Ex-Elite-Soldat Everink: Karriere als Opernsänger

Bastiaan Everink steht seit 15 Jahren auf der Bühne. Foto: Jens Büttner

Das neue Leben des Elite-Soldaten Bastiaan Everink begann nach einem Kampfeinsatz im Golfkrieg 1991. Er setzte seine Unterschrift unter das Entlassungsgesuch aus den Streitkräften der Niederlande. Punkt. Schluss. Dann fing er an, Gesang zu studieren.

«Ich fühlte einen Zug vorbeifahren und merkte, ich muss aufspringen», erzählt der 44-Jährige, der noch immer ein Muskelpaket ist. Ja, er sei gern und bewusst Soldat gewesen. Er habe im Krieg auch schwierige Entscheidungen treffen müssen. «Das macht Schmerzen.» Näher geht er darauf nicht ein. Dann äußert er eine Bitte: «Ich stehe seit 15 Jahren auf der Bühne. Fünf Jahre war ich Soldat. Können wir mehr über meine aktuelle Arbeit sprechen?» Können wir.

In diesem Sommer steht der Bariton bei den Schlossfestspielen Schwerin auf der Open-Air-Bühne. In «Nabucco», der Oper, mit der Giuseppe Verdi 1842 den Durchbruch schaffte, singt Everink die Titelpartie. Am Freitag ist Premiere.

Als er die Armee verließ, war Everink 23 Jahre alt. Seine kräftige Stimme hatte er bis dahin vor allem zur Unterhaltung seiner Kameraden eingesetzt, mit Freddie-Mercury-Songs an der Soldaten-Bar. Jemand riet ihm, er solle doch einmal bei einer Musikhochschule vorsingen. Er tat es und wurde prompt genommen, obwohl ihm die üblichen Vorkenntnisse fehlten. Klavier spielen lernte er erst während seines Studiums. «Jahrelang war ich der schlechteste Student», erzählt Everink über seine Aufholjagd an den Konservatorien von Enschede und Amsterdam. «Kämpfen, kämpfen, kämpfen», davon sei diese Zeit geprägt gewesen.

Zwischen seiner Entlassung aus der Armee und seinem Debüt auf der Bühne lagen neun Jahre. «Es war ein langer Weg, mit Fallen und Aufstehen.» Doch es ging vorwärts. Nach Engagements an Stadttheatern in Deutschland wurde Everink 2012 Ensemblemitglied der Deutschen Oper Berlin. Dort sang er unter anderem den Klingsor in Wagners «Parsifal» und den Escamillo in Bizets «Carmen».

Für die kommende Spielzeit hat Everink einen Vertrag als ständiger Gast an der Deutschen Oper. «Ich brauche Freiheit», sagt er dazu. Everink weiß auch, dass er einen internationalen Namen braucht, um an großen Häusern Hauptrollen angeboten zu bekommen. Er arbeitet zielstrebig daran. Die beim Militär erlernte Disziplin helfe ihm, sagt er. Im November will er an der Nationaloper in Amsterdam debütieren. Im «Lohengrin» singt er die Partie des Heerrufers.

Was interessiert ihn an Nabucco, dem der babylonische Herrscher Nebukadnezar als historische Figur zugrunde liegt? Der Feldherr unterwirft und verschleppt die Hebräer, zieht aber auch das Kind einer Sklavin wie eine eigene Tochter auf. Nach vielerlei Dramen einschließlich eines Familiendramas wird Nabucco am Ende - zumindest in der Oper - ein Brückenbauer, der das Gespräch zwischen den Menschen und Kulturen sucht. «Brücken bauen, das ist es, was wir tun müssen in unserer Zeit», sagt Everink. «Der Klimawandel, das Bevölkerungswachstum, der Unterschied zwischen Nord und Süd - wir müssen miteinander ins Gespräch kommen.»

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