"Fünf Jahre müssen wir schon rechnen": Virologin schockt mit Pandemie-Prognose

Drei Jahre Pandemie lägen höchstwahrscheinlich noch vor uns, prognostizierte Virologin Helga Rübsamen-Schaeff. (Bild: ARD)
Drei Jahre Pandemie lägen höchstwahrscheinlich noch vor uns, prognostizierte Virologin Helga Rübsamen-Schaeff. (Bild: ARD)

Im ARD-Talk bei Sandra Maischberger sorgte Virologin Helga Rübsamen-Schaeff mit ihrer Corona-Progonose für Entsetzen. Auch Grünen-Politiker Boris Palmer überraschte mit seinem Vorschlag, Ungeimpften ein Bußgeld aufzuerlegen.

Die Corona-Fallzahlen steigen in Deutschland weiter deutlich an, die Omikron-Variante setzt sich mehr und mehr durch. Daraus resultiert wohl eine der meistdiskutierten Fragen derzeit: Impfpflicht, ja oder nein?

Wird man der Pandemie durch einen allgemeinen Zwang zur Impfung Herr? Eine Mehrheit der Deutschen spricht sich laut aktuellen Umfragen mittlerweile dafür aus. Und auch immer mehr Politikerinnen und Politiker plädieren inzwischen dafür, auch wenn sie das kürzlich noch ausgeschlossen hatten. Zu den prominenten Befürwortern zählt auch Boris Palmer (Grüne), der sich bei Sandra Maischberger am Mittwochabend einen Schlagabtausch mit FDP-Politikerin Linda Teuteberg lieferte. Zu Gast waren zudem Moderator Jörg Pilawa, FAZ-Journalistin Helene Bubrowski, "Spiegel"-Redakteur Markus Feldenkirchen und die Virologin Helga Rübsamen-Schaeff.

Letztere schockierte Sandra Maischberger mit einer wenig erbaulichen Prognose: Auf die Frage, wie lange die Pandemie noch andauern werde, antwortete sie: "Fünf Jahre müssen wir schon rechnen" - also noch drei zusätzliche Jahre. Die ARD-Talkerin zeigte sich entsetzt hinsichtlich dieser Vorhersage - und sprach aus, was in diesem Moment wohl so einigen Zuschauerinnen und Zuschauern durch den Kopf ging: "Ich weiß gar nicht, ob ich so viel Wahrheit am Anfang des Jahres vertrage."

Grünen-Politiker Boris Palmer sprach sich für eine Impfpflicht ab 60 aus - mit hohen Bußgeldern. (Bild: ARD)
Grünen-Politiker Boris Palmer sprach sich für eine Impfpflicht ab 60 aus - mit hohen Bußgeldern. (Bild: ARD)

Virologin Rübsamen-Schaeff: Impfung soll "die Krankenhäuser und die Leichenhäuser frei halten"

Rübsamen-Schaeff erklärte zudem, mit einem steilen Anstieg an Omikron-Infektionen zu rechnen. Dies sei "kein harmloses Geschehen", immerhin kämen jetzt bereits rund 300 Menschen in Deutschland pro Tag durch Corona ums Leben. Ziel der Impfung sei nun vor allem, "die Krankenhäuser und die Leichenhäuser freizuhalten." Durch die Impfung, insbesondere den Booster, sei vor allem ein Schutz vor schweren Verläufen gegeben - nicht jedoch gegen die Infektion an sich. "Um die Epidemie in Griff zu kriegen, kann man gegen Omikron nicht impfen. Zumindest nicht mit den jetzigen Impfstoffen." Große Hoffnungen setze sie hingegen in neuartige Corona-Medikamente.

Auch bei Boris Palmer und Linda Teuteberg ging es wenig später um die Corona-Schutzimpfung. Einig wurden sich die beiden Politiker dabei nicht: Teuteberg sprach sich gegen eine Impfpflicht aus, Palmer hingegen hält sie für notwendig. Die FDP-Bundestagesabgeordnete stellte klar: Sie selbst sei dreimal geimpft, "das hat aber nicht meinen Sinn für Verhältnismäßigkeit und unser Grundgesetz verstellt". Zwar gehörten "Freiheit und Verantwortung zusammen", so Teuteberg. "Trotzdem geht unser Grundgesetz davon aus, dass es Dinge gibt, bei denen nicht ohne weiteres in persönliche Entscheidungen eingegriffen werden kann."

Linda Teuteberg stellte klar: Sie selbst sei dreimal geimpft, "das hat aber nicht meinen Sinn für Verhältnismäßigkeit und unser Grundgesetz verstellt". (Bild: ARD)
Linda Teuteberg stellte klar: Sie selbst sei dreimal geimpft, "das hat aber nicht meinen Sinn für Verhältnismäßigkeit und unser Grundgesetz verstellt". (Bild: ARD)

"Prinzipienreiterei ist etwas anderes, als Prinzipien zu haben"

"Prinzipienreiterei ist etwas anderes, als Prinzipien zu haben", entgegnete Tübingens Oberbürgermeister. Es sei für ihn unvorstellbar, dass es Menschen gebe, die den Schutz gegen eine solche Gefahr schlichtweg verweigern. "Es gibt einerseits die körperliche Unversehrtheit gegenüber der Spritze, und andererseits die derer, die - wenn es schlecht läuft - kein Bett im Krankenhaus bekommen", so Palmer.

Es sei eine Frage der "politischen Klugheit" und "des Vertrauens in die Gesellschaft", nun tatsächlich eine Impfpflicht zu erwägen, wenn diese vorher kategorisch ausgeschlossen worden sei, hielt Teuteberg dagegen. Zudem würde eine Impfpflicht "praktische Probleme" mit sich bringen - etwa dann, wenn man das Gesetz mit Bußgeldern verknüpfen wolle: "Man schafft ein Vollzugsdefizit, wenn man es nicht weiter durchsetzt, oder eine Abhängigkeit von der sozialen Lage, oder man akzeptiert, dass der Rechtsstaat seine Regeln nicht durchsetzt."

Palmer: Politischer Schaden einer Impfpflicht "nicht so groß"

Palmer hingegen glaube nicht an Probleme bei der Umsetzung. "Wenn die Leute wüssten, es kostet 5.000 Euro, ungeimpft zu sein, dann hätten wir 98 Prozent Impfquote", vermutete der Grünen-Mann. "Und um die übrigen zwei Prozent können wir uns in Ruhe kümmern."

Zudem wolle er die Impfpflicht nur für Menschen über 60 einführen. "Wir haben 82 Millionen Bürgerinnen und Bürger. Wenn wir es schaffen, die drei Millionen über 60, die bisher ungeschützt sind, zu impfen, haben wir ein Drittel weniger Menschen in den Krankenhäusern." Damit könne nicht nur das Gesundheitswesen, sondern die gesamte Infrastruktur entlastet werden. Den politischen Schaden, den Teuteberg durch eine derartige Pflicht prognostizierte, halte Palmer für "nicht so groß".