Experten klären auf - Männer kriegen öfter Krebs – dabei haben sie 3 Faktoren selbst in der Hand
Männer erkranken häufiger an Krebs als Frauen. Und sie sterben häufiger daran. Woran liegt das? Und was können Männer dagegen tun? FOCUS online hat bei Krebs-Experten nachgefragt.
Immer mehr Menschen erkranken an Krebs. Der Großteil von ihnen? Männer. Erst kürzlich prognostizierte eine große Studie , dass sich bei ihnen die Fälle in den kommenden 25 Jahren nahezu verdoppeln werden.
Männer haben häufiger Krebs als Frauen
Demnach steigen bis zum Jahr 2050 bei Männern weltweit
die Krebsfälle von 10,3 Millionen auf 19 Millionen und
die Krebstodesfälle von 5,4 Millionen auf 10,5 Millionen.
Das entspricht einem Anstieg von über 84 beziehungsweise über 93 Prozent.
Das Team hatte sich insbesondere die Entwicklung bei Männern angesehen, da diese in der Regel deutlich häufiger an Krebs erkranken als Frauen.
An Krebs erkrankten laut Zentrum für Krebsregisterdaten im Jahr 2020
231.400 Frauen und
261.800 Männer .
Das sind 13,4 Prozent mehr Männer .
An Krebs starben
105.380 Frauen und
125.891 Männer .
Das sind 19,4 Prozent mehr Männer.
Doch woran liegt das? Warum sterben knapp ein Fünftel mehr Männer an Krebs als Frauen? Anke Ernst vom Krebsinformationsdienst nennt gegenüber FOCUS online drei Faktoren:
Die Ernährung
Der Tabak- und Alkoholkonsum
Die Berufswahl
1. Die Ernährung
Laut Robert-Koch-Institut sind in Deutschland
46,6 Prozent der Frauen und
60,5 Prozent der Männer
von Übergewicht (einschließlich Adipositas) betroffen, erklärt Ernst. Adipositas sei ein anerkanntes Krebsrisiko. „Für 13 Krebsarten ist belegt, dass Adipositas das Erkrankungsrisiko erhöht“, erklärt sie an. Darunter fielen
Darmkrebs (Neuerkrankungen pro Jahr: 24.000 bei Frauen/31.000 bei Männern)
Bauchspeicheldrüsenkrebs (Neuerkrankungen pro Jahr: 10.000 bei Frauen/10.000 bei Männern) und
Leberkrebs (Neuerkrankungen pro Jahr: 3000 bei Frauen/7000 bei Männern).
Hinzu komme: „Männer essen doppelt so viel Fleisch, Wurstwaren und Fleischerzeugnisse wie Frauen.“ Das steigert laut Fachleuten das Darmkrebsrisiko.
2. Der Tabak- und Alkoholkonsum
Laut der Stabsstelle Krebsprävention am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) trinken Männer häufiger Alkohol als Frauen – und auch in größeren Mengen. Wie Ernst ausführt, ließen sich jährlich etwa
bei Männern 14.000 und
bei Frauen 6200
Krebserkrankungen auf Alkoholkonsum zurückführen.
Gleichzeitig raucht ein deutlich größere Anteil der Männer (27 Prozent) als der Frauen (19 Prozent). Ernst: „Entsprechend den Geschlechtsunterschieden im Rauchverhalten ist die Zahl der tabakbedingten Krebsfälle unter Männern höher als unter Frauen."
3. Die Berufswahl
Ein weiterer Faktor, der das Risiko für Krebs erhöht, ist die Berufswahl. Männer ergreifen häufiger Jobs, in denen sie gefährlichen Substanzen ausgesetzt sind. Dazu zählen laut Internationaler Agentur für Krebsforschung etwa
Aluminiumherstellung
Kohleabbau
Eisen- und Stahlgießerei
Malerarbeiten und
Gummiherstellung.
Ernst gibt dennoch zu bedenken: „Auch, wenn Risikofaktoren eine mögliche Erklärung dafür sind, warum Männer häufiger an Krebs erkranken als Frauen, reicht diese Erklärung allein nicht aus.“
Forschende vermuteten, dass auch biologische Unterschiede zwischen den Geschlechtern eine wesentliche Rolle spielen. Darunter fielen etwa genetische Unterschiede, aber auch Unterschiede im Stoffwechsel, Hormonsystem und dem Immunsystem. „In der Regel gibt es nicht die eine Ursache für Krebs“, betont sie. „Meistens spielen mehrere Faktoren zusammen, damit sich Krebs entwickelt.“
Werden die Krebszahlen wirklich so zunehmen?
Es gibt also mehrere Gründe, die zum Ungleichgewicht in der Entstehung von Krebs führen. Das macht es wahrscheinlicher, dass in den kommenden Jahren auch weiter mehr Männer daran erkranken werden.
Die Experten geben jedoch – auch anlässlich der eingangs erwähnten Prognose – zu bedenken: Diese Studien betrachten den wissenschaftlichen Fortschritt nicht. Das erklärt etwa Volker Arndt aus der Abteilung Klinische Epidemiologie und Alternsforschung des DKFZ: „Prognosen zum Krebsgeschehen über 25 Jahre sind nicht belastbar.“
Die eingangs erwähnte Studie berücksichtige lediglich demographische Veränderungen, die auf einer von vielen Bevölkerungsprognosen beruhten. Neue diagnostische Tests wie auch Veränderungen beim Lebensstil hätten jedoch einen zu großen unvorhersagbaren Einfluss.
Wie lässt sich Krebs vermeiden?
Der Lebensstil spielt also eine erhebliche Rolle bei der Vermeidung von Krebs. Wie Ernst erklärt, lassen sich laut Schätzungen rund 40 Prozent aller Erkrankungen verhindern, wenn bekannte Risikofaktoren konsequent gemieden würden.
Krebs- und Präventions-Forscher fassen folgende Maßnahmen zusammen:
Übergewicht vermeiden
Jeden Tag bewegen
Nicht rauchen
So wenig Alkohol trinken wie möglich
Krebserregende Stoffe vermeiden
Vor UV-Strahlung schützen
Gegen Hepatitis B impfen
Angebote für Krebs-Früherkennung nutzen
Auch die Politik spielt eine wichtige Rolle, sagt Ernst. Sie könne „dazu beitragen, die Zahl der Krebsneuerkrankungen zu senken, indem sie die Krebsprävention in der Forschung unterstützt, gezielte Aufklärungskampagnen über Präventionsmöglichkeiten durchführt und gesetzliche Rahmenbedingungen an neue Forschungserkenntnisse anpasst.“
Immerhin: Vieles davon finde schon statt. Etwa im Rahmen der Nationalen Dekade gegen den Krebs, ausgerufen vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gemeinsam mit dem Bundesministerium für Gesundheit (BMG) und weiteren Partnern.