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Essener Drogen-Oma: Sie wollte einfach etwas Abwechslung

Mit dem Rollator kam die Drogen-Oma ins Gericht. Vom Heroin habe sie nichts gewusst.

Selten dürften die Richter des Essener Landgerichts eine so einsichtige Drogenkriminelle auf der Anklagebank erlebt haben. Und auch die Gründe, welche die 80-jährige Frau aus Gelsenkirchen, die mittlerweile als "Drogen-Oma" Schlagzeilen macht, für ihre Drogengeschäfte hatte, sind nicht alltäglich, wie die "dpa" berichtet.

Die Seniorin, die sich seit Freitag wegen Beihilfe zum Drogenhandel vor Gericht verantworten muss, wollte nämlich keinesfalls ihre spärliche Rente mit den Drogengeschäften aufbessern. Sie unterstützte ihren bereits verurteilten Sohn bei seinen kiloschweren Heroindeals vor allem, um mal ein wenig Abwechslung in ihr Rentnerleben zu bringen.

Direkt nachdem die rüstige Dame mit ihrem Rollator in den Gerichtssaal gerollt war flossen auch schon die Tränen bei der geständigen Seniorin. Durch ihre Verteidigerin ließ sie der Nachrichtenagentur zufolge ein Schreiben verlesen: "Was ich gemacht habe, war nicht in Ordnung", räumte die ehemalige Wirtin darin ein. "Ich habe aber alles nur für meinen Sohn getan. Und damit etwas Abwechslung in mein Leben kommt."

Und davon hatte die ältere Dame offenbar jede Menge. Manchmal sei sie von ihrem Sohn gebeten worden, etwas von den großen Mengen Heroin, die in ihrer Wohnung lagerten, herauszugeben. Die Freunde ihres Sohnes seien dabei immer nett zu ihr gewesen und wären sogar für sie einkaufen gegangen, so die Seniorin vor Gericht. Sie hätte ja sonst niemanden gehabt, erklärte die Dame dem Richter.

Dass es bei den Geschäften ihres Sohns um Heroin ging, sei ihr nicht bewusst gewesen: "Für mich war das nur braunes Pulver." Selbst als Drogenkurier war die Gelsenkirchnerin offenbar unterwegs. Freimütig erklärte sie, dass sie gelegentlich auch mit in die Niederlande gefahren sei. Dass bei diesen Trips Heroin eingekauft wurde, davon habe sie nichts gewusst. Für die vermeintliche Drogen-Oma waren es vielmehr kurzweilige Ausflüge. "Für mich ging es nur darum, dass ich mal rauskomme. Ich fahre nämlich gerne Auto", gab sie zu Protokoll.

Laut N24 ist auch die 36-jährige Ex-Freundin ihres Sohnes angeklagt, in einem Fall eine kleine Menge Heroin weiterverkauft zu haben. Ein Urteil werde voraussichtlich Mitte November erwartet. Ob die Aussage der Seniorin allerdings zu einem milderem Urteilsspruch führt, bleibt abzuwarten.

Bild Copyright: Roland Weihrauch/dpa