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EURIBOR: EU-Kommission verdonnert Banken wegen Zinsmanipulation

Die drei Großbanken Crédit Agricole, HSBC und JPMorgan Chase sollen wegen Zinsmanipulationen insgesamt 485 Millionen Euro Strafe (JPMorgan: 337,2 Mio. €, HSBC: 33,6 Mio. €, Credit Agricole: 114,7 Mio. €) an die EU-Kommission zahlen. Zwischen 2005 und 2008 hatten sich laut Kommission insgesamt sieben Banken über die gewünschte Höhe des Referenzzinssatzes EURIBOR (Euro Interbank Offered Rate) abgestimmt, der für Derivate – also Geschäfte mit verschiedensten Risiken – und als Referenzzinssatz relevant ist. Margrethe Vestager, Vestager EU-Kommissarin für Wettbewerb: “Die endgültige Entscheidung von heute verbreitet eine klare Botschaft: Banken müssen, wie alle Unternehmen, die EU-Wettbewerbsregeln einhalten.” Ziel sei der Schutz der Kreditmärkte und letztlich der Verbraucher. Das französische Institut Crédit Agrigole kündigte Widerspruch an. Für die EU-Kommission ist es der Abschluss jahrelanger Ermittlungen zum sogenannten EURIBOR-Skandal, in den auch die Deutsche Bank verwickelt war. Deutschlands größtes Geldhaus und andere Banken hatten den Fall für sich 2013 mit einem milliardenschweren Vergleich mit der EU-Kommission abgeschlossen. Die Deutsche Bank traf damals eine Strafe von insgesamt 725 Millionen Euro, weil sie nicht nur an der Manipulation des EURIBOR, sondern auch des internationalen Pendants LIBOR beteiligt gewesen war. Die jetzt bestraften Häuser hatten den Vergleich damals nicht akzeptiert. Por que pagas de mas en tu hipoteca por una #Clausula Suelo del 3%, con un #Euribor negativo?. pic.twitter.com/liEletwawE— Juan José Santos (@jjsantosabogado) 29. Oktober 2016 Der EURIBOR soll die Kosten widerspiegeln, zu denen sich Banken gegenseitig Geld leihen. Er wird auf Grundlage von Bankangaben täglich neu von einer Berechnungsstelle festgesetzt. Nach Erkenntnissen der Kommission sprachen sich jedoch Händler der sieben Banken in Chatrooms im Internet ab, um den Zinssatz zu ihren Gunsten zu verfälschen und damit möglichst hohe Profite einzustreichen. Das bedeutet aus Sicht der Kommission: Die sieben Banken haben auf dem Markt für Euro-Derivate zusammengearbeitet, statt miteinander zu konkurrieren. Der EURIBOR ist einerseits eine wichtige Bezugsgröße für kurzfristige Kredite, andererseits auch für die Anlage von Festgeldern eine wichtige Information, um mit der Bank über die Höhe des Festgeldzinses verhandeln zu können. Banken verleihen so genanntes Eurogeld für 1, 2, 3 bis 6 Monate zu EURIBOR zuzüglich eines Aufschlags (üblich sind zwischen 0,5 und 2 Prozentpunkte Aufschlag zum EURIBOR-Zinssatz). Außerdem wird der EURIBOR häufig als Referenzzins bei variabel verzinslichen Anleihen und bei Swaps verwendet. An den Zinssätzen LIBOR und EURIBOR orientieren sich Geschäfte in Billionenhöhe – von Baukrediten bis zu komplexen Derivate-Geschäften. su mit dpa