“Es ist einfach ein Krimi“: Diskussion über Merkel-Abgang und Zukunft der CDU bei “Markus Lanz“

Zu Gast bei “Markus Lanz“ (v.l.): Kevin Kühnert, Kristina Dunz, Autor Henning Krautmacher und Sebastian Fitzek. (Bild: Screenshot ZDF)
Zu Gast bei “Markus Lanz“ (v.l.): Kevin Kühnert, Kristina Dunz, Autor Henning Krautmacher und Sebastian Fitzek. (Bild: Screenshot ZDF)

Der angekündigte Rückzug von Kanzlerin Merkel und die Zukunft der CDU war das zentrale Thema bei der Mittwochssendung von “Markus Lanz“.

Die christlich-soziale Partei steht an einem Wendepunkt: Nachdem Bundeskanzlerin Merkel ihren Rücktritt als Parteivorsitzende sowie das absehbare Ende ihrer Kanzlerschaft verkündet hatte, standen in der CDU bereits die ersten potenziellen Nachfolger fest. So offen die tatsächliche Nachfolge noch ist, über eines war sich die Talkrunde bei “Markus Lanz“ am Dienstagabend einig: Der CDU stehen spannende Zeiten bevor – und es könnten einige Köpfe rollen.

Den Grund, warum Merkel den Parteivorsitz abgibt, sieht Kristina Dunz zum Teil in ihren eigenen Reihen – konkret bei CSU-Chef und Innenminister Horst Seehofer: “Weil er ihr seit drei Jahren das Leben so schwer gemacht hat – und seit einem halben Jahr, seit er Innenminister ist, diese Regierung nicht mehr zum Regieren kommt und immer auf Nebenschauplätzen kämpfen muss. Insofern glaube ich, dass Herr Seehofer einen großen Anteil daran hat, dass Frau Merkel nicht regieren konnte”, so Dunz.

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Juso-Chef Kevin Kühnert, der sich medienwirksam und vehement gegen eine Neuauflage der Großen Koalition ausgesprochen hatte, empfindet die derzeitige Situation als überraschend: “Es ist für uns natürlich auch eine spannende Entwicklung, die für uns nicht absehbar war”, so Kühnert. Überrascht sei er aber in erster Linie vom gezeichneten Bild des selbstbestimmten Abgangs Merkels gewesen. “So ganz selbstbestimmt wird das nicht gewesen sein.”

Kevin Kühnert sieht der Zukunft der CDU mit Spannung entgegen. (Bild: Screenshot ZDF)
Kevin Kühnert sieht der Zukunft der CDU mit Spannung entgegen. (Bild: Screenshot ZDF)

Merkel habe immer betont, dass die Einheit Parteivorsitz/Kanzlerin essentiell sei und habe, als der damalige Kanzler Gerhard Schröder seinerzeit den Parteivorsitz der SPD abgegeben habe, “vom Anfang vom Ende“ gesprochen. “Da bekommt das natürlich ein Geschmäckle und man stellt sich auch die Frage, ob das nicht auch einen weiteren Autoritätsverlust bedeutet“, so der Juso-Chef.

Merkel-Nachfolge: Kandidatenvorstellung an der Parteibasis?

Wen er denn von den möglichen Nachfolgern am besten finde, wollte Moderator Lanz von Kühnert wissen. “Am besten ist für einen Sozialdemokraten keine Kategorie, mit der ich CDU-Vorsitzende bewerte. Meine Forderung an die Jusos war immer, die Unterschiede zwischen den Unionsparteien müssen klarer werden. Wenn man das ernst meint, dann geht diese Aufforderung natürlich nicht nur in unsere Richtung, sondern gilt für die Union genauso. Ein Unionspolitiker, der mir Zornesröte ins Gesicht treibt, macht seinen Job ganz gut und führt vielleicht dazu, dass bei uns die Leute den Mund auch wieder einmal etwas deutlicher aufmachen.“ “Wäre das Friedrich Merz?“, hakte Lanz nach. “Wahrscheinlich ist Merz der, der das extremste Profil mitbringt“, ließ Kühnert eine Antwort offen.

Das späte Rückspiel des Friedrich Merz

Sollte Merz Parteivorsitzender werden, werde Merkel es wohl künftig bei Verhandlungen alles andere als leicht haben, glaubt Kühnert. “Da würd ich erstmal eine Tüte Popcorn mitbringen und angucken, wie die da untereinander klar kommen”. Etwas anders sieht das Dunz: “Ich glaube, dass man sie da auch etwas unterschätzt – weil sie ja auch mit den Herren Putin, Erdogan und Trump wichtigste Sachen ausgehandelt hat. Ich glaube, sie ist da ziemlich schmerzfrei“, so Dunz. “Sie ist ganz andere Kaliber gewöhnt. Ich glaube, dass es umgekehrt schwierig wird“.

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Was passieren würde, wenn sowohl Merz, Gesundheitsminister Spahn als auch Merkels Vertraute Kramp-Karrenbauer kandidieren? “Erstmal wird sich, wenn wirklich alle drei kandidieren, das rechtskonservative Lager zwischen Herrn Merz und Herrn Spahn zerfetzen“, glaubt Dunz. “Da wird schon mal Blut fließen“. Ihre Einschätzung: “Es ist einfach ein Krimi“.

Kühnert hingegen erhofft sich durch Merkels Abtritt ein klareres Parteienprofil und eine bessere Diskussions- und Streitkultur: “Mein Wunsch ist: Unterschiede rausarbeiten, sichtbar machen, dass Konflikte nicht mehr wegmoderiert werden, ist sicher einer der größten Vorteile in dem Moment, wo die Machtsphäre von Frau Merkel kleiner wird.“

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