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“Es gibt uns nicht mehr als Partei”: SPD-Bürgermeisterin Simone Lange bei Markus Lanz

Am Mittwochabend fand SPD-Politikerin Simone Lange bei Markus Lanz klare Worte zur Situation ihrer Partei. (Bild: Screenshot/ZDF)
Am Mittwochabend fand SPD-Politikerin Simone Lange bei Markus Lanz klare Worte zur Situation ihrer Partei. (Bild: Screenshot/ZDF)

Die SPD-Politikerin Simone Lange schlägt Alarm: “Wir finden als Partei nicht mehr statt”, warnt die Herausforderin von Parteichefin Andrea Nahles nach dem Debakel in Bayern bei “Markus Lanz”. Ebenfalls zu Gast: Michelle Hunziker, die von ihrer Zeit in den Fängen einer Psychosekte erzählt.

Die Flensburger Oberbürgermeisterin Simone Lange hat keine Angst vor klaren Ansagen. Das bewies sie im April, als sie Andrea Nahles bei der Abstimmung zum Parteivorsitz Paroli bot und sich ebenfalls zur Wahl stellte. Nach dem Desaster bei der bayerischen Landtagswahl geht es für die SPD nach Ansicht von Lange um das nackte Überleben. “Wenn das kein Weckruf ist, dann weiß ich nicht, welcher Weckruf noch kommen muss”, so die Politikerin. Für Lange ist die Konsequenz klar: raus aus der Großen Koalition.

“Wir brauchen neue Köpfe”

Die gewünschte Stabilität sei in der Regierung mit der Union nicht eingetreten. Bei Kernthemen seien die Partner uneins. “Dann soll man es lassen”, fordert Lange. Komme der Koalitionsbruch nicht, brauche die SPD eine klare Ansage, wie sie wieder genesen könne. “Wir finden als Partei nicht mehr statt. Es gibt uns nur noch als Bundestagsfraktion und als Regierungsbeteiligte. Es gibt uns nicht mehr als Partei”, warnt die Flensburger Oberbürgermeisterin.

Eine klare Antwort zum Schicksal von Nahles vermeidet Lange: “Die vorrangige Frage ist: Kriegen wir ein neues Programm auf die Füße gestellt oder nicht?” Daraus folge aber auch: “Wir brauchen neue Köpfe, keine Frage.” Die SPD müsse sich bei der Besetzung von Spitzenpositionen für junge, engagierte Politiker aus den Kommunen mit neuen Ideen öffnen, sagte Lange auch mit Blick auf die Ernennung der SPD-Bundesjustizministerin Katarina Barley zur Spitzenkandidatin für die Europawahl durch Nahles.

Hunziker in den Fängen einer Psychosekte

Ebenfalls zu Gast bei Lanz war die Moderatorin Michelle Hunziker. Gerade ist ihre Biografie “Ein scheinbar perfektes Leben” auf deutsch erschienen. Die Exfrau von Sänger Eros Ramazzotti erzählt darin offen, wie sie in die Fänge einer italienischen Psychosekte geriet. “Ich habe gedacht: Wenn schon, dann ehrlich”, sagte Hunziker über den Einblick in ihre schwierige Vergangenheit. Sie erzählt auch, wie die Alkoholsucht ihres Vaters zu einer grundlegenden Verunsicherung geführt hat. Dann sei eine “Heilerin” in ihr Leben getreten: “Sie hat gemerkt: Das ist das perfekte Opfer.”

Die Sektenführerin habe sie ganz allmählich in ihre Fänge gezogen. “Auf einmal war da diese bedingungslose Liebe. Das ist die Strategie von allen Sekten. Sie hat mir das Gefühl gegeben, ich sei die wichtigste Person in ihrem Leben”, berichtet Hunziker. Als sie dann komplett unter der Kontrolle der Frau gestanden habe, habe die sie von ihrer Familie und ihrem Mann isoliert. Hunziker musste sich den Regeln der Sekte unterwerfen. Dazu gehörten vegane Ernährung und kein Sex – “in den besten Jahren meines Lebens”.

Auch finanziell stand die Moderatorin komplett unter der Fuchtel der Sekte. Mindestens zwei Millionen Euro habe sie binnen fünf Jahren an die Gruppe verloren, schätzt Hunziker bei Lanz. Am Ende habe sie sich ihrer Tochter zuliebe von der Sekte befreien können.

Weitere Gäste der Sendung waren die Journalistin Elisabeth Niejahr sowie die Neurowissenschaftler Dong-Seon Chang und Julia Christensen.