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Europa schickt Satelliten zur Erdbeobachtung ins All

«Sentinel-1A» startet an Bord einer Sojus-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana. : "Foto: ESA–S. Corvaja, 2014.

Neuer «Wächter» im All: Für das ehrgeizige Erdbeobachtungsprogramm «Copernicus» hat die europäische Raumfahrtagentur Esa den ersten Satelliten einer neuen Flotte ins All geschossen.

«Sentinel-1A» hob am späten Donnerstagabend (MESZ) an Bord einer Sojus-Trägerrakete vom Weltraumbahnhof in Kourou in Französisch-Guayana ab. Experten in Darmstadt, wo die Satelliten im Esa-Kontrollzentrum Esoc gesteuert werden, und Politiker sprachen von einer «neuen Ära» und einem «Quantensprung» in der Erdbeobachtung.

Der rund 2,2 Tonnen schwere «Sentinel» (englisch für: «Wächter») verfügt über ein besonderes Radar-Instrument. Damit soll er bei jedem Wetter aus einer Höhe von rund 700 Kilometern rund um die Uhr Veränderungen der Erdoberfläche mit noch nie dagewesener Genauigkeit erfassen und große Bild- und Datenmengen liefern. So kann der Satellit zum Beispiel die Klimaforschung und Katastropheneinsätze unterstützen oder Informationen über die Eisbedeckung der Meere weitergeben - und das kostenlos und auch für Privatleute.

In den nächsten Jahren sollen weitere «Sentinel»-Satelliten folgen und Ozeane, Landoberflächen und die Atmosphäre im Auge behalten. Für 2015 ist der Start des baugleichen Radarsatelliten «Sentinel-1B» geplant. Damit verdoppelt sich die Aufnahmekapazität. Die «Sentinel»-Serie soll mindestens zwei Jahrzehnte lang Daten sammeln.

««Sentinal» kann innerhalb von fünf bis sechs Tagen jeden Ort auf der Erde sehr gut entdecken», sagte der Esa-Direktor für Erdbeobachtungsprogramme, Volker Liebig. Die Erde ist also in weniger als einer Woche komplett erfasst. Die vergleichsweise geringe Höhe mache einen großen Unterschied. «Der Satellit kann mit seinem Radar zum Beispiel sehr gut sehen, wenn Schiffe ihr Öl ins Meer kippen, oder wenn einen Öl-Unfall passiert ist.» Jeder Satellit sei auf sieben Lebensjahre ausgelegt und habe Treibstoff für zwölf Jahre.

Erdbeobachtung per Satelliten gibt es schon. Die Europäer sehen in der neuen Satelliten-Flotte aber einen Wendepunkt. Esa-Flugleiter Frank-Jürgen Diekmann spricht angesichts der technischen Leistung von «einem Quantensprung». Die Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundeswirtschaftsministerium und Koordinatorin der Bundesregierung für die deutsche Luft- und Raumfahrt, Brigitte Zypries, sieht eine «neue Ära» der europäischen Erdbeobachtung. Der Airbus Defence and Space-Manager Eckard Settelmeyer wertet die «Sentinel»-Reihe als neue Leistungsklasse: «Mit ihr kann die Erde in viel kürzerer Zeit komplett erfasst werden. So etwas hat weltweit niemand.»

Die Initiative ist eine enge Zusammenarbeit zwischen europäischer Weltraumagentur Esa, europäischer Kommission, Industrie, Dienstleistern und Datennutzern. Die «Sentinel»-Daten sollen Behörden, Unternehmen, Institutionen, Umweltämtern und auch Privatleuten zur Verfügung stehen. «So können nicht nur Regierungen, sondern auch private Firmen auf Basis dieser Daten arbeiten», meinte Liebig. Flugleiter Diekmann: «Wir hoffen, dass wir sie in weniger als drei Stunden zur Verfügung stellen können.»

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