Ex-Daimler-Chef bei Markus Lanz: Manager-Gehälter sind „Großkotzdummheit“

Extremsportler Joey Kelly mit Sohn Luke Kelly, der letztes Jahr seinen ersten Marathon gelaufen ist. Foto: ZDF Screenshoot
Extremsportler Joey Kelly mit Sohn Luke Kelly, der letztes Jahr seinen ersten Marathon gelaufen ist. Foto: ZDF Screenshoot

Es sollte um Brexit, Manager-Gehälter und irgendwas mit der Kelly-Family gehen. Ging es auch. Aber jedes der Themen wurde nur angerissen. Ex-Daimler-Chef Edzard Reuter hätte gerne erklärt, warum die Stimmung in Europa so angespannt ist, aber Joey Kelly musste von den Magenproblemen der Kelly Family erzählen.

„Darf man mit dem Haarschnitt eigentlich in der Kelly Family aufwachsen?“, fragt Markus Lanz seinen Gast Luke Kelly, Sohn von Extremsportler Joey Kelly, zu Beginn der Sendung. „Ich lebe ja in Deutschland und bin ein freier Mensch“, antwortet der 18-Jährige, der anders als von Kelly-Family-Mitgliedern gewohnt, einen Kurzhaarschnitt trägt und im Anzug mit Kavalierstuch in der Jacketttasche in der Sendung sitzt. „Apropos Deutschland: Lasst uns über England reden“, leitet Lanz zum Thema “Brexit” über.

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Brexit zerstört Familien

In zwei Monaten ist es so weit: Großbritannien wird die EU verlassen. Betroffen vom „Brexit“ ist Kulturwissenschaftlerin Ursula Hudson, die seit 23 Jahren in England lebt und dort ihre Familie gegründet hat. „Der Brexit bedeutet für meinen Mann, dass er mit einer Frau verheiratet ist, die ab dem 29. März in einen illegalen oder ungeklärten Rechtzustand fällt“, erklärt die Deutsche, die im Falle eines harten Brexits bestenfalls mit einer Aufnahmegenehmigung und keiner Staatsbürgerschaft in England leben dürfe.

Wegen der großen Schere zwischen Arm und Reich sei es nachvollziehbar, dass viele Menschen denken, es könne mit dem Brexit besser werden. Diese Diskrepanz mache sich auch innerhalb der Familie bemerkbar: “Familienfeste werden kleiner.” Denn es gibt die ein oder anderen Verwandten, die nicht mehr kommen, da es zwischen Befürwortern und Gegnern des Brexits bereits zu heftigen Auseinandersetzungen kam.

„Das Ganze ist ein Resultat einer längst verfehlten Informationspolitik, was Europa angeht und das Ergebnis einer rigorosen grausamen Sparpolitik der Cameron Regierung 2010 und folgender“, erklärt Hudson die Spaltung des Landes. „Das merkt man an den Straßen, das merkt man an den Schulen, das merkt man an allem. Und ich wohne noch im reichen Südosten von England.“ Sie erzählt von Gemeinden, in denen man sich entscheiden musste: Lässt man die Touristenbüros offen oder versorgt man die Schwachen in den Gemeinden? Für beides sei das Geld zu knapp gewesen. Ihrer Meinung nach, bedarf Brüssel dringend einer Reform: „Da ist vieles, das nicht mehr vermittelbar ist und das vor allen Dingen die Emotionen der Menschen nicht mehr für Europa stimmen lässt.“ Gerne hätte man Hudson noch weiter zugehört, aber das war´s mit ihrer Redezeit.

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Zu Gast bei Markus Lanz: Ex-Daimler Vorstand Edzard Reuter, Extremsportler Joey Kelly mit Sohn Luke und Kulturwissenschaftlerin Ursula Hudson. Foto: ZDF Screenshoot
Zu Gast bei Markus Lanz: Ex-Daimler Vorstand Edzard Reuter, Extremsportler Joey Kelly mit Sohn Luke und Kulturwissenschaftlerin Ursula Hudson. Foto: ZDF Screenshoot

Manager-Gehälter sind eine „Großkotzdummheit“

Edzard Reuter, Ex-Chef der Daimler-Benz-AG, ergreift das Wort und mahnt, dass Europa in Gefahr gerate, „wenn dieser schreckliche nationalistische Irrwahn sich wieder durchsetzt.“ Zu gerne möchte er über die Ursachen der derzeitigen Stimmungslage in Europa reden, die er nicht nur in unerfüllten Versprechungen, sozialen Entwicklungen und übertriebener Bürokratie sieht, sondern die tiefergehender seien. Was genau meint er damit? Seine Gedanken darf er nicht zu Ende führen, denn Lanz lenkt hartnäckig zu einem anderen Thema über: Manager-Gehälter in der Autobranche.

Reuter als ehemalige Vorstandsvorsitzender der Daimler-Benz-AG bezeichnet die exorbitanten Bezüge selbst als: „Großkotzdummheit“: „So kann man nicht arbeiten, wenn man Menschen zumutet, dass sie kurzfristige Verträge haben und gleichzeitig das Zigtausendfache davon sich selber in die Tasche stecken“, so der 90-Jährige. Das Thema habe „sozialen Sprengstoff“ nach Deutschland gebracht: Seiner Meinung nach müsse es ein Umdenken geben, das nicht mehr nur auf Unternehmenserfolge in der Börse getrimmt ist, sondern gesamtgesellschaftliche Stimmungen berücksichtigt: „Langfristig ist eine Wirtschaft nur gesund, wenn sie verlässlich Wachstum und Arbeitsplätze für Hunderttausend von Menschen hat und nicht davon abhängig ist, was die Börse sagt.“ Reuter versucht erneut den Bogen auf die politische Stimmung in Europa zu spannen. Doch Lanz unterbricht schon wieder. Schließlich muss Joey Kelly noch erzählen, wie alle Mitglieder der Kelly-Family ihren Mageninhalt bei einem Segelausflug verloren.

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Warum sitzen eigentlich die Kellys in der Runde?

Ursula Hudson kam nicht mehr zu Wort. Edzard Reuter durfte nicht ausführen, was seiner Meinung nach die Ursachen für die derzeitige Stimmungslage in Europa ist. Das schlägt sichtlich auf seine Stimmung. Mit verschränkten Armen lauscht er nun den banalen Geschichten der Kellys. Wie zum Beispiel einem Schiffstrip, bei dem die ganze Kelly-Family gekotzt haben soll, außer Joey. Eigentlich sitzen Vater und Sohn in der Runde, um über ihre geplante Reise zu reden: Im Sommer wollen beide in einem Bulli von Berlin nach Peking. Erwähnt wird das am Ende nur flüchtig. Aber der Zuschauer ist gewarnt: Weitere Talkshows mit den Kellys könnten folgen. Sicherlich geht es dann um das Vater-Sohn-Verhältnis während der Fahrt und weitere Anekdoten – aber bitte kein Kotzen.

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