Experte Reher ordnet ein - Wie „Krypto-Präsident“ Trump den Bitcoin-Markt beflügelt

Krypto-Boost dank Trump? Bitcoin profitiert vom Wahlausgang<span class="copyright">Getty Images/v-graphix</span>
Krypto-Boost dank Trump? Bitcoin profitiert vom WahlausgangGetty Images/v-graphix

Die US-Amerikaner haben Donald Trump zum zweiten Mal ins Weiße Haus gewählt. Mit welcher Politik vom selbsternannten „Krypto-Präsidenten“ zu rechnen ist und was die Wahl für die Anlageklasse bedeutet, erklärt Bitcoin-Experte Roman Reher.

Warum stand Bitcoin so sehr im Mittelpunkt während der Wahlnacht?

Der Bitcoin-Kurs hat in den vergangenen Wochen schon ziemlich im Gleichschritt mit der Siegeswahrscheinlichkeit von Trump gehandelt. Es schien, als wäre BTC ein Vehikel einiger Marktteilnehmer gewesen, um auf einen bestimmten Wahlausgang zu spekulieren.

Als dann in den ersten Bundesstaaten die Wahllokale geschlossen wurden und sich so langsam ein Sieg von Trump abzeichnete, zündete Bitcoin die Rakete. Das Asset schoss binnen weniger Stunden um über 8 Prozent in die Höhe und handelte schließlich erstmals über der Marke von 75.000 US-Dollar, als die Wettmärkte schon gegen 6 Uhr deutscher Zeit, einen eindeutigen Wahlsieger signalisierten.

Im Tagesverlauf konnte BTC dann die Gewinne weiter ausbauen und in der Spitze auf circa 76.400 US-Dollar steigen. Obwohl auch die Aktienindizes S&P 500 und NASDAQ 100 neue Allzeithochs feierten, stach die Performance von Bitcoin doch deutlich heraus.

Was sind die Gründe dafür, dass Bitcoin so stark vom Trump-Sieg profitiert?

In erster Linie ist es die Tatsache, dass sich der Republikaner im Rahmen seines Wahlkampfes als „Krypto-Präsident“ positioniert hat und dem gesamten Sektor – inklusive der Bitcoin-Mining-Branche – seine Unterstützung zugesagt hat. Er versprach, den „Krieg der Demokraten gegen Krypto“ zu beenden und das Recht auf die Selbstverwahrung digitaler Asset zu schützen.

Auch kündigte Trump an, am ersten Tag seiner Amtseinführung den Chef der US-Börsenaufsichtsbehörde (SEC), Gary Gensler, zu feuern. Für eine Entlassung hat er eigentlich nicht die Befugnis, aber er könnte eine andere, Krypto-freundlichere Person zum Vorsitzenden machen. Einige gehen auch davon aus, dass Gensler schon vor der Amtseinführung von Trump selbst sein Amt niederlegen wird.

Womit rechnen die Marktteilnehmer konkret in den kommenden Monaten?

Dass sich das regulatorische Umfeld merkbar lockert und Klarheit in dieser Hinsicht die Anlageklasse für weitere Großinvestoren attraktiv macht. Mit Trump als Präsident, einem Bitcoin haltenden Vizepräsidenten, einer neu ausgerichteten SEC und einem republikanisch dominierten Repräsentantenhaus und Senat dürfte einer Pro-Krypto-Politik der USA nichts mehr im Wege stehen, so die generelle Annahme.

Zudem gibt es aktuell noch nachteilige Regelungen der SEC: Für die US-amerikanischen Bitcoin-Spot-ETFs ist die sogenannte „In-Kind-Methode“ nicht zugelassen, die es Anlegern erlaubt, ihre ETF-Anteile gegen Bitcoin umzutauschen und vice versa. Dies hätte nicht nur steuerliche Vorteile, sondern würde auch einen besseren Arbitrage-Handel ermöglichen.

Außerdem ist noch die SEC-Bilanzierungsrichtlinie SAB 121 inkraft, die es Finanzdienstleistern aufgrund bilanzieller Anforderungen ungemein erschwert, digitale Assets im Auftrag ihrer Kunden zu verwahren. Da die Resolution, die dies gekippt hätte, nur an dem Veto von Präsident Joe Biden scheiterte, könnte SAB 121 in den kommenden Monaten dann endlich der Vergangenheit angehören.

Trump sprach auch davon, eine Bitcoin-Reserve zu etablieren. Was hat es damit auf sich?

Bei der angekündigten Bitcoin-Reserve handelt es sich vorerst nur darum, dass er die rund 200.000 BTC, welche die USA größtenteils aufgrund von Konfiszierungen halten, in einen strategischen Bestand überführen wird. Im Zuge dessen versprach Trump zudem, dass die USA unter ihm keine Bitcoin verkaufen wird – auch nicht diejenigen, die die USA in der Zukunft noch akquirieren werden.

Sollte Trump seinen Worten Taten folgen lassen und die Bitcoin-Reserve alsbald Realität werden, so gilt es die Signalwirkung davon nicht zu unterschätzen. Dieser unkonventionelle Schritt der größten Volkswirtschaft der Welt würde vermutlich dazu führen, dass andere Länder nachziehen und gegebenenfalls sogar aktiv Bitcoin kaufen werden.

Das heißt also, dass der Bitcoin-Kurs noch deutlich höher steigen könnte?

Das aktuelle Umfeld dürfte dies in jedem Fall hergeben. Bitcoin müsste aufgrund der positiven Nachrichtenlage jetzt wieder inmitten des Mainstreams ankommen. Mittlerweile dürfte dann auch jedem, der sich der Thematik unvoreingenommen nähert, klar sein, dass Bitcoin gekommen ist, um zu bleiben. Hinzukommt, dass die großen Notenbanken derzeit die Zinsen senken, was die generelle Investitionsfreudigkeit weiter anheizen könnte.

Ein langfristiger Treiber des Bitcoin-Kurses ist auch der Wertverlust der Staatswährungen beziehungsweise der Vertrauensverlust in diese. Und Konsens ist, dass die Staatsschulden unter Trump weiter ausufern werden – auch wenn er mit dem unrealistischen Gedanken gespielt hat, die mehr als 35 Billionen US-Dollar schwere Schuldenlast mit Bitcoin zu tilgen. Sollten also künftig die Sorgen bezüglich des US-Haushalts weiter zunehmen, so könnte sich auch dies als ein Katalysator für einen steigenden Bitcoin-Kurs herausstellen.