ESC Finale 2017: Portugal singt sich verträumt zum Sieg

Sechs Punkte für Deutschland hieß es am Ende des Eurovision Song Contest 2017 in der ukrainischen Hauptstadt Kiew - und damit den vorletzten Platz für die deutsche Kandidatin Levina und ihren Song "Perfect Life". Mehr Glück hatte Salvador Sobral: Der Künstler aus Portugal sicherte sich mit seinem Song "Amar Pelos Dois" den ersten Platz beim ESC. Zweiter wurde Kristian Kostov aus Bulgarien, SunStroke Projekt aus Moldawien wurden Dritter.

Zu einer aufwendigen Licht- und Bühnenshow betraten zu Beginn des ESC-Finales alle 26 Kandidaten in der Reihenfolge ihrer Startplätze die Bühne, um sich vom Publikum frenetisch begrüßen zu lassen. Während vor allem die Favoriten aus Portugal, Italien und Bulgarien mit lautem Applaus und Jubel begrüßt wurden, fiel der Empfang der deutschen Kandidatin Levina eher durchschnittlich aus.

Danach fackelten die drei Moderatoren Oleksandr Skichko, Volodymyr Ostapchuk und Timur Miroshnychenko nicht lange und schickten den ersten Kandidaten ins Rennen um das gläserne Mikrophon. Den Anfang machte Imri aus Israel mit seinem Song "I Feel Alive". Wohl aus Nervosität versemmelte er die ersten Töne seines Live-Auftritts, überzeugte aber am Ende mit gekonnten Boyband-Moves. Ihm folgten solide Auftritte von Polen mit Kasia Mos ("Flashlight") und - erstmals in Landessprache - Weißrussland mit Naviband ("Story Of My Life").

Österreich schickt Nathan Trent auf den Mond

Bei Startplatz Nummer vier wurde es dann erstmals interessant. Österreichs Nathan Trent hatte als Mann im Mond seinen großen Auftritt. Ganz in Weiß präsentierte er seinen Song "Running On Air". Dass er in Wien "Musikalisches Unterhaltungstheater" studiert hat, merkte man der Inszenierung an. Armenien versuchte im Anschluss mit einer Mischung aus laut ESC-Kommentator Peter Urban "elektrisierender" Ethno- und Elektromusik von Artvik ("Fly With Me") zu überzeugen.

Die Niederlande startete in diesem Jahr von der Startnummer sieben und schickte drei Schwestern mit einer bewegenden Geschichte ins Rennen. Den Bandnamen leiten O'G3NE aus der Blutgruppe ihrer krebskranken Mutter und ihrer gemeinsamen Gene ab. Den Song "Lights And Shadows" hat der Vater des Trios geschrieben. Ein echtes ESC-Familienprojekt!

Nach Moldau folgte dann endlich einer der am gespanntesten erwarteten Auftritt. Denn mit Joci Pápai trat zum ersten Mal ein Vertreter der Roma für für Ungarn auf. Er sang den Gypsy-Pop-Song "Origio" samt Rap-Einlage. Mit seinem Lied für die Völkerverständigung passte er wie die Faust aufs Auge zum diesjährigen ESC-Motto "Celebrate Diversity" (auf Deutsch: "Feiert die Vielfalt").

Bestens gelaunter Italiener trifft auf sehr verträumten Portugiesen

Mit kurzem Zwischenspiel von Dänemark und deren australischen Kandidatin Anja Nissen ("Where I Am") folgten kurz hintereinander zwei der am heißesten gehandelten Favoriten: Italien und Portugal. Während Italiens derzeit erfolgreichster Sänger, Francesco Gabbani, mit "Occidentali's Karma" zusammen mit einem tanzenden Gorilla für Stimmung sorgte, war der portugiesische Auftritt von Salvador Sobral das komplette Gegenteil. Sehr verträumt und mit leisem Stimmchen präsentierte er seinen Song "Amar Pelos Dois".

Es folgten eine laut Urban "theatralische zeitgemäße Inszenierung" von Aserbaidschan (Diana Hajiyeva mit "Skeletons"), der Mann mit den vielen Stimmen aus Kroatien und sein Duett mit sich selbst (Jaques Houdek mit "My Friend") und der erst 17-jährige Isaiah aus Australien ("Don't Come Easy"), der als erster Ureinwohner des Kontinents am Eurovision Song Contest teilnehmen durfte.

Vorhang auf für Levina!

Nach den Auftritten von Griechenland, Spanien, Norwegen, Großbritannien, Zypern und Rumänien war dann endlich die deutsche ESC-Hoffnung Levina an der Reihe. Sie musste mit "Perfect Life" an den energiegeladenen rumänischen Vorgänger "Yodel It!" anknüpfen, was ihr barfuß und in silberfarbenem Outfit recht passabel gelang.

Nach Levina betrat schließlich Vorjahressieger Ukraine die Bühne. O. Torvald schlug mit "Time" für den ESC eher ungewöhnliche rockige Töne an. Blanche aus Belgien überzeugte mit "City Lights" im Anschluss dafür mit umso sanfteren Tönen. Mit ihrer "beeindruckenden tiefen Stimme" zählte die 17-Jährige laut Peter Urban ebenfalls zu den Favoriten auf die "Twelve Points".

Die letzten drei Auftritte durften Schweden mit Robin Bengtsson ("I Can't Go On"), Bulgarien mit Favorit - und erstem im neuen Jahrtausend geborenen ESC-Teilnehmer - Kristian Kostov ("Beautiful Mess") und Frankreich mit Alma und ihrem Song "Requiem" für sich verzeichnen. Und dann hieß es für die Kandidaten: Zittern, zittern, zittern...

Die Wertung der Jurys

Doch die heiß ersehnte Punktevergabe der Jurys aller Teilnehmer-Nationen folgte dann doch schneller als erwartet... und das mit ganz klarem Ergebnis: Während sich das Ganze sehr zum Positiven für Portugal wendete - insgesamt 18 Mal zwölf Punkte, lieferten sich Spanien und Deutschland ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen auf die null Punkte. Bis Levina von Irland gnädiger Weise drei Punkte bekam und Spanien bei null blieb. Platz zwei und drei sicherten sich Bulgarien und Schweden. Doch die Jury-Punkte stellte nur 50 Prozent der Gesamtwertung, denn die Zuschauer hatten schließlich auch noch etwas zu sagen.

Die Wertung der Zuschauer

Wie auch im vergangenen Jahr blieb es bei der Punktevergabe der Zuschauer ungewöhnlich spannend. Für Deutschland regnete es nochmal drei Punkte, sodass sich Levina auf sechs Punkte verbessern konnte. Dieses Mal landete Spanien mit 5 Punkten auf dem letzten Platz. Glücklicher Gewinner war auch bei der Zuschauer-Wertung mit Abstand Portugal. Nach einigem Hin und Her konnte Bulgarien den zweiten Platz verteidigen, während Schweden von Moldawien vom dritten Platz verdrängt wurde.

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Foto(s): Andres Putting, Andres Putting