Werbung

Expertenkommission bewertet «Künstliche Intelligenz» positiv

Patrick Schanowski, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kommuniziert während einer Pressekonferenz an der TU Darmstadt mit Roboter "Alfie", einer Moral Choice Machine.
Patrick Schanowski, wissenschaftlicher Mitarbeiter, kommuniziert während einer Pressekonferenz an der TU Darmstadt mit Roboter "Alfie", einer Moral Choice Machine.

Bundestagsabgeordnete und Sachverständige haben zwei Jahre über Chancen und Gefahren «Künstlicher Intelligenz» beraten. Sie bewerten die Technologie eher positiv. Eine Umfrage zeigt zugleich: Die Skepsis gegenüber «KI» in der Bevölkerung nimmt ab.

Berlin (dpa) - Vom selbstfahrenden Auto bis zum Roboter als OP-Helfer - «Künstliche Intelligenz» dürfte in den kommenden Jahrzehnten in immer mehr Bereichen der Gesellschaft Einzug halten.

Experten einer Kommission aus Bundestagsabgeordneten und Sachverständigen sehen nach zweijähriger Beschäftigung mit dem Thema viele Vorteile, aber auch Gefahren.

Die Kommission habe auch durch die externen Sachverständigen einen recht positiven Blick, ohne die Risiken auszublenden, sagte die Vorsitzende Daniela Kolbe (SPD) der Deutschen Presse-Agentur. Die Menschen in Deutschland stehen KI-Anwendungen einer am Montag veröffentlichten Umfrage zufolge nicht mehr so skeptisch gegenüber wie noch vor drei Jahren.

Die Enquete-Kommission des Bundestags zur Untersuchung der Chancen und Risiken «Künstlicher Intelligenz» (KI) hatte im September 2018 ihre Arbeit aufgenommen. An diesem Montag stellte sie in einer öffentlichen Sitzung Ergebnisse vor. Mitgearbeitet hatten 19 Abgeordnete aller Fraktionen und 19 externe Sachverständige. Enquete-Kommissionen werden zur Vorbereitung von Entscheidungen über große gesellschaftliche Themen eingesetzt. Sie sollen dem Bundestag Empfehlungen geben. Die Enquete-Kommission KI wird ihren Abschlussbericht voraussichtlich Ende Oktober vorlegen.

Rund zwei Drittel (68 Prozent) sagten in der Umfrage des Digitalverbandes Bitkom, dass sie KI eher als Chance sehen. Nur 29 Prozent der Befragten gaben an, dass sie die Technologie eher als Gefahr einschätzen. Bei einer Umfrage im Jahr 2017 lagen Befürworter und Skeptiker noch gleichauf. Auf große Zustimmung stößt der Einsatz von KI im Bereich Pflege (75 Prozent), in Ämtern und Behörden (73) oder in der Medizin (67). Beim Thema autonomes Fahren gibt es dagegen Skepsis: Nur jeder Dritte Befragte (36 Prozent) war der Meinung, selbstfahrende Autos würden schwere Unfälle und viele Tote vermeiden. Deutlich mehr (57 Prozent) gehen dagegen davon aus, dass es vermehrt zu schweren Unfällen mit vielen Toten kommen wird.

«Was wir anstreben, ist eine menschenzentrierte KI», sagte Kolbe. «Diese Technologie wird vieles in Wirtschaft und Gesellschaft verändern. Wir halten diese Veränderungen aber für gestaltbar.» Vorteile könnten sein, dass Arbeit weniger belastend und monoton werde sowie Krankheiten schneller erkannt und behandelt werden könnten. Außerdem könnten Verwaltungen effizienter und bürgernäher sowie Mobilität sicherer werden. «Die Aufzählung ließe sich lange fortsetzen.» Zu möglichen Nachteilen sagte sie, KI sei kein deutsches Thema. «Eine Herausforderung wird sein, dass sich nicht KI-Systeme, denen andere Wertvorstellungen zugrunde liegen, weltweit durchsetzen und einzelne wenige Konzerne davon profitieren.» Für gesellschaftliches Vertrauen müssten Entscheidungen und der Einsatz von KI-Systemen transparent und nachvollziehbar sein.

Der FDP-Obmann in der Kommission, Mario Brandenburg, nannte es wichtig, die Technologie ausschließlich als Werkzeug zu betrachten. «Unsere eigenen menschlichen Unzulänglichkeiten in die Verantwortung von Maschinen zu legen, halten wir in der Diskussion um KI-Anwendung und Regulierung für falsch». Verantwortlich bleibe und sei immer der Mensch. Ähnlich äußerte sich Sami Haddadin, Professor für Robotik und Systemintelligenz an der Technischen Universität München und Sachverständiger in der Enquete-Kommission: Im Gesundheitswesen gehe es etwa darum, die Akteure mit Werkzeugen zu befähigen, ihren Dienst am Patienten in größerer Verfügbarkeit zu ermöglichen. «Das ergänzt sich. Mensch und Maschine statt Mensch oder Maschine.»

Der SPD-Obmann René Röspel sagte, es sei Konsens in der Kommission gewesen, dass der Einsatz von KI beispielsweise in der Pflege immer nur als Unterstützung und nicht als Rationalisierungspotenzial gesehen werde.

Künstliche Intelligenz ist schon heute in vielen Bereichen zu finden: Beispiele sind selbst parkende Autos, Sprachassistenten und lernfähige Maschinen - aber auch Kaufvorschläge im Online-Shop oder Playlisten in Streamingdiensten, die auf Basis vorherigen Konsumverhaltens von Maschinen errechnet werden.