Experte Jeffrey Sachs - US-Politik der Angst erhöht Kriegsgefahr und schadet der Weltwirtschaft

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Jeffrey Sachs, Direktor des Center for Sustainable Development an der Columbia University, spricht im Interview mit der „South China Morning Post“ über die US-China-Beziehungen und die globale Wirtschaftsordnung.

Jeffrey Sachs, Professor für Wirtschaftswissenschaften und Direktor des Center for Sustainable Development an der Columbia University, äußerte sich im Interview mit der „SCMP“ zur aktuellen US-China-Politik und deren globalen Auswirkungen. Sachs war im März Teil der Reise einer hochrangigen US-Delegation nach China, bei der auch ein Treffen mit dem chinesischen Präsidenten Xi Jinping stattfand. Er vertritt kritische Positionen zur amerikanischen Außenpolitik und äußerte wiederholt Verständnis für China.

Spannungen auf Angst vor Machtverlust zurückzuführen

Im Interview stellte er die These auf, dass die Spannungen zwischen den USA und China überwiegend auf amerikanische Angst vor einem Machtverlust zurückzuführen seien. „US-Politiker reagieren defensiv und ängstlich und oft sehr unklug“, sagte Sachs der „SCMP“. Er kritisierte die Politik der „Eindämmung“ Chinas, die seit 2015 verfolgt wird. Diese umfasst Handelsabkommen wie die Trans-Pacific Partnership (TPP), die China ausschließt, Exportverbote für High-Tech-Produkte, neue Zölle und neue militärische Allianzen mit Nachbarstaaten Chinas.

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„Ich glaube, dass jeder dieser Ansätze ein Misserfolg ist“, erklärte Sachs. Solche Maßnahmen würden Spannungen erhöhen, das Wohlstandsniveau senken und die Weltwirtschaft spalten. Zudem könnten sie zu einem Krieg führen.

Sachs optimistisch bezüglich Chinas Entwicklung

Bezüglich der wirtschaftlichen Entwicklung Chinas in den nächsten fünf Jahren zeigte sich Sachs optimistisch. China sei bereits an der Spitze vieler Schlüsseltechnologien wie Photovoltaik, Windkraft, 5G und Elektrofahrzeuge. China würde sich außerdem zunehmend auf Asien, Russland, den Nahen Osten, Afrika und Lateinamerika konzentrieren. „Die Belt and Road Initiative und verwandte Ansätze werden eine größere Rolle spielen, da die Welt in neue Energie- und digitale Systeme investiert“, sagte Sachs.

Sachs erklärte, dass kein Land im 21. Jahrhundert eine hegemoniale Stellung einnehmen werde, da technologische und militärische Kapazitäten zu weit verbreitet seien und demografische Trends gegen eine einzige Hegemonie sprächen. „China wird weiterhin das Einkommensniveau pro Person erhöhen, aber aufgrund eines absoluten Bevölkerungsrückgangs wird Chinas Anteil an der Weltproduktion wahrscheinlich nicht über 20 Prozent hinaus steigen“, so Sachs.

Kriegsgefahr zwischen beiden Ländern

Zur Frage, wie die US-Wahlen die Beziehungen zu China beeinflussen könnten, sagte er, dass die Beziehungen unabhängig vom Wahlausgang schwierig bleiben würden. „Die USA haben bisher nicht akzeptiert, dass die Ära ihrer Vorherrschaft vorbei ist“, erklärte Sachs. Dieser Fakt könne zu einem Krieg zwischen den USA und China führen, ähnlich wie die US-Politik der Nato-Erweiterung zum aktuellen Konflikt in der Ukraine geführt habe.

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