dann kommt ein Typ, der einen Platz sucht, und mich fragt, ob ich wüsste, dass dies die erste Klasse sei. Neulich bin ich in Berlin an einem Burgerladen vorbeigegangen, da landet ein Colabecher in hohem Bogen vor meinen Füßen. Ich dachte: Wurde ich gerade beschmissen?

Wie gehen Sie mit so was um?

Man wächst mit einem Schutzmechanismus auf. Der erste Satz, den ich zu meinem Sohn in "Die Polizistin und die Sprache des Todes" sage: Du musst besser sein als die anderen. Ich glaube, dass 90 Prozent der migrantischen Kinder mit diesen Worten aufgewachsen sind.

Thelma Buabeng: "Meine Mutter sagt, ich sei schon immer eine Diva gewesen"

Kennen Sie diesen Appell auch von Ihren Eltern?

Definitiv. Meine Mutter sagte mir und meinen Geschwistern: Ihr müsst erstens nicht auffallen und zweitens noch besser sein als die anderen.

Ich habe nicht den Eindruck, dass Sie nicht auffallen wollen.

Ich glaube, wir kommen mit einem bestimmten Charakter auf die Welt. Meine Mutter sagt, ich sei schon immer eine Diva gewesen, die erwartete, dass man ihr den roten Teppich ausrollt. Meine Mutter hat mich mit viel Selbstbewusstsein aufwachsen lassen, sie war eine Löwenmutter für uns. Mein Bruder und ich hatten in der Grundschule nur Einser und Zweier im Zeugnis, haben trotzdem die Empfehlung für die Hauptschule statt fürs Gymnasium bekommen. Damit wir unter unseresgleichen seien. Da ist meine Mutter aber in die Schule gestürmt!

Thelma Buabeng: "Ich bin eher eine starke, robuste Person"

Welche Rolle spielt Ihr Humor, für den Sie ja bekannt sind?

Humor ist Teil meines Charakters, ich war schon immer schlagfertig, letztendlich auch witzig, glaube ich. Rückblickend gesehen, habe ich das immer auch ein bisschen als Schutz benutzt, als Waffe. Auch später, als ich das mit politischen Inhalten in meiner Comedyserie auf YouTube umgesetzt habe.

Sich nicht zum Opfer machen lassen, ist das die Strategie?

Das ist leichter gesagt als getan. Ich würde sagen, ich bin eher eine starke, robuste Person, aber ich habe schon oft geheult und war fertig und habe gedacht, ich kann nicht mehr.

War Ihre Mutter begeistert, dass Sie Schauspielerin werden wollten?

Ne, natürlich nicht! Sie sagte, werde lieber Ärztin, Rechtsanwältin, Ingenieurin! Sie sagte: Wenn ich den Fernseher anmache, sehe ich niemanden, der so aussieht wie du. Was willst du da?

Wie haben Sie sich durchgesetzt?

Es war ein langer Weg. Nach dem Abi habe ich meiner Mutter zuliebe Medienmarketing studiert, mit 23 war ich auf einer Schauspielschule in Köln, mit 26 bin ich nach Berlin, habe gekellnert, Babys gesittet, Flyer verteilt, bis die ersten Rollen kamen.

Leben Sie allein in Berlin?

Ja, ich bin seit Jahren Single.

Wieso das denn? Sie sind kommunikativ, gescheit, witzig und attraktiv!

Ich glaube, dass viele Männer finden, dass sehr selbstständige, starke Frauen keinen Mann brauchen. Vielleicht haben sie auch Angst?

Sie hätten gerne einen Mann?

Ja, sehr gerne! Vielleicht kann BUNTE das ja bekanntmachen?

Na, klar: Ernst gemeinte Bewerbungen bitte an die Redaktionsadresse!