EU will mehr Hochqualifizierte aus Übeersee anlocken

Als voraussichtlich einzige Änderung des EU-Einwanderungsgesetzes in den letzten Jahren hat das Europäische Parlament eine Neuregelung der sogenannten Blue-Card-Direktive beschlossen. Dadurch soll es hochqualifizierten Fachkräften von außerhalb der EU einfacher gemacht werden, eine Arbeitsgenehmigung zu bekommen. Dies gilt besonders für Sektoren wie dem Gesundheitswesen und Kommunikationstechnologien, bei denen ein akuter Bedarf von Arbeitskräften besteht.

Ein immer wieder genannter wichtiger Bereich sei die Hochtechnologie, sagt Martin Jefflen vom Arbeitgeberverband Eurocadres. Doch gebe es auch andere Sektoren. Insgesamt brauche Europa einen besseren Zugang für hochqualifizierte Arbeitskräfte.

Die Blue Card ist eine Arbeits- und Aufenthaltserlaubnis, sie gibt es seit 2009. Sie erlaubt es hochqualifizierten Nicht-EU-Bürgern, ein Jobangebot von europäischen Arbeitsgebern anzunehmen.

Ein Grund für die Neuregelung ist die alternde Arbeitsbevölkerung in der EU. Schätzungen zufolge wird diese von mehr als 330 Millionen 2016 auf weniger als 300 Millionen bis 2070 zurückgehen. Die Blue-Card-Direktive soll diesem Trend entgegenwirken helfen.

Zu den Änderungen gehören:

- eine Senkung des Mindesteinkommens der Bewerber sowie eine Senkung der Mindestdauer des Arbeitsvertrages von zwölf auf sechs Monate;

- die Zulassung von Flüchtlingen und Asybewerbern sowie von Angehörigen von Blue-Card-Haltern;

- schließlich die Mlglichkeit, sich nach zwölf Monaten Arbeit nach einem anderen Job in der EU umzusehen.

Durch die Erleichterung bei den Zulassungskriterien hofft das Europäische Parlament, das Programm für potenzielle Kandidaten attraktiver zu machen. Doch Jo Antoons, eine belgische Anwältin spezialisiert in Arbeitsgenehmigungen, hält eine engere Zusammenarbeit unter den Mitgliedsstaaten für die beste Lösung, Top-Bewerber nach Europa zu holen.

Das Wichtigste sei, dass sich Europa als erste Adresse für hochqualifizierte Arbeitskräfte profiliere. Europa stehe im Wettbewerb mit anderen Regionen und müsse für Bewerber die erste Wahl werden. Und das könne nur geschehe, wenn Europa als Ganzes an einem Strang ziehe.

Frankreich, Italien, Deutschland, Spanien und Portugal zusammen stellten 2019 drei Viertel aller Arbeitsgenehmigungen aus. Dagegen nahmen Dänemark und Irland bislang nicht an dem Programm teil. Durch die Neuregelungen sollen auch sie zu einer Änderung ihres Verhaltens gebracht werden.