Erster erfolgreicher Fluchtversuch nach 15 Monaten - Nordkoreaner gelangt über direkten Seeweg nach Südkorea

Archiv: Die Demilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea auf der Insel Gyodong am 06.10.2020.<span class="copyright">ED JONES/AFP via Getty Images</span>
Archiv: Die Demilitarisierte Zone (DMZ) zwischen Nord- und Südkorea auf der Insel Gyodong am 06.10.2020.ED JONES/AFP via Getty Images

Nach 15 Monaten gelingt wieder einem Nordkoreaner die direkte Flucht über den Seeweg nach Südkorea. Nach einem Rückgang durch die Pandemie war die Zahl der Geflüchteten zuletzt wieder gestiegen.

Erstmals seit mehr als einem Jahr ist es einem Nordkoreaner gelungen, über den Seeweg nach Südkorea zu fliehen. Wie die „Zeit“ unter Berufung auf die südkoreanische Nachrichtenagentur „Yonhap“ berichtet, wurde der Mann von der südkoreanischen Armee an der Westküste der südkoreanischen Insel Gyodong aufgespürt und in Obhut genommen.

Letzer erfolgreicher Fluchtversuch über den Seeweg im Mai 2023

Die Insel Gyodong liegt an der Demarkationslinie zwischen Nord- und Südkorea. Dem Bericht zufolge seien ursprünglich zwei Menschen aus Nordkorea bei der Flucht erkannt worden, doch weil nur einer der beiden letztendlich auch aufgegriffen wurde, sei es möglich, dass der andere Flüchtige nicht erfolgreich war.
Der Nordkoreaner habe laut Informationen von „Yonhap“, die der „Spiegel“ zitiert, die neutrale Zone der Mündung des Han-Flusses westlich der innerkoreanischen Grenze überquert, um zur Insel Gyodong zu gelangen.

Wie die „Zeit“ berichtet, war im Mai 2023 zuletzt einer Gruppe von Nordkoreanern die Flucht über das Meer gelungen. Damals kam eine neunköpfige Familie in einem Holzboot über die Grenze nach Südkorea. Seit der Teilung der koreanischen Halbinsel nach dem Koreakrieg in den 1950er Jahren sind bereits Zehntausende Nordkoreaner in den Süden geflohen. Die südkoreanischen Behörden untersuchen derzeit den neuen Fall, wie Verteidigungsminister Shin Won-sik laut „Spiegel“ vor einem parlamentarischen Untersuchungsausschuss bestätigte.

Pandemie lässt Zahl der Geflüchteten zurückgehen

Vor der Corona-Pandemie und den darauffolgenden Grenzschließungen durch Nordkorea unternahmen laut „Spiegel“ jährlich viele Nordkoreaner den gefährlichen Versuch, ihr Land zu verlassen. Dabei flüchteten die meisten jedoch nicht über den direkt über das Meer, sondern nahmen einen Umweg über die chinesische Grenze. Für viele ging es dann später aber noch weiter nach Südkorea.

Seit Beginn der Pandemie ging die Zahl der Geflüchteten dem Bericht des Nachrichtenmagazins zufolge zunächst jedoch deutlich zurück. Im vergangenen Jahr stieg die Zahl laut „Zeit“ dann wieder an, nämlich auf 196 Personen im Vergleich zu 67 im Jahr 2022. Das südkoreanische Wiedervereinigungsministerium berichtete der Zeitung zufolge, dass insbesondere die Anzahl der geflüchteten Angehörigen der nordkoreanischen Elite zugenommen habe.