FOCUS online vor Ort - Und plötzlich zieht Adele einen Zettel aus dem Strumpf
Die britische Sängerin Adele ist am 2. August mit ihrer Konzertreihe in München gestartet. Zehn Termine stehen auf dem Programm, mehr als zwei Stunden dauert die Show. FOCUS online war vor Ort. Eine kurze Nachlese.
Um Punkt 20.15 Uhr ertönte der erste Ton von „Hello“ und sofort erhoben sich die Zuschauer von ihren Sitzen. Adele erschien in der Mitte der Bühne und wurde mit frenetischem Applaus empfangen. Sie wirkte nervös und gleichzeitig überwältigt. Es war ihr erster Europaauftritt seit 2016. In den vergangenen Jahren hatte sie „Weekends with Adele“ in Las Vegas vor gerade einmal 4000 Zuschauern präsentiert.
Wie aufgewühlt Adele ist, zeigte sich bei „Rumour Has It“, dem zweiten Lied des Abends. Sie begann zu singen, obwohl sie noch ein wenig warten musste. Die Fans halfen Adele, sich zu finden. Immer wieder Applaus, Zurufe, lautes Mitsingen. Nachdem Adele sich von ihrem langen und durchnässten („Bitte helft mir, es auszuziehen. Es ist sehr schwer“) dunkelblauen Kleid befreit hatte, legte sie richtig los: Sie performte, sie lieferte, und sie begeisterte.
In der gesamten Arena Menschen, die sich bei ihren größten Hits im Arm hielten, junge Leute, die sich an ihre verflossene Liebe erinnerten, oder ältere Menschen, die vielleicht eine geliebte Person verloren hatten. Adele wollte ihre Konzertreihe menschlich, greifbar und nah gestalten, und genau so war auch der Auftakt in München.
Sie witzelte über die Olympischen Sommerspiele und das Wetter. Fünfzehn Minuten regnete und donnerte es an diesem Abend. Ausgerechnet als alle mit Getränk und Handy auf die Bühne gerichtet, im Stadion saßen. Doch das Wetter meinte es am Ende gut mit der Sängerin und mit den Zuschauern.
„Das Wetter ist hier schon verrückt. Es fühlt sich an wie auf den Bahamas“, scherzte Adele mit ihrem Publikum. Trotz des Regens, der die Kleidung vieler Besucher durchnässte, war das Konzert nicht nur wegen der beeindruckenden Stimmgewalt der Sängerin, sondern auch aufgrund ihrer frechen und erfrischenden Art einfach magisch.
Mal steht sie in der Mitte der beeindruckenden 220 Meter großen Riesenleinwand, mal erhebt sie sich aus einer Luke mitten im Stadion, und mal bewegt sie sich elegant über den Catwalk. Dadurch kommt sie den Zuschauern im Parkett erstaunlich nahe und schafft so ein intensives, fast greifbares Erlebnis. Wer dabei sein will, sollte einen Sitzplatz in der Zone A oder einen Stehplatz vor der Bühne haben.
Und plötzlich zieht Adele einen Zettel aus dem Strumpf
Das Konzert bot mehr als nur musikalische Highlights und beeindruckte mit vielen besonderen Momenten. Ein romantischer Hochzeitsantrag auf der Bühne sorgte für große Begeisterung und rührte viele im Publikum zu Tränen.
Eine T-Shirt-Verlosung mit einer Wurfmaschine brachte eine spielerische Note in den Abend, und ein siebenjähriger Junge wurde eingeladen, auf die Bühne zu kommen und mit seinem Idol ein Foto zu machen. Dazu gab es noch die offizielle Adele-Tasche mit vielen Merch-Produkten.
Ein weiteres Highlight war ein handgeschriebener Brief, den ein glücklicher Fan unter seinem Sitz fand – ein persönlicher Gruß von Adele selbst. Als besondere Überraschung lagen dem Brief noch 50 Euro bei, damit der Fan sich ein Glas Wein gönnen konnte. „Damit du es dir gut gehen lässt“, rief Adele der Person zu, die den Umschlag dankend in die Luft hielt. Den Verlosungszettel mit Sitzplatznummer und Reihe hatte Adele zuvor ganz charmant aus ihrem Strumpf gezogen.
Konzert der Superlative – und das ist nicht übertrieben
Veranstalter Marek Lieberberg hatte eine „gigantische Show“ versprochen – und behielt Recht. Die Bühne beeindruckte mit der größten Leinwand der Welt, die Adele als „Umarmung“ für das Publikum bezeichnete.
Viele Videoinstallationen passend zu jedem Song und die Leinwand war es auch, die viele zu Tränen rührte, als Adele den Song „Hold On“ präsentierte und plötzlich das Meer mit zwei Leuchtturmen auf der Mega-Leinwand auftauchten. Oder als bei „When We Were Young“ Bilder und Fotos ihrer Karriere und ihres Lebens auftauchten. Viele erinnerten sich an ihre eigene Einschulung, den ersten Kuss und die erste Liebe.
Der Sound war kristallklar und ließ keine Wünsche offen. „Studioqualität“, hatte Lieberberg es genannt. 21 Lieder präsentiert Adele auf ihrer Konzertreihe, die einfach nur „Adele in Munich“ heißt. Ein ganzes Orchester erschien bei „Love in the Dark“ aus dem Nichts, als es durch versteckte Luken auf den Catwalk gefahren wurde.
Rund um das Stadion entstand ein Erlebnispark mit Essensständen, einem Biergarten, Oktoberfest-Musik und Attraktionen wie einem Riesenrad und Fotokulissen. „Adele ist detailbesessen“, kommentierte Veranstalter Marek Lieberberg. Adele selbst scherzte während des Konzerts: „Ich habe die Leute hier immer wieder mit Kleinigkeiten wie ‚Warum ist das nicht schwarz und grau?‘ geärgert, aber ich bin sehr zufrieden mit dem Ergebnis.“
Adele sagt nur eines auf Deutsch - und lobt Deutschland aus vielen Gründen
25 Minuten nach dem ersten Ton erklang ein charmantes „Guten Abend“ von Adele, das einzige deutsche Wort, das sie an diesem Abend sprechen wird. Trotz der Sprachbarriere war ihre Wertschätzung für Deutschland und ihre deutschen Fans unüberhörbar. „Ich bin sehr glücklich, in diesem Land sein zu dürfen und euch in München begrüßen zu dürfen“, verkündete sie. München sei „verdammt wunderschön“ und „alle Menschen hier sind so liebevoll zu uns“.
Zu ihrer eigenen Überraschung merkte sie an: „Wie sauber München ist“. Später leitete sie den Song „Make You Feel My Love“ ein und nutzte die Gelegenheit, um sich bei ihrem deutschen Publikum zu bedanken. „Ich habe das Gefühl, dass man in Deutschland Musik liebt und wertschätzt. Man geht hier viel öfter auf Konzerte“, teilte sie mit.
Und sie widmet Deutschland auch eine kleine Premiere. Zum ersten Mal singt sie seit 2016 auf der großen Bühne ihren Song „Chasing Pavements“. Die 36-Jährige sagt: „Ich spiele diesen Song nicht sehr oft, weil er entstanden ist, als ich 19 Jahre alt war. Es war eine andere Zeit, ich war ein anderer Mensch.“
Das Konzert „Adele in Munich“ bot eine beeindruckende Setliste mit einer Mischung aus alten Klassikern und neuen Hits. Die Show begann mit „Strangers By Nature“ als Intro, gefolgt von beliebten Titeln wie „Hello“, „Rumour Has It“ und „I Drink Wine“. Weitere Highlights waren „Water Under the Bridge“, „Easy On Me“, „One and Only“, und die emotionale Performance von „I'll Be Waiting“. Adele begeisterte auch mit „Oh My God“, „Send My Love (To Your New Lover)“, und ihrem tiefgründigen „Hometown Glory“. Balladen wie „Love in the Dark“, „Make You Feel My Love“, und „Chasing Pavements“ rührten das Publikum, ebenso wie „All I Ask“ und das epische „Skyfall“.
Das Konzert ist aus - es regnet Konfetti
Das Konzert endete mit einer kraftvollen Reihe von Songs, darunter „Set Fire to the Rain“, „Hold On“, „When We Were Young“, „Someone Like You“, und schließlich „Rolling in the Deep“. Der letzte Song des Abends erklang, begleitet von einem spektakulären Konfetti-Regen und Feuerwerk. Adele stand im Scheinwerferlicht und verabschiedete sich mit einem klaren „Danke, dass ihr gekommen seid“, „Ich liebe euch alle“ und „Habt eine gute Heimreise.“
Mit diesen Worten verschwand sie von der Bühne, während die Fans den Abend mit viel Applaus ausklingen ließen.