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ESC-Desaster bei Netflix: Jeder Auftritt ein Abenteuer

Will Ferrell und Rachel McAdams wollen sich als Wikingerpärchen Europas Sängerkrone aufsetzen: Netflix hat mit "Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga" ab 26. Juni die perfekte Ersatzdroge für ESC-Fans im Programm.

Der ganz große Ruhm mag in den meisten Fällen nur von kurzer Dauer sein, aber man wird ja wohl noch davon träumen dürfen, den "Eurovision Song Contest" zu gewinnen. Oder wenigstens an Europas glitzerndem Sängerwettstreit teilzunehmen. Weil geografische Gründe US-Amerikaner und Kanadier aber daran hindern, haben sich Will Ferrell und Rachel McAdams bei Netflix eine Hintertür geöffnet: Sie spielen in der Musikklamotte "Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga" ein isländisches Popduo - und können ihren ESC-Song "Double Trouble" ab 26. Juni doch noch auf der großen Bühne schmettern.

Dabei wollen die Isländer in dem Netflix-Original lieber jemand anders zum ESC schicken. Doch dann gibt es einen großen Knall (im Wortsinne): Lars Erickssong (Ferrell) und Sigrit Ericksdottir (McAdams) können ihren Traum weiterleben - auch wenn jeder ihrer Auftritte ein Abenteuer ist und grundsätzlich im Desaster und mit zerstörtem Bühnenbild endet.

Bei Kostümen, musikalischer Qualität und menschlicher Exaltiertheit steht die von David Dobkin ("Die Hochzeits-Crasher") inszenierte Netflix-Version dem echten ESC in nichts, aber wirklich nichts, nach. Der Klamaukexperte traut sich, den Film mit demselben ungelenken Enthusiasmus zu inszenieren, der (fast) jedes Jahr im Mai ganz Europa (und Australien) fesselt. Außerdem ist sich die hochkarätige Besetzung - der schönste Mann Islands etwa sieht aus wie einst James Bond (Pierce Brosnan) - keiner Blödelei zu schade.

Ein Liebeslöwe für den Kreml

Dobkins Liebe zum Detail ist frappierend. Von den Bühnenshows bis zu den launigen Kommentaren im Peter-Urban-Stil passt einfach alles. Natürlich zelebriert er damit Klischees - aber auch mit Köpfchen und dem Gespür für die feinen Töne, die Europa mit dem ESC bisweilen um die Welt schickt. Dass der russische Sängeroligarch Alexander Lemtov (Dan Stevens) zum "Lion of Love" wird, dürfte den Kreml jedenfalls kochen lassen vor Wut.

Dass Lars und Sigrit im Grunde auf ziemlich ausgelatschten RomCom-Pfaden ihren eigenen Weg finden müssen - geschenkt. Sie ziehen aus der Kneipe ihrer Kleinstadt in die weite Welt, emanzipieren sich mithilfe von Explosionen, saufenden Mörderelfen und verpeilten Geistern vom ESC-Einheitsbrei und geben sich selbst Nachhilfe darin, was Musik wirklich sein sollte. Auf jeden Fall kein Wettbewerb.

Klar, von allem gibt es in "Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga" zu viel: Der Film könnte auch als ein "Best of" Fanfiction durchgehen. Aber die zwei Stunden sind trotzdem Balsam für die Seelen der Millionen Fans, die in diesem Jahr virusbedingt auf ihre Dosis Gagaismus verzichten mussten.