Neue Infektionswelle - Lungenentzündung durch Mykoplasmen: Warnung vor tückischer Atemwegserkrankung
Die Zahl an Atemwegserkrankungen, verursacht durch Erkältungen, grippale Infekte oder Corona steigen im Herbst üblicherweise an. Doch nun breitet sich eine gefährliche Lungenentzündung aus, die durch Mykoplasmen verursacht wird. Was Sie darüber wissen müssen.
Die Zahl der Atemwegsinfektionen ist laut Robert-Koch-Institut (RKI) schon sehr hoch für diese Jahreszeit. Das liegt in erster Linie an Schnupfenviren, Corona und anderen grippalen Infekten. Doch nun kommt eine weitere Erkrankung hinzu, die Ärzten Sorgen bereitet: eine schwere Lungenentzündung, die durch Mykoplasmen ausgelöst wird.
Das Tückische daran: Sie bahnt sich langsam an und die Symptome können zunächst täuschen.
Unterschiede zur typischer Lungenentzündung – die Symptome durch Mycoplasma pneunomiae
Die durch Mykoplasmen ausgelöste Lungenentzündung unterscheidet sich von einer typischen Lungenentzündung, die mit Fieber, Schüttelfrost und starkem Husten einhergeht. Bei einer durch Mykoplasmen ausgelösten Lungenentzündung ist der Verlauf viel langsamer und daher auch schwerer zu erkennen. Zunächst klagen die Patienten über
leichte Halsschmerzen
leichtes Fieber
Kopfschmerzen
Krankheitsgefühl und
trockenen Husten.
Normalerweise dauert die Krankheit ein bis zwei Wochen. Doch sie kann auch länger anhalten – teilweise über Wochen. Vor allem der Husten.
Das sind Mykoplasmen
Beim Erreger handelt es sich um das Bakterium
Mycoplasma pneunomiae.
Laut „DocCheck“ befällt es häufig Kinder und Jugendliche, aber auch Erwachsene und tritt häufig in Gemeinschaftseinrichtungen wie etwa Schulen auf. Der Erreger ist sehr ansteckend und die Übertragung erfolgt in erst Linie über Tröpfchen, gelegentlich auch über Schmierinfektionen. Die Inkubationszeit beträgt zwei bis vier Wochen.
Mycoplasma pneunomiae – normale Antibiotika wirken nicht
Das Gefährliche daran: Dem Bakterium fehlt eine Zellwand, weshalb Antibiotika wie etwa Penicillin, die die Zellwände angreifen, nicht richtig wirksam sind. Daher muss die Erkrankung mit speziellen Antibiotika behandelt werden, wie etwa das Breitspektrumantibiotikum Doxycylin, das unter anderem bei zellwandlosen Bakterien zum Einsatz kommt.
Infektionswellen in Bayern und Baden-Württemberg
Dass sich die Beschwerden über einige Zeit hinziehen, beobachten auch Ärzte derzeit. „Bei Kindern und Jugendlichen war die atypische Lungenentzündung durch Mycoplasma pneunomiae bisher eine eher mild verlaufende Erkrankung. Und sie war nicht sehr häufig“, sagt die Münchner Kinderärztin Dilek Önaldi-Gildein gegenüber „BR24“. „Doch seit dem Frühsommer 2024 kommen in ihre Praxis gehäuft Kinder und Jugendliche, die sehr lange husten und teilweise länger als eine Woche Fieber haben“, erklärt sie weiter. Das sei in diesem Alter ungewöhnlich.
Auch der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte Baden-Württemberg vermeldet eine Infektionswelle: „Aufgrund der Rückmeldungen aus den niedergelassenen Praxen zeigt sich, dass wir es mit einer Erkrankungswelle zu tun haben “, sagte der Sprecher Till Reckert gegenüber der „Stuttgarter Zeitung“. Wenn beim normalen Ein- und Ausatmen ein leichtes Knistern zu hören sei, sei dies ein Zeichen, dass der Erreger die Lunge erreicht hätte, erklärt er weiter. Dann sei medizinische Hilfe nötig.
Virologe mahnt: „Unbedingt einen Arzt aufsuchen“
Auch der Kölner Virologe Rolf Kaiser rät Eltern betroffener Kinder unbedingt einen Arzt aufzusuchen, denn unbehandelt könne sich die Erkrankung über Wochen hinziehen, heißt es weiter bei „BR24“. Bei der Behandlung mit den richtigen Antibiotika trete aber schon nach einer Woche eine Besserung auf.
Steigende Fallzahlen könnten mit Hygienemaßnahmen während Pandemie zu tun haben
Laut einer Studie, die Anfang des Jahres im Fachmagazin „The Lancet“ veröffentlicht wurde, treten Mykoplasmen seit 2023 weltweit gehäuft auf. Ein möglicher Grund dafür: Durch die Hygienemaßnahmen während der Corona Pandemieging auch die Zahl der Mykoplasmen-Infektionen zurück.
Dadurch könnte die Herdenimmunität weltweit abgenommen haben, was dazu führt, dass Mykoplasmen-Infektionen nun gehäuft auftreten und schwerere Erkrankungsverläufe auslösen.