Fünf Themen des Tages: Sanktionen, gefährliche Situation, Melvin

(Bloomberg) -- Sanktionen beenden den Krieg nicht, China warnt vor “gefährlicher Situation”, europäische Aktien fallen, Treasury-Einbruch könnte auslaufen, und Hedgefonds macht nach Redditor-Attacke dicht. Marktteilnehmer könnte heute beschäftigen:

Sanktionen beenden den Krieg nicht

Russland hat trotz härtester Sanktionen dank steigender Einnahmen für Öl und Gas den Rubel stabilisieren und die Auswirkungen auf die heimischen Verbraucher und die Kriegsanstrengungen begrenzen können. Bislang sind es die Waffenlieferungen für Kiew, die dafür sorgen, dass der russische Vormarsch stockt. Mit solcher Militärhilfe habe der Kreml nicht gerechnet, heißt es von Insidern, die ebenfalls berichten, dass die wirtschaftlichen Kosten Präsident Wladimir Putin nicht kümmern. Die russische Ölproduktion wird laut Vize-Ministerpräsident Alexander Nowak auch im Juni weiter steigen, nachdem sie bereits im Mai zugenommen hat. Ölproduktion und -exporte seien “ziemlich stabil”, es werde mehr in den asiatisch-pazifischen Raum geliefert. Finnland und Schweden sind unterdessen immer noch nicht in der Nato.

China warnt vor ‘gefährlicher Situation’

China hat die USA erneut vor einer verstärkten Unterstützung Taiwans gewarnt. “Wenn die USA darauf bestehen, die Taiwan-Karte auszuspielen und immer weiter in die falsche Richtung gehen, wird dies sicherlich zu einer gefährlichen Situation führen”, so Politbüro-Mitglied und Ex-Außenminister Yang Jiechi gegenüber US-Sicherheitsberater Jake Sullivan. Laut Weißem Haus ging es in dem Gespräch insbesondere um “regionale Sicherheitsfragen und die Nichtverbreitung von Massenvernichtungswaffen”. Premierminister Li Keqiang hat unterdessen die lokalen Regierungen aufgefordert, in den kommenden Wochen “entschlossen” das Wachstum anzukurbeln. Laut Goldman Sachs deutet dies darauf hin, dass die Politik “möglicherweise Raum für zusätzliche fiskalpolitische Unterstützung in der zweiten Jahreshälfte” lassen will.

Europäische Aktien fallen

Die europäischen Aktien brachen am Donnerstag in Folge des starken Ausverkaufs bei US-Titeln ein. Besorgnis über eine Konjunkturabkühlung drückte den Stoxx Europe 600 Index gegen Mittag um 2,1%, nachdem der S&P 500 den größten Rückgang seit fast zwei Jahren verzeichnet hatte. “Ich denke, wir haben es immer noch mit einem klassischen Bärenmarkt zu tun, bei dem die Volatilität das Sagen hat, und die einfache Schlussfolgerung für Aktien ist, dass die Gewinnspannen der Unternehmen von nun an unter Druck stehen werden”, sagte Neil Campling von Mirabaud Securities. Strategen gehen davon aus, dass die Aktienmärkte weltweit neue Tiefststände erreichen werden, obwohl der MSCI All Country World Index seit Ende März 11 Billionen Dollar an Wert verloren hat. Der Stoxx 600 wird laut der monatlichen Bloomberg-Umfrage im Dezember bei 476 Indexpunkten stehen, was einem Minus von 2,5% für das Jahr entspricht.

Treasury-Einbruch könnte auslaufen

Nach Ansicht von JPMorgan Asset Management dürfte der größte Anleihemarkt der Welt das Schlimmste hinter sich haben. Die Märkte hätten die Erwartung aggressiver US-Zinserhöhungen zur Bekämpfung der höchsten Inflation seit vier Jahrzehnten nun weitgehend eingepreist. Selbst wenn die Renditen von hier aus weiter steigen sollten, sei der Großteil der Verluste bereits eingetreten. Bestenfalls bis zu 3,25% könne es bei der 10-jährigen Benchmark noch aufwärts gehen - am Donnerstag wurde diese um 2,9% gehandelt. Auch Morgan Stanley und Pimco sagen voraus, dass das Schlimmste wahrscheinlich vorüber ist. Dennoch dürfte 2022 das volatilste Jahr für Treasuries seit mehr als zehn Jahren werden. Deutsche Bundesanleihen profitieren am Donnerstag von der Risk-Off-Stimmung an den Finanzmärkten, die Renditekurve wird flacher.

Hedgefonds macht nach Attacke von Reddit-Nutzern dicht

Vor über einem Jahr war Melvin Capital Management, der Hedgefonds von Gabe Plotkin, durch einen Short Squeeze von Amateurhändlern, die sich auf Reddit organisiert hatten, unter die Räder gekommen. Jetzt gibt der 7,8 Milliarden Dollar schwere Hedgefonds auf und macht dicht. Plotkins plötzliche Entscheidung, die er am Mittwoch in einem Brief an seine Anleger bekannt gab, beendet einen Comeback-Versuch, der von einigen der größten Akteuren der Wall Street finanziert wurde. Die Bemühungen waren zunächst vielversprechend, gerieten aber in den letzten Wochen ins Stocken. Plotkins Fonds stürzte bis April dieses Jahres um mehr als 23% ab. Und es gibt Anzeichen dafür, dass er bei der jüngsten Talfahrt auf dem falschen Fuß erwischt wurde: Fünf der sechs größten Positionen, die Melvin am Ende des ersten Quartals hielt, sind Aktien, die in diesem Monat zweistellig eingebrochen sind.

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