Europa League: Herthas ukrainischer Gegner Lugansk spielt im Exil

Sorya Lugansk (Artem Gromov/r.) gewann überraschend bei Athletic Bilbao (Jmikel San Jose) mit 1:0

Neulich hat Sergei Rafailow im Internet ein Video angeschaut. Was er da sah, schmerzte ihn. Ein Dutzend Männer spielte Fußball in der Awangard-Arena. Der Rasen machte einen frisch geschnittenen Eindruck, die Ränge waren leer. Ob es sich da um eine Trainingseinheit handelte, wer die Männer waren – Rafailow weiß es nicht. Der Kontakt nach Hause ist ­weitestgehend abgerissen.

Sergei Rafailow ist Generaldirektor von Sorja Lugansk, jenem Fußballklub, der bis vor drei Jahren noch in der Awangard-Arena spielte und der am Donnerstag in der Europa League auf Hertha BSC trifft (19 Uhr/Sky). Das Spiel wird in Lwiw ausgetragen, im ­äußersten Westen der Ukraine, 1350 ­Kilometer von Lugansk entfernt. Die Gastmannschaft aus Berlin hat eine kürzere Anreise.

Der Krieg zwingt Lugansk ins Exil

So geht das nun seit Jahren. Mal spielt Sorja in Lwiw, mal in Saporischschja, mal in Odessa, mal in Kiew. Nur in Lugansk spielt Sorja nicht. Der Krieg in der Donbass-Region, die von prorussischen Separatisten besetzt ist, hat nicht nur viele Menschen dort, sondern auch den Klub vertrieben. Sorja Lugansk fristet ein Dasein im Exil, fernab der Heimat, im Nirgendwo zwischen Hoffnung und Realität und ohne Fans.

Im Schnitt kommen zwei-, dreitausend Fans zu den Heimspielen. Emotionale Unterstützung von den Rängen erfahren die Fußballer nicht. Die Frage nach einer Rückkehr lässt Rafailow schwermütig werden. "Das ist eine Frage, die niemand beantworten kann. Jedenfalls nicht jetzt." Eine Rückkehr nach Lugansk ist nur...

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