EZB-Notenbanker nehmen bezüglich Corona Politik in die Pflicht

(Bloomberg) -- Am Rande des G20-Gipfels in Riad haben Vertreter der Europäischen Zentralbank im Hinblick auf den Coronavirus die Politik in die Pflicht genommen. Sollte die Epidemie das Wirtschaftswachstum stärker unter Druck bringen, müsse das Gros der Gegenreaktion von Seiten der Staaten kommen, forderten die Notenbankchefs Frankreichs und Italiens.

“Wenn wir keine rasche V-förmige Auswirkung sehen, muss es Entscheidungen geben, koordiniert zu handeln”, sagte Italiens Notenbankchef Ignazio Visco am Rande des G20-Treffens im Gespräch mit Bloomberg. “Wir müssen die Fiskalpolitik nutzen, denn die Geldpolitik ist weltweit bereits sehr, sehr akkommodierend - und es ist ungewiss, ob wir noch mehr tun können.”

Beim Treffen in der Hauptstadt Saudi-Arabiens hätten die Delegierten viel über die tägliche Beobachtung und Notfallmaßnahmen gesprochen, berichtete der französische Notenbankgouverneur Francois Villeroy de Galhau.

“Es herrscht die Meinung vor, dass nicht nur die Geldpolitik gefragt sein kann, wenn der politische Mix angesichts des Coronavirus gestärkt werden muss”, sagte Villeroy im Interview mit Bloomberg. “Geldpolitischer Spielraum ist noch immer da, aber er ist inzwischen begrenzter.” Dies gelte sogar für die USA. “Daher sind Fragen zum fiskalpolitischen Spielraum und Strukturreformen wieder zurück auf der Agenda”, so Villeroy.

Fabrikschließungen in der chinesischen Provinz Hubei, dem Epizentrum des Coronavirus-Ausbruchs, belasten den Welthandel. Unternehmen wie Apple Inc. in den USA und Europas größter Reifenhersteller Michelin haben gewarnt, ihre Gewinne könnten unter Druck geraten.

Ohne den Coronavirus wäre die Weltwirtschaft nach der Entspannung des amerikanisch-chinesischen Handelsstreits auf Erholungskurs. Noch befürchte “niemand ernsthaft” eine Rezession, berichtete Villeroy. “Wenn es bei dieser G-20 aber eine Sorge bezüglich der Wirtschaft gibt, dann ist es das Coronavirus”, so das EZB-Ratsmitglied.

Sein Kollege Visco sprach sich dafür aus, der Weltwirtschaft erst einmal zwei Quartale Zeit für eine Erholung von der Corona-Belastung zu geben. Wenn nötig müsse es dann aber eine konzertierte Aktion fiskalischer Gegenmaßnahmen geben.

Die Teilnehmer des G20-Gifels schätzten die Minderung des globalen Wirtschaftswachstums durch den Coronavirus in diesem Jahr auf 0,1 Prozentpunkte, so Visco.

Stärkere Belastungen seien für Italien erwarten. Angesichts der Integration der Wirtschaft in globale Wertschöpfungsketten und ihrer Abhängigkeit vom Tourismus drohe hier eine Minderung der Wirtschaftskraft um bis zu einem viertel Prozent. “Bedenken habe ich schon jetzt, aber wenn wir bis September keine wesentliche Verbesserung sehen, wäre ich wirklich besorgt”, sagte Visco.

Eine koordinierte geldpolitische Reaktion auf einen zugespitzten Coronavirus-Ausbruch sei auf dem Gipfel nicht diskutiert worden, berichtete der Gouverneur der italienischen Notenbank. “Wenn Liquiditätshilfen nötig sind, können diese natürlich über verschiedene Maßnahmen wie Swaps bereitgestellt werden”, führte Visco aus. „Bei den Zinsen ist das viel komplizierter. Hier gibt es Grenzen, hinter denen sich Neuland verbirgt.”

Der Einlagensatz der EZB liegt bereits bei -0,5% und damit auf einem Rekordtief.

Überschrift des Artikels im Original:ECB Officials Pressure Governments to Ready Virus Response

Kontakt Reporter: Jana Randow in Frankfurt jrandow@bloomberg.net;William Horobin in Paris whorobin@bloomberg.net

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