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eSport-Bundesliga geht in Premierensaison

Ob sich Uli Hoeneß in dieser Woche vor den Fernseher klemmt oder nicht, dürfte Michael Bittner ziemlich egal sein. Der Traum des Weltklasse-eSportlers von einer Bundesliga für Zocker ist auch ohne die Hilfe von Bayern Münchens Präsidenten in Erfüllung gegangen. Während jener eSport im Vorjahr noch als "totalen Schwachsinn" verteufelt hatte, startet am Mittwoch die VBL Club Championship. Die nationale Klub-Meisterschaft in der Fußball-Simulation FIFA 19 ist für die Szene ein Meilenstein.

Das weiß auch Bittner, der mit Werder Bremen in Abwesenheit der eSport-kritischen Top-Bundesligisten Bayern und Borussia Dortmund absoluter Titel-Favorit ist. "Das ist der nächste Schritt zur Professionalisierung. Es ist von der Reputation her sehr wichtig", sagte Bittner im SID-Gespräch. Tatsächlich hat der neue Wettkampf eine andere Strahlkraft als alle bisherigen. Die Deutsche Fußball Liga (DFL) steckt hinter dem neuen Turnier. 22 Teams aus der ersten und zweiten Bundesliga machen mit.

"Lange habe ich mir im eSport etwas Vergleichbares zur Fußball-Bundesliga gewünscht. Das ist jetzt auf jeden Fall eine Annäherung", sagte Bittner. Außer Bayern und Dortmund fehlen aus der Bundesliga nur der SC Freiburg, die TSG Hoffenheim und Fortuna Düsseldorf. Dazu kommen neun Zweitligaklubs wie Bittners schon lange im eSport aktiver Ex-Verein VfL Bochum.

Ausschließlich Profi-Klubs unter den Teilnehmern

Dass die neue Liga nur professionellen Fußball-Vereinen vorbehalten ist, kommt dem Projekt nach Bittners Meinung zugute. "Die Vereine haben eine ungeheure Power und können Themen vorantreiben. Davon profitieren am Ende alle", sagte er. Allein die Tatsache, dass sich Bundesligisten auf der Konsole in einer geschlossenen Liga duellieren, stellt die Sportart ins Scheinwerferlicht.

Den Anfang bei diesen sogenannten "Featured Matches" machen am Donnerstag Bittners Bremer gegen RB Leipzig, die übrigen Spiele finden schon am Mittwoch statt. Doch wie funktioniert diese "eSport-Bundesliga" überhaupt? 21 Spieltage wird es dauern, bis Mitte März der Champion feststeht. Jede Begegnung findet in einem davis-cup-ähnlichen Format statt.

Zwei Partien werden im Eins-gegen-Eins gespielt (jeweils eine auf der PlayStation und eine auf der Xbox). Das dritte Spiel im Zwei-gegen-Zwei wird auf einer durch die Heimmannschaft gewählten Konsole durchgeführt. Gespielt wird mit den Bundesliga-Teams. Allerdings weisen alle Spielfiguren dieselbe Spielstärke von 85 auf, um Chancengleichheit zu gewährleisten.

Finale mit Top 6 der Liga

Die Top 6 der Tabelle qualifizieren sich am Ende für das Finale der Virtuellen Bundesliga, der nationalen Einzel-Meisterschaft in FIFA 19 im Mai. Das sei laut eigener Aussage erst mal auch Bittners Hauptziel. Ein Preisgeld für die Club Championship ist ohnehin nicht vorgesehen. "Trotzdem sind wir uns der Favoritenrolle bewusst, die uns von außen zugesprochen wird", sagt Bittner. Schließlich ist er WM-Viertelfinalist 2018 und sein Teamkollege Mohammed Harkous ESL-Rekordmeister.

Die größten Konkurrenten der Bremer sind die erfahrenen Profis, mit denen sie sich auch auf internationaler Ebene ständig messen. Schalke 04 mit Philipp "Eisvogel" Schermer, der VfL Wolfsburg mit Timo "TimoX" Siep und RB Leipzig mit Cihan Yasarlar haben langjährige FIFA-Veteranen in ihren Reihen. Könnten bei so viel Klasse zur nächsten Saison vielleicht auch Dortmund und Bayern hellhörig werden? Schon, wenn es nach Bittner geht: "Es ist in meinen Augen eine Frage der Zeit, bis alle Bundesligisten dabei sind." Sein Wort in Hoeneß' Ohr.