Experte vom Zugunglück in Eschede rechnet mir "schneller Aufklärung" in Bad Aibling

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Noch ist unklar, was genau das Zugunglück in Bad Aibling ausgelöst hat, die Untersuchungen laufen auf Hochtouren. Doch es könnte sein, dass die Ermittlungen sich gar nicht so lange hinziehen, wie vielleicht zunächst befürchtet – das mutmaßt ein Experte, der sich schon einmal mit sehr ähnlicher Materie auseinandersetzen musste: Erich Philipp leitete 1998 die Sonderkommission in Eschede, die die Ursachen des damaligen Zugunglücks ermittelten. Bei dem Unfall mit einem ICE kamen 101 Menschen ums Leben.

Philipp erläutert im Gespräch mit “Focus Online”, dass in Bad Aibling zwei Verfahren eingeleitet werden: Zum einen werde ein sogenanntes Todesermittlungsverfahren geführt, dessen Ausgang er als “relativ klar” sieht: “Die Obduktion wird enorme Einwirkung als Todesursache ergeben.” Zum anderen werde nun natürlich umfangreiche Ursachenforschung betrieben – und hier “wird es komplizierter”, so Erich Philipp.

Dabei stünden vor allem zwei Fragen im Mittelpunkt: Wer war für die Entscheidung verantwortlich, dass die zwei Bahnen, die bei dem Zugunglück aufeinanderprallten, gleichzeitig dieselbe, eingleisige Strecke befahren durften? Und im Anschluss: Warum wurde diese Genehmigung erteilt? In Eschede habe es damals keine so eindeutige Herangehensweise gegeben, die Ermittlungen seien “deutlich umfangreicher” gewesen. “Nach zweieinhalb Jahren Ermittlung hatte unser Untersuchungsbericht einen Umfang von 28.000 Seiten”, erinnert sich der ehemalige Polizist. Beim Zugunglück in Bad Aibling rechne er hingegen “mit einer schnellen Aufklärung”.

Hierfür sei es nötig, den genauen Unfallhergang nachzuvollziehen, der sich in Bad Aibling abgespielt hat. “Sollte sich herausstellen, dass die Schuld wirklich beim Fahrdienstleiter liegt, deutet das auf ein Organisationsversagen hin”, erklärt Erich Philipp. Das bedeute: “Wenn das System menschliches Fehlverhalten nicht auffangen kann, dann ist das ein grundsätzliches Problem der Bahnsicherheit.” Und das müsse unbedingt hinterfragt werden.

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